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Marine: Projekt mit Hubschrauberdrohne UMS Skeldar beendet

Lars Hoffmann

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In den vergangenen Wochen war in Fachkreisen immer wieder spekuliert worden, dass die Integration von Hubschrauberdrohnen auf den Korvetten der Deutschen Marine vor großen Problemen steht. Heute bestätige ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, dass das Projekt zur Lieferung eines Marinedrohnensystems zur „Aufklärung und Identifizierung im maritimen Einsatzgebiet“ (AImEG) abgebrochen wurde. Es seien vertraglich vereinbarte Meilensteine nicht erreicht worden, heißt es zur Begründung.

Für den Einsatz auf den Korvetten sollte die Hubschrauberdrohne Sea Falcon, Herstellername UMS Skeldar V-200, genutzt werden. Die Drohne ermögliche den Schiffen eine weiträumige Aufklärung von mehr als einhundert Kilometern im Umkreis, heißt es auf einer Seite der Bundeswehr. Dieses „Eye in the sky“ ergänze ideal die Hauptwaffe der Korvetten, den weitreichenden See- und Landziel-Lenkflugkörper RBS15 Mk3.

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Das Herstellerunternehmen UMS Skeldar befindet sich mittlerweile vollständig im Besitz des schwedischen Rüstungskonzerns Saab, nachdem dieser die Anteile des schweizerischen Co-Eigentümers übernommen hatte.

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Die Marine hatte zunächst in der Entwicklungsphase ein komplettes Unmanned Aircraft System (UAS) mit zwei Hubschrauberdrohnen plus einer Kontrollstation mit zwei Konsolen und einem Rüstsatz in ihrem Bestand, wie es auf der Bundeswehr-Seite heißt. Die Bedienkonsole sei in der Operationszentrale eingebaut. Zum Rüstsatz gehören demnach Anschlüsse für die Konsole und Start- und Landesensoren für das Flugdeck der Korvetten. Wie aus Luftfahrt-Kreisen zu vernehmen ist, soll jedoch eine Sea Falcon im vergangenen Jahr abgestürzt sein.

Nach der vorgeschalteten Entwicklungsphase sollte die Marine den ursprünglichen Planungen zufolge für ihre Korvetten ab diesem Jahr drei Sea-Falcon-Drohnensysteme erhalten. Den Abschluss eines entsprechenden Vertrages mit dem Hauptauftragnehmer, der Elektroniksystem- und Logistik-GmbH (ESG), hatte das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw Ende 2021 bekanntgegeben. Damit war vorgesehen, das Vorhaben AImEG zur Erweiterung der Fähigkeiten der Korvetten zur bildgebenden Aufklärung umzusetzen.

Die ESG führte dabei ein Konsortium aus dem Hersteller und Lieferanten des Fluggeräts, UMS Skeldar Sweden, dem Hersteller der Korvette, NVL B.V. & Co. KG, und dem Luftfahrtelektronikproduzenten CUONICS.

Im April 2021 hatten die Bundestagsausschüsse für Verteidigung und Haushalt im Rahmen einer 25-Mio-Euro-Vorlage grünes Licht für das Vorhaben gegeben. Das Projekt war damals mit insgesamt 80,3 Millionen Euro veranschlagt worden. Der überwiegende Anteil von 52,6 Millionen Euro war für die Entwicklung in der Pilotphase bis 2023 vorgesehen. Die Beschaffung der Systeme und deren Integration an Bord der Korvetten in den Jahren 2024 und 2025 wurde seinerzeit mit 27,7 Millionen Euro beziffert.

Unklar ist, wie es jetzt für die Marine weitergeht. Dem für Rüstung zuständigen BAAINBw liegen dazu keine weiteren Informationen vor, wie es auf Nachfrage mitteilte. Naheliegend wäre, ein anderes Drohnensystem zu testen oder auf eine verbesserte Version der Sea Falcon zu warten. Wie ein Vertreter des Sea-Falcon-Herstellerunternehmens kürzlich am Rande der Messe Eurosatory in Paris sagte, wird die Hubschrauberdrohne ständig weiterentwickelt.

Bei der damaligen Ausschreibung für das neue Marine-UAS hatte sich auch der deutsche Rüstungskonzern Diehl zusammen mit der österreichischen Firma Schiebel und dem Camcopter beworben. Das Team um ESG und UMS Skeldar setzte sich jedoch final durch, nachdem Diehl und Schiebel kein Angebot abgegeben hatten. Als Herausforderung galt die Forderung der Marine, eine leistungsfähige Hubschrauberdrohne für die Nutzung des Treibstoffs Kerosin anzubieten.

Mit dem Thema Drohnen für Marineschiffe beschäftigt sich auch der Luftfahrtkonzern Airbus Helicopters. Das Unternehmen entwickelt die auf einem Leichthubschrauber basierende Helikopterdrohne VSR700 für die französische Marine. Das wie die V-200 von einem Dieselmotor angetriebene UAS weist jedoch ein deutlich höheres Abfluggewicht und eine höhere Nutzlast auf.

Lars Hoffmann