Die dänische Rüstungsbeschaffungs- und Logistikagentur DALO hat Rheinmetall einen Auftrag für die Lieferung einer neuen Handgranate vom Typ M/85A3 erteilt, die den M/54-Handgranatenbestand der dänischen Streitkräfte ergänzen sollen. Dies geht aus einem Beitrag der DALO auf der Plattform LinkedIn hervor. Einer auf Anfang Januar 2025 datierten DALO-Mitteilung auf der europäischen Online-Vergabeplattform TED zufolge, wurde die auf rund 28 Millionen Euro datierte Rahmenvereinbarung mit der Rheinmetall Waffe Munition ARGES GmbH bereits am 28. November 2024 geschlossen.
Die in Dänemark hergestellte Handgranate M/54 hat den dänischen Streitkräften seit ihrer Einführung im Jahr 1954 gute Dienste geleistet und ist nach wie vor im Einsatz. Die Erfahrungen aus Einsätzen, insbesondere in urbanem Umfeld, haben jedoch gewisse Schwächen der Konstruktion offenbart. Die M/54 ist eine extrem starke Granate mit einer 180 g schweren Sprengladung aus gepresstem TNT in einem natürlich zerspringenden Stahlkörper. Dies macht die Granate mit 540 g nicht nur relativ schwer und schränkt die praktische Wurfweite ein, sondern führt auch dazu, dass der Schadensradius der Explosion und der Splitter etwa 8 m beträgt. Darüber hinaus ist die Spreng- und Splitterwirkung stark genug, um möglicherweise Gebäudestrukturen zu beschädigen. Aufgrund dieser beiden Faktoren ist die M/54-Granate nur bedingt für Operationen in urbanen Gebieten und im Rahmen des Häuserkampfes geeignet.
Die neue Granate M/85A3 wird nach Angaben der DALO beschafft, um den dänischen Truppen ein geeigneteres Mittel für diese Szenarien an die Hand zu geben. Die Handgranate wird in zwei Varianten eingeführt, die von der DALO als „defensiv“ und „offensiv“ bezeichnet werden. Nach Angaben von Major Peter Rasmussen (DALO) waren die erhöhte Flexibilität und Sicherheit die entscheidenden Faktoren bei der Wahl der neuen Granate.
Die M/85A3 ist eine kompaktere und leichtere Granate als die M/54, mit einem Gesamtgewicht von 340 g bei der defensiven und 180 g bei der offensiven Version, wobei beide Typen eine Sprengladung von 90 g Penthrit (Pentaerythritol-Tetranitrat, PETN) enthalten. Die Offensivgranate nutzt die Explosion als primären Schadensmechanismus, mit minimaler Fragmentierung, was sie ideal für den Einsatz im Nahbereich macht, z. B. in urbanen Umgebungen. Die defensive Version der M/85A3 verfügt zusätzlich zur Sprengladung über eine Splitterhülle mit über 3.500 vorgeformten Fragmenten, die ihr einen Schadensradius von etwa 5 m verleihen.
Ein zusätzliches Merkmal der neuen Handgranate ist ihre Safe-and-Arm-Vorrichtung, die es im Vergleich zur älteren M/54 einfacher und sicherer macht, die Granate wieder in einen sicheren Zustand zu bringen, falls der Benutzer beschließt, sie nicht zu werfen. Ein bekannter Schwachpunkt der M/54 ist die Schwierigkeit, den Sicherheitsstift zu ersetzen, wenn er einmal herausgezogen wurde, was das „Wieder-Sichern“ der Granate, insbesondere in Stresssituationen, potenziell gefährlich macht.
Ungeachtet der anerkannten Schwächen der M/54-Granate zeigt die Tatsache, dass sie neben der neuen M/85A3-Granate weiterhin im Einsatz ist, dass die dänischen Streitkräfte sie nach wie vor für eine wichtige und wirksame Waffe halten.
Thomas Lauge Nielsen