Der Rüstungskonzern General Dynamics European Land Systems (GDELS) hat bei den DALO Industry Days, einer vom 21. bis 22. August im dänischen Ballerup stattfindenden Rüstungsmesse, erstmalig einen Demonstrator einer Skyranger 30-Flugabwehrkanonenpanzervariante auf einer Piranha-V-Plattform gezeigt.
Die dänische Rüstungsbeschaffungsbehörde DALO hatte bereits im Mai 2023 angekündigt, Skyranger-Flugabwehrkanonenpanzer im Rahmen des Vorhabens Very Short Range Air Defence beschaffen zu wollen. Gut informierten Kreisen zufolge wird eine Vertragsunterzeichnung in den kommenden beiden Wochen erwartet.
Absicht des dänischen Heeres ist es, den Skyranger 30 auf Basis der 8×8-Plattform Piranha V einzuführen, die bereits seit geraumer Zeit im dänischen Heer im Einsatz ist und die Anforderungen an Mobilität und Schutz erfüllt. Als Bewaffnung des zukünftigen dänischen Skyranger-Flugabwehrkanonenpanzers, bei dem die Plattform von GDELS, Turm und Waffenanlage von Rheinmetall kommen, dient eine KCE-Revolverkanone im Kaliber 30 x 173 mm mit einer Reichweite von ca. 3.000 m und eine Feuerrate von 1.200 Schuss pro Minute. Als Zweitbewaffnung erhält das System gut informierten Kreisen zufolge voraussichtlich den Lenkflugkörper Mistral.
Nach Angaben von Rheinmetall im konzerneigenen Magazin (Dimensions 2/2023) plant Dänemark die Beschaffung von insgesamt 15 Systemen.
Skyranger 30
Das zentrale Element des Skyranger 30 bildet laut Hersteller die KCE-Revolverkanone im Kaliber 30 x 173 mm. Die Waffe habe ihre immense Feuerkraft und Präzision in der Erprobung unter widrigsten Wetterbedingungen bewiesen und sei in der Lage, sogenannte Air Burst Munition (ABM) zu verschießen. Die 30-mm-ABM-Technologie von Rheinmetall programmiert dem Unternehmen zufolge das Projektil beim Rohraustritt so, dass es nach einer voraus berechneten Strecke detoniert und dabei eine große Zahl von Subprojektilen aus Wolfram freisetzt, die quasi eine schnell fliegende Wolke bilden, die auch kleine Drohnen außer Gefecht setzen kann.
Eine Salve von 18 Schuss, von denen jeder 200 Gramm Subprojektile enthält, erzeugt so ein Salvengewicht von 3,6 Kilogramm. Da die einzelnen Patronen trotz modernster Fertigung mitunter leicht unterschiedliche Treibladungsmengen aufweisen, unterscheiden sich auch ihre Mündungsgeschwindigkeiten entsprechend. Würden alle Projektile so programmiert, also ob sie die gleiche theoretische Mündungsgeschwindigkeit aufweisen, könnte sich dann erhebliche Abweichungen beim gewünschten Detonationspunkt ergeben. Um dies zu vermeiden, hat Rheinmetall nach eigenen Angaben eine Technik entwickelt, mit der an der Rohrmündung zunächst die tatsächliche Geschwindigkeit gemessen wird und erst danach die Programmierung erfolgt. Das erhöht die Präzision.
Dem Vernehmen nach soll der dänische Flugabwehrkanonenpanzer in puncto Sensorik, genauso wie die deutsche und ungarische Variante des Skyranger 30, Radare des Typs SPEXER 2000M 3D MkIII von Hensoldt erhalten. Im Gegensatz zu der gezeigten Demonstrator-Turmvariante, wie sie beispielsweise auf unterschiedlichen Messeauftritten mit vier Radarpanelen, die je eine 90-Grad-Abdeckung haben, gezeigt wurde, deckt jedes der Spexer-Radarpanele einen Winkelbereich von je 120 Grad ab. Somit reichen drei Panele aus, um eine 360-Grad-Luftlage zu erfassen.
Das SPEXER 2000M 3D MkIII zeichnet sich Hensoldt zufolge durch eine hohe Detektionsleistung aus, so dass die Effektoren des Flakpanzers ihre volle Leistungsfähigkeit entfalten können. Pro Panel können Hensoldt zufolge mehr als 300 Ziele gleichzeitig aufgeklärt und verfolgt werden. Die Detektionsfähigkeit ist sowohl für Micro-Drohnen als auch Kampfflugzeuge und Lenkflugkörper gegeben. Mit der Scan-on-the-move-Fähigkeit kann Spexer auch in der Bewegung aufklären. Das Radar arbeitet im Frequenzbereich 9,2 bis 10 GHz (X-Band) und kann je nach Einstellung Ziele in bis zu 40 Kilometern Entfernung aufklären. Neben den Spexer-Radaren verfügt der Skyranger 30 zudem über eine leistungsfähige Elektrooptik. Geliefert wird die Elektrooptik dem Vernehmen nach bislang vom britischen Unternehmen Chess Dynamics.
Piranha V
Der Piranha V ist die neueste Version der bewährten Piranha-Fahrzeugfamilie. Die dänischen Streitkräfte haben bis dato 309 Fahrzeuge in sechs unterschiedliche Varianten – Infanteriegruppenfahrzeug, Führungsfahrzeug, Pionierfahrzeug, Sanitätsfahrzeug, Instandsetzungsfahrzeug und Mörserträger – von GDELS beschafft. Die Maße der turmlosen Plattform betragen 8 m in der Länge, 2,99 m in der Breite und 2,34 m in der Höhe.
Die bis zu 33 t schwere Plattform – die Nutzlast beträgt rund 14,5 t – verfügt über einen 480-kW-Dieselmotor von Scania sowie ein automatisches Getriebe von ZF. Acht gelenkte Räder und ein höhenverstellbares Fahrwerk von McPherson tragen ebenfalls zur hohen Mobilität des in Kreuzlingen gefertigten Fahrzeuges bei.
Waldemar Geiger und Lars Hoffmann