Das US-Außenministerium hat den möglichen Verkauf der neuesten Version der AIM-120D-3 Advanced Medium Range Air-to-Air Missile (AMRAAM) an Dänemark genehmigt und seine Entscheidung dem US-Senat zur endgültigen Genehmigung vorgelegt. Dies wurde am 29. Oktober sowohl von der für den Export von US-Waffen zuständigen Behörde U.S. Defense Security Cooperation Agency als auch von der dänischen Rüstungsbeschaffungsbehörde Danish Defence Acquisition and Logistics Agency (DALO) bekannt gegeben.
Der potenzielle Verkauf an Dänemark muss nun noch vom US-Kongress im Rahmen des so genannten „Stillschweigeverfahrens“ genehmigt werden. Dies bedeutet, dass der Verkauf als genehmigt gilt, wenn der US-Kongress nicht innerhalb von 15 Tagen aktiv Einspruch erhebt.
Konkret betrifft die Genehmigung bis zu 207 Stück des Flugkörpers AIM-120D-3, 9 Stück Lenksektionen für den Flugkörper sowie verschiedene Formen der Unterstützung, wie Ausrüstung, Dokumentation, Ersatzteile, Software-Updates und Reparaturdienste. Ein eventueller Verkauf an Dänemark würde im Rahmen des U.S. Foreign Military Sale (FMS)-Systems erfolgen. Im Rahmen von FMS kauft ein Abnehmerland militärische Ausrüstung von der US-Regierung und nicht direkt vom jeweiligen US-Hersteller. Dies kann Vorteile in Bezug auf Preise und Lieferzeiten mit sich bringen und, wie im Falle Dänemarks, ermöglicht es dem Abnehmerland auch, im Rahmen des Verkaufs technische Unterstützung von den USA zu erhalten.
Die ursprüngliche Version der AIM-120 wurde 1991 in Dienst gestellt und ist seit der Ausmusterung der AIM-54 Phoenix im Jahr 2004 der einzige Luft-Luft-Flugkörper im US-Bestand, dessen Reichweite über die Sichtweite hinausgeht. Der Flugkörper ist rund 3,6 m lang und wiegt beim Abschuss etwa 150 kg. Die aktualisierte AIM-120D-3 wird von der RTX Corporation, ehemals Raytheon Technologies Corporation, hergestellt und verfügt über eine Zweiwege-Datenverbindung, eine verbesserte Lenkung und eine größere Reichweite. Die genaue Reichweite des Flugkörpers ist geheim, liegt aber vermutlich in der Größenordnung von 160-180 km. Der Feststoffraketenmotor verleiht dem Flugkörper eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 4, d.h. über 1.300 m/s. Die D-Version des Flugkörpers verwendet die gleichen beschnittenen Tragflächen wie die C-Version, so dass er in den Waffenschächten von Flugzeugen wie der F-22 und der F-35 mitgeführt werden kann.
Dänemark ist seit 2002 am F-35-Programm beteiligt und entschied sich 2016 für die konventionell startende und landende Variante F-35 A als Ersatz für seine F-16. Die erste dänische F-35 wurde 2021 ausgeliefert, blieb aber zu Ausbildungszwecken in den USA, die erste Lieferung ins Land folgte 2023. Insgesamt hat Dänemark 27 Flugzeuge in Auftrag gegeben.
Laut der Pressemitteilung der DALO ist die aktuelle AIM-120D-3 als Langstrecken-Luft-Luft-Bewaffnung für die F-35A der dänischen Luftwaffe vorgesehen. Die jetzige Beschaffung stellt einen wichtigen Schritt dar, um die dänische F-35-Flotte voll einsatzfähig zu machen und damit die Anforderungen der NATO zu erfüllen. Dänemark hatte bisher sowohl die AIM-120B- als auch die C-Version des AMRAAM als Teil der Bewaffnung der F-16 der dänischen Luftwaffe in seinem Bestand.
Die tatsächliche Menge der von Dänemark zu beschaffenden AIM-120 ist nicht bekannt, und jede künftige Beschaffung durch Dänemark muss vom dänischen Parlament genehmigt werden. Der Grund dafür, dass Dänemark die USA um eine Vorabgenehmigung für eine mögliche künftige Beschaffung ersucht, besteht darin, dass nach der Genehmigung durch das dänische Parlament die tatsächliche Beschaffung relativ schnell durchgeführt werden kann, da die erforderliche Genehmigung des US-Außenministeriums und des Kongresses bereits vorliegt.
Der potenzielle Gesamtwert des Kaufs beläuft sich auf maximal 744 Millionen US-Dollar bzw. rund 686 Millionen Euro, wenn Dänemark die gesamte oben beschriebene Menge kauft.
Thomas Lauge Nielsen