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Lürssen gliedert Marine-Sparte aus

Der Bremer Werftkonzern Lürssen spaltet sich in zwei Sparten für den Marineschiffbau und für das zivile Geschäft auf. Das Unternehmen hat seine Geschäftspartner darüber informiert, dass der Marineschiffbau ab dem 1. Oktober unter der neuen Dachmarke Naval Vessels Lürssen (NVL) fortgeführt wird. Als eigenständige Gesellschaften werden demnach alle Defence-Standorte in der neuen NVL Group vereint.  Die NVL Group verantwortet damit das gesamte Neubauspektrum sowie alle Reparaturaktivitäten von Marineschiffen und Küstenwachbooten.

Als künftige Dachgesellschaft der NVL Group soll das eigenständige aus der Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG ausgegründete  Unternehmen NVL B.V. & Co. KG fungieren.  B.V. steht als Abkürzung für die niederländische Rechtsform der „besloten vennootschap“, die in vielerlei Hinsicht einer deutschen GmbH ähnelt. Das niederländische Unternehmensrecht gilt aus Firmenperspektive als vorteilhafter als das deutsche. In den vergangenen Jahren haben immer wieder Unternehmen die niederländische Rechtsform gewählt. So hat auch die Holding-Gesellschaft des deutsch-französischen Joint Ventures von KMW und Nexter (KNDS) ihren Sitz in Amsterdam.

Die NVL B.V. & Co. KG hat ihren Sitz in Bremen-Vegesack und soll den Angaben zufolge gemeinsam von Klaus Borgschulte und Tim Wagner als Sprecher sowie Lena Ströbele und Dirk Malgowski geschäftsführend geleitet werden.

Zur NVL Group gehören die Neubaustandorte Peene-Werft in Wolgast und Blohm+Voss in Hamburg, die Service-Aktivitäten der Lürssen Logistics, die beiden Reparaturwerften Neue Jadewerft in Wilhelmshaven und Norderwerft in Hamburg sowie Standorte in Australien, Bulgarien und Brunei.

Die zukünftig unter der Dachmarke NVL zusammengefassten Standorte der Lürssen-Gruppe werden einen großen Anteil am Bau der zukünftigen Fregatte F126 der Deutschen Marine haben. Der Auftrag für die Lieferung von vier Schiffen dieses Typs wurde kürzlich vom Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw an die niederländische Werft Damen Schelde Naval Shipbuilding vergeben. Lürssen fungiert in dem Projekt als wichtiger Unterauftragnehmer, da der größte Teil der Wertschöpfung in Deutschland erfolgen soll.

Gut informierten Kreisen zufolge soll neben Lürssen auch die German Naval Yards Kiel (GNYK) in den Bau der Fregatten einbezogen werden. Wie es heißt, aus Kapazitätsgründen. Zeitplan und Umfang scheinen jedoch noch nicht final festzustehen. Sollten tatsächlich wesentliche Segmente der F126 bei GNYK in Kiel hergestellt werden, dürfte die Koordination mit dem Hauptauftragnehmer Damen kein Problem darstellen. Denn seit Juni verstärkt Rino Brugge, der praktisch sein gesamtes Berufsleben bei Damen verbracht hat und in einer seiner letzten Positionen als Chef der Werft Damen Shipyards Galati in Rumänien tätig war, die Führung von GNYK als dritter Geschäftsführer.

Lürssen und GNYK hatten im Mai vergangenen Jahres angekündigt, ihre Marinesparten in einem Gemeinschaftsunternehmen zusammenlegen zu wollen. Danach war es jedoch still um diese Vereinbarung geworden.

Die Geschäftspartner von Lürssen wurden überdies darüber informiert, dass der Neubau und die Modernisierung von Yachten unverändert unter der Marke Lürssen mit der Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG als Dachgesellschaft fortgesetzt wird.

Unter der Marke Lürssen soll das gesamte Neubau-Portfolio der Sparte Yachten durch die Bremer Fr. Lürssen Werft gemeinsam mit der Lürssen-Kröger Werft in Schacht-Audorf unverändert fortgeführt werden. Alle Aktivitäten für den Bereich Yacht-Refits und -Services werden an den Standorten Bremen und Hamburg aus der Sparte Yachten geführt.

Die Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG als Dachgesellschaft der Sparte Yachten wird geleitet durch Peter Lürßen als Vorsitzenden, Justus Reinke, Lena Ströbele, Sebastian Rheineck und York Ilgner. Beide Sparten mit allen zugeordneten Gesellschaften bleiben den Informationen zufolge auch in Zukunft Teil der unverändert familiengeführten Unternehmensgruppe Lürssen.

Dagegen will sich Lürssen offenbar vom unprofitablen Geschäft mit der Wartung und der Reparatur von Schiffen auf seiner vor einigen Jahren erworbenen Werft Blohm + Voss in Hamburg zurückziehen. Medienberichten zufolge hat Peter Lürßen gestern vor der Hamburger Belegschaft angekündigt, diesen Bereich einstellen zu wollen. Gleichzeitig soll die Zahl der Mitarbeiter reduziert werden. In den Medien wird spekuliert, dass davon bis zu ein Fünftel der rund 600 Stellen bei Blohm + Voss betroffen sein könnte.

Beobachter hatten bereits seit längerem erwartet, dass sich Lürssen in die zwei Sparten aufgliedern würde.
lah/1.10.2021

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