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KMW und Rheinmetall gründen Joint Venture

Die deutschen Landsystemhäuser Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Rheinmetall haben unter dem Namen „Lithuania Defense Services“ (LDS) ein in Litauen ansässiges Joint Venture gegründet, um Gefechtsfahrzeuge der litauischen sowie weiterer im Baltikum stationierter NATO-Streitkräfte logistisch zu betreuen, wie aus einer heute veröffentlichten Pressemitteilung von Rheinmetall hervorgeht. Demnach werden die beiden deutschen Rüstungsunternehmen jeweils 50 Prozent an dem im litauischen Jonava ansässigem Unternehmen halten. Die Geschäftsführung übernimmt der ehemalige Heeresoffizier und langjährige Rheinmetall-Mitarbeiter Sebastian Dietz.

Der Standort in Jonava weist den Angaben zufolge eine Bahnanbindung auf – wichtig für einen effizienten An- und Abtransport von Kettenfahrzeugen – und liegt in der Nähe von Rukla, wo unter anderem die von Deutschland geführte NATO-Battlegroup stationiert ist.

Rheinmetall zufolge wird es die zentrale Aufgabe des Unternehmens sein, die litauischen Maschinenkanonenboxer in der Version „Vilkas“ zu betreuen. Die litauischen Streitkräfte haben 2016 die Beschaffung von 88 dieser Fahrzeuge eingeleitet und kurz nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges eine zügige weitere Beschaffung von mehr als 100 weiteren Fahrzeugen dieses Typs angekündigt.

Der Meldung zufolge soll LDS auch „weitere Gefechtsfahrzeuge der baltischen Staaten sowie die von den während der Enhanced Forward Presence-Rotationen im Baltikum stationierten NATO-Streitkräften eingesetzten Gefechtsfahrzeuge“ instand setzen. Dazu gehörten neben dem Boxer unter anderem auch der Schützenpanzer Puma, der Bergepanzer 3 Büffel, unterschiedliche Varianten des Kampfpanzers Leopard 2 sowie die Panzerhaubitze 2000. Als so genannte Original Equipment Manufacturer verfügen die beiden deutschen Hersteller nach eigenen Angaben über eine umfangreiche Expertise. Die Präsenz vor Ort in Verbindung mit dem Ausbau regionaler Kapazitäten solle der NATO zudem „kürzere Reaktionszeiten und eine bessere Sicherheit der Versorgungskette“ bieten.

Die Mitteilung erfolgt nur einen Tag nach der Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz ins Baltikum. Scholz hat während seines Aufenthalts den Ausbau der deutschen Beteiligung an der Enhanced Forward Presence in Litauen – einer internationalen Battlegroup in der Größe eines verstärkten Bataillons – angekündigt. Offenbar wird in diesem Zusammenhang beabsichtigt, eine Brigade der Bundeswehr dauerhaft mit dem Auftrag zu versehen, Kräfte in Litauen zu stationieren und zu führen. Medienberichten zufolge soll die Hälfte der Brigade in Deutschland und die andere Hälfte in Litauen präsent sein und sich stetig abwechseln. Das Material der Brigade soll dauerhaft in Litauen stationiert werden.

Genaue Zeitlinien für die Umsetzung dieser Pläne wurden nicht bekanntgegeben. Einige sicherheitspolitische Beobachter gehen davon aus, dass die Maßnahme ein Hinweis darauf sein könnte, dass die Bundesrepublik Deutschland sich nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine nicht mehr an die in der NATO-Russland-Grundakte gegebenen Zusagen gebunden fühlt. In diesem als Absichtserklärung verstandenen Dokument wurde Russland 1997 unter anderem zusagt, dass keine dauerhafte Stationierung von NATO-Verbänden – nach landläufiger Lesart sind damit Truppenkörper ab Brigadeebene gemeint – auf dem Territorium der neuen NATO-Mitgliedsstaaten in Mittel- und Osteuropa vorgesehen ist.
wg/12/8.6.2022

 

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