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IAV 2025: Das ungarische Lynx-Schützenpanzerprogramm

Sam Cranny-Evans

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Die 30. Mechanisierte Infanteriebrigade des ungarischen Heeres hat den Schützenpanzer Lynx erhalten und beginnt nun mit dem langen und komplexen Prozess der Integration des Fahrzeugs in ihre Strukturen. Auf der von Defence IQ ausgerichteten International Armoured Vehicles Conference 2025 (IAV), die vom 21. bis 23. Januar in Farnborough (Großbritannien) stattfindet, wurden einige der Herausforderungen und Erfolge dieses Prozesses erörtert.

Der Referent, der als Offizier in den ungarischen Streitkräften dient und während der Veranstaltung einen Vortrag hielt, erklärte, dass 2024 ein Schlüsseljahr für die Lynx-Plattform gewesen sei und dass die 30. Mechanisierte Brigade in diesem Jahr eine Fahrer- und Turmbedienerausbildung sowie eine technische Ausbildung durchgeführt habe. Der Vortragende wies darauf hin, dass die frühere Ausstattung der Brigade Radfahrzeuge wie den sowjetischen BTR-80 umfasste. Die Soldaten waren seinen Worten zufolge an Patrouillen und die Besetzung von Checkpoints gewöhnt, „sie mussten die Kunst der mechanisierten Kriegsführung neu lernen“, so der ungarische Offizier.

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Bis zum Ende 2025 sollen insgesamt 46 von Rheinmetall gefertigte Lynx-Schützenpanzer ausgeliefert werden, bis 2030 sollen die ungarischen Streitkräfte insgesamt 172 Fahrzeuge erhalten, die im Rahmen des Joint Ventures mit Rheinmetall im Land gefertigt werden, so der Referent. Das erste lokal gefertigte Fahrzeug wurde im Juli 2024 ausgeliefert, was darauf hindeutet, dass die Pläne zum Aufbau einer lokalen Produktion relativ weit fortgeschritten sind. Die zukünftigen Fahrzeuge werden neben den bestehenden Lynx-Schützenpanzer- und Führungspanzer-Varianten weitere Varianten umfassen: Der Referent erläuterte, dass es eine Aufklärungsvariante, ein Mörserfahrzeug, ein Zielaufklärungsfahrzeug, eine Medevac-Variante und schließlich ein Fahrerschulfahrzeug geben wird. Ungarn arbeitet auch an der Entwicklung einer neuen Variante des Lynx, die mit dem Skyranger-30-Turm von Rheinmetall bewaffnet ist, der 2023 im Rahmen eines Entwicklungsvertrags beauftragt wurde.

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Der Offizier wies darauf hin, dass die Partnerschaft mit Rheinmetall sehr eng sei und die Erfahrungen aus der ungarischen Nutzung des Fahrzeugs schnell umgesetzt würden. „Das ist der Schlüssel, um Vertrauen bei den Soldaten aufzubauen“, fügte er hinzu.

„Die Digitalisierung des Fahrzeugs und seiner Sensoren ist für die ungarischen Streitkräfte sehr wichtig, denn der Soldat ist ein Sensor, und er muss in der Lage sein, Informationen an das Fahrzeug und dorthin zu senden, wo sie benötigt werden“, sagte der Vortragende. Dies steht im Zusammenhang mit einem geplanten digitalen Soldatensystem, das den Lynx als zentralen Knotenpunkt des digitalen Netzwerks nutzen wird. „Wir arbeiten mit Elbit zusammen, um deren Hardware einzuführen, so dass unsere Infanterie dem Lynx Ziele melden kann und der Lynx den Feind bekämpft“, fügte er hinzu.

Im Hinblick auf die Zukunft wies der ungarische Offizier darauf hin, dass eine der größten Herausforderungen für die Infanterie darin besteht, so lange wie möglich im Fahrzeug zu bleiben und wenn möglich vom Fahrzeug aus zu kämpfen, aber auch so lange wie nötig zu Fuß. All dies erfordert jedoch eine neue Doktrin und ein neues Ausbildungssystem – eine schwierige Aufgabe. Außerdem beginnt die Brigade gerade erst mit der Integration des ungarischen Leopard 2A7, was einen völlig neuen Lernprozess bedeutet.

Lynx KF41 Schützenpanzer

Das Situationsbewusstsein des ungarischen Schützenpanzers Lynx wird durch eine Reihe moderner Technologien verbessert, darunter die automatische Zielerfassung und -verfolgung sowie ein 360-Grad-Lageerkennungssystem, das aus Wärme- und elektrooptischen Kameras besteht. Außerdem verfügt er über ein 360-Grad-Laserwarnsystem und ein akustisches Schussdetektionssystem, die alle in einen Zentralrechner einfließen. Das Fahrzeug erreicht 75 km/h auf einer befestigten Straße und 70 km/h im Gelände – beides habe sich in der Praxis bewährt, so der Vortragende. Er fügte hinzu, dass das Fahren des Fahrzeugs und das Erlernen des Umgangs mit ihm einfach sei und dass die ungarischen Soldaten die Anpassung nicht als zu schwierig empfunden hätten.

Die Front und die Seiten des Fahrzeugs sind gegen Beschuss mit 25mm-Munition geschützt, das Heck gegen Beschuss mit 14,5mm-Maschinengewehren. Es ist geplant, das Fahrzeug mit dem StrikeShield-System auszustatten, das ein kombiniertes aktives/passives Schutzsystem bietet. Der Lance-2-Turm trägt eine MK 30-2/ABM 30-mm-Kanone mit Doppelgurtzuführung und einer Munitionskapazität von 252 Schuss. Es ist geplant, in naher Zukunft Panzerabwehrflugkörper Spike in den Turm zu integrieren, um der ungarischen Besatzung die Möglichkeit zu geben, schwer gepanzerte Ziele aus größerer Entfernung zu bekämpfen.

Mit seinem großen Innenraumvolumen bietet der Lynx Platz für drei Besatzungsmitglieder und eine Infanteriegruppe mit einer Absitzstärke von bis zu neun Soldaten. Auch die äußeren Dimensionen des Fahrzeuges sind, laut einer Veröffentlichung der ungarischen Streitkräfte, mit einer Höhe von 3,73 m, einer Länge von 8,49 m und einer Breite von 3,8 m beachtlich.

Angetrieben wird der 45 Tonnen schwere Schützenpanzer von einem 1.140 PS starken 12-Zylinder-Dieselmotor des Typs D9612 von Liebherr und einem Getriebe von Renk.

Autor: Sam Cranny-Evans. Der Beitrag erschien erstmalig am 21.01.2025 in englischer Sprache auf der hartpunkt-Partnerseite Calibre Defence