Das österreichische Unternehmen Hintsteiner Defence hat ein neues Schutzkonzept für militärische Baumaschinen mit der Bezeichnung Hi2Protect entwickelt. Das erstmals Ende vergangenen Jahres in Ingolstadt vorgestellte Konzept soll Baufahrzeuge bei deren Einsatz gegen Splitter und Beschuss schützen. Wie der Geschäftsführer des Unternehmens, Martin Hintsteiner, im Gespräch mit hartpunkt erläuterte, bestehen die einzelnen Schutzkomponenten aus einem Fasergemisch, bei dem kein Aramid enthalten ist.
Die Hi2Protect-Schutzbauteile können seinen Worten zufolge auch nachträglich angebracht werden, und werden miteinander gekoppelt oder über Punkte an der Baumaschine fixiert. Aufgrund des geringen Gewichts von wenigen Hundert Kilogramm pro Baumaschine sei keine Verstärkung der Achsen, Bremsen oder des Chassis erforderlich, so der Firmenchef. Das Hi2Protect-System kann laut Hintsteiner ein Schutzniveau von Level 2 gemäß STANAG 4569 gewährleisten. Nicht offiziell abgenommene Schusstests seien bereits erfolgt.
Exemplarisch hat das in der Steiermark ansässige Unternehmen einen Teleskoplader der deutschen Firma Liebherr – mit dem Unternehmen besteht eine Kooperation – mit dem Schutzkonzept ausgerüstet. Laut Hintsteiner ergibt sich für dieses Baufahrzeug ein zusätzliches Gewicht von etwa 450 kg.
Hintergrund der Entwicklung ist der Umstand, dass militärische Baumaschinen laut Hintsteiner größtenteils bei Aufräumarbeiten eingesetzt werden, für die in der Regel kein Schutz erforderlich ist. Nur wenige Maschinen die bedürfen eines Schutzes, etwa bei Aufräumarbeiten auf einem ehemaligen Kriegsschauplatz.
Nicht nur bei drohenden Detonationen oder Beschuss im näheren Umfeld, sondern auch bei Unruhen und Krawallen sei eine Standard-Maschine nicht nutzbar, so das Unternehmen. Bislang würden Fahrzeuge mit massiven Stahlplatten mit kleinen Sichtfeldern aus Panzerglas aufgebaut. Der Nachteil dabei: Die Fahrzeuge werden deutlich schwerer und die Nutzlast sinkt. Der Transport zum Einsatzort wird aufwendiger. Gleichzeitig ist das Sichtfeld und das Fahrverhalten eingeschränkt.
Hintsteiner setzt dagegen weniger auf das schwere Panzerglas, sondern verwendet mehrere Kameras, um gute Sichtverhältnisse unter Schutz zu gewährleisten.
Der Hi2Protect-Schutz wird laut Hersteller in Transportkisten verstaut und kann unproblematisch in ein Krisengebiet transportiert werden. Der Anbau erfolgt dann manuell oder mit Unterstützung eines kleinen Krans.
Nach Aussage des Unternehmenschefs macht Hintsteiner rund 70 Prozent seines Umsatzes mit der Rüstungsindustrie, u.a. als Entwicklungspartner großer Branchenunternehmen bei der Entwicklung und Herstellung leichter Strukturbauteile.
Lars Hoffmann