Trotz des Einzugs neuer Technologien auf dem Gefechtsfeld wird auch heute noch die Hauptlast der Feuerunterstützung im Krieg durch die Artillerie getragen. Dies sieht man aktuell auch am Kriegsverlauf in der Ukraine. Die Stärkung der artilleristischen Fähigkeit und Versorgung der Truppen mit ausreichend Munition ist daher eine von aktuell fünf Kernbestrebungen der Ukraine, welche mit Hilfe von Bündnispartnern kurzfristig erfüllt und langfristig sichergestellt werden sollen.
„Wie die Situation auf dem Gefechtsfeld zeigt, gibt es keinen Ersatz für moderne Artillerie“, erklärte der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerov per Video in einer Pressekonferenz mit dem französische Verteidigungsminister Sebastien Lecornu am 18. Januar. „Eine stärkere Fähigkeit der Artillerie ist eine unserer wichtigsten Voraussetzungen, um diesen Krieg zu gewinnen.“
Lecornu hatte im Vorfeld bekanntgegeben, dass Frankreich und die USA gemeinsam eine „Artilleriekoalition“ bestehend aus 23 Ländern anführen werden, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Artillerie der Ukraine zu stärken.
In diesem Zusammenhang kündigte der französische Verteidigungsminister an, dass Frankreich noch dieses Jahr bis zu 78 155-mm-Radhaubitzen des Typs CAESAR an die Ukraine liefern könnte, wenn andere Länder 60 von den Artilleriesystemen bezahlen würden. „Wir haben 60 Caesar-Geschütze zu finanzieren. Dazu rufe ich alle unsere Verbündeten auf“, sagte Lecornu. Dafür wären Haushaltsmittel in Höhe von 280 Millionen Euro notwendig. Zusätzlich zu den 60 nicht finanzierten Systemen hat Frankreich angekündigt, selbst zwölf Systeme im Wert von 50 Millionen Euro an die Ukraine zu liefern, die ihrerseits selbst bereits sechs CAESAR-Radhaubitzen gekauft und bezahlt hat. Diese sollen in Kürze ausgeliefert werden sollen.
Die vergleichsweise hohen Liefermengen sind möglich, weil der Hersteller KNDS France (ehemals NEXTER) dem Minister zufolge die Produktionszeit der Radhaubitze von 30 auf 15 Monate verkürzt hat. Der rund 18 Tonnen schwere CAESAR 6×6 – von dem Frankreich dem Vernehmen nach bereits 30 Systeme aus Beständen der eigenen Streitkräfte an die Ukraine geliefert hat – basiert auf einem Fahrgestell Renault Sherpa und wurde ab dem Jahr 2000 in die französischen Streitkräfte eingeführt.
Die auf der Ladefläche montierte Waffenanlage verfügt über eine 155-mm-Kanone mit 52 Kaliberlängen. Je nach genutzter Munition können damit Ziele jenseits von 40 Kilometern Entfernung bekämpft werden. Das System ist shoot-and-scoot-fähig. Die Feuerbereitschaft des Systems kann innerhalb von 60 Sekunden nach Erreichen der Stellung erlangt werden. Das Ausfließen aus der Stellung dauert etwa 40 Sekunden nach dem letzten Schuss.
Waldemar Geiger