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Deutschlands Mini-DARPA tritt auf der Stelle

Die Idee, die legendäre Defence Advanced Research Projects Agency (DARPA) der USA zu kopieren und dann ähnlich bahnbrechende Forschungsergebnisse zu erzielen, scheint in Deutschland bislang nicht zu funktionieren. So hat die Mitte vergangenen Jahres gegründete Agentur für Innovation in der Cybersicherheit – kurz Cyberagentur – bisher keinen einzigen Forschungsauftrag vergeben. Dabei ist gerade das ihre Aufgabe.

Offenbar stockt der Prozess auch deshalb, weil die Geschäftsführung der Agentur – die sich explizit die DARPA zum Vorbild genommen hat – lange Zeit unbesetzt war. So verließ zum Juni der Forschungsdirektor Christoph Igel das Haus, weil man sich nicht über die Modalitäten der Vertragsverlängerung einigen konnte, wie es offiziell heißt. Wie aus einem Bericht des Magazins The Economist zu entnehmen ist, nahm Igel jedoch auf Frustration über die politische Einflussnahme seinen Hut. Die Stelle des kaufmännischen Geschäftsführers war da bereits seit März offiziell vakant.

Neuer Geschäftsführer bastelt gerne

Diese Position wurde nun zum 1. September mit Daniel Mayer neu besetzt. Wie aus einer Pressemitteilung der Cyberagentur hervorgeht, war Mayer zwölf Jahre als administrativer Geschäftsführer beim Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) in Leipzig tätig. Sein Schwerpunkt werde der weitere Auf- und Ausbau des kaufmännischen Bereichs der Cyberagentur sein. „Ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung, ein neues Unternehmen mit aufzubauen“, wird Mayer in der Mitteilung zitiert. Zudem sehe er in der neuen Wirkungsstätte eine Chance, ein Hobby mit dem Beruf zu verbinden. „Ich bastele schon seit 30 Jahren gern an Computern und im IT-Bereich.“

Parallel verlässt Gustav Rieckmann nach gut drei Monaten die Cyberagentur und kehrt planmäßig in seinen bisherigen Aufgabenbereich im Bildungszentrum der Bundeswehr in Berlin zurück. Rieckmann hatte die Stelle von Mayer kommissarisch besetzt.

Die Cyberagentur soll den Angaben zufolge längerfristig von einer Doppelspitze geführt werden. Es werde „zeitnah“ neben dem kaufmännischen Geschäftsführer auch ein Forschungsdirektor oder eine Forschungsdirektorin die Agentur führen, heißt es in der Mitteilung. Weitere Details werden wegen des laufenden Besetzungsverfahrens nicht genannt.

Schon seit einigen Monaten gibt es bei der Agentur keinen Personalzuwachs: Wie bereits im Frühjahr sind weiterhin rund 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Vor-Interimsliegenschaft in Halle beschäftigt. Geplant war, die Beschäftigtenzahl bis Jahresende auf 100 aufzustocken. Jetzt wird offenbar erstmal eine echte Interimsliegenschaft gesucht, wobei die Agentur dann irgendwann an den Flughafen Leipzig-Halle ziehen soll.

Die Einrichtung der Mini-DARPA, die hälftig vom BMVg und dem Bundesinnenministerium getragen wird, war im Koalitionsvertrag von Union und SPD im Jahr 2018 verabredet worden. Jetzt stehen die nächsten Wahlen an und es ist abzusehen, dass die Cyberagentur bis dahin von ihrem bis Ende 2022 zur Verfügung stehenden Budget von fast 300 Millionen Euro nichts für Forschung ausgeben wird. Vielleicht kann der neue kaufmännische Direktor zumindest eine kleine Summe in eine Internet-Präsenz investieren, denn die fehlt auch noch.
lah/12/2.9.2021

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