Der US-Rüstungskonzern Raytheon hat einen autonomen Raketenwerfer mit der Bezeichnung DeepStrike entwickelt, wie aus einer Mitteilung des Unternehmens vom 25. März hervorgeht. Demnach hat DeepStrike im Rahmen des Projekts Convergence bereits einen Testabschuss einer neuen Übungsrakete absolviert. Das DeepStrike-Fahrzeug feuerte den Angaben zufolge eine von Raytheon hergestellte Rakete ab, die für das „Joint Reduced Range Rocket“-Programm der U.S. Army entwickelt wurde. Die neue Rakete, deren Name in der Pressemitteilung nicht genannt wurde, nutzt den Angaben zufolge einen Raketenmotor der Firma Ursa Major.
Die Muttergesellschaft von Raytheon ist RTX, zu der auch die RTX Ventures Group gehört, die in Ursa Major investiert hat. Die beiden Unternehmen arbeiteten gemeinsam an der neuen Rakete und haben Feststoffraketenmotoren entwickelt, die im 3D-Druckverfahren hergestellt werden. Die nächste Phase des Programms umfasst Fertigungsverbesserungen, zusätzliche Testflüge im Jahr 2025 und die Qualifikation der neuen Rakete im Jahr 2026.
„Das Team von Ursa Major hat die additive Fertigung genutzt, um die Entwicklung, Fertigung und Erprobung des Motors in beispielloser Zeit abzuschließen. Dies führte in diesem Jahr zu fast 300 statischen Testläufen“, wird Dan Jablonsky, CEO von Ursa Major, in der Mitteilung zitiert. Diese Ankündigung folgt unmittelbar auf die Beauftragung von Anduril mit der Entwicklung eines neuen 120-mm-Raketenmotors für das US-Heer, der die Anzahl der von einem Raketenwerfer des Typs M142 HIMARS mitgeführten Raketen erhöhen soll. Es ist wahrscheinlich, dass Anduril und Ursa Major um ähnliche Programme und Fähigkeiten konkurrieren.
Das DeepStrike-Fahrzeug selbst basiert auf einem „FMTV A2“-Chassis von Oshkosh und verfügt über autonome Fahr- und Navigationssysteme von Forterra. Forterra wurde im Januar 2025 mit der Bereitstellung des autonomen Navigations- und Fahrsystems für die Plattform „Remotely Operated Ground Unit for Expeditionary Fires“ (ROGUE-Fires) beauftragt, die für den Transport der Naval Strike Missile von Kongsberg zur Seezielbekämpfung konzipiert ist. Forterras Rolle in der DeepStrike-Plattform deutet darauf hin, dass das Unternehmen als Partner für autonome Offroad-Fahrzeuge an Bedeutung gewinnt. Oshkosh scheint zudem der bevorzugte Lieferant von Fahrgestellen zu sein, da das Unternehmen auch das Fahrgestell für die ROGUE liefert.

Der Autonomous Multi-domain Launcher (AML) – ein weiterer autonomer Raketenwerfer –, der vom DEVCOM Aviation & Missile Center der U.S. Army entwickelt wurde, scheint jedoch ein Fahrgestell aus der Oshkosh-Familie mittlerer taktischer Fahrzeuge zu verwenden, die die Basisplattform für den M142 bildet. Das AML soll die Arsenaltiefe der für das indirekte Feuer zuständigen Verbände des US-Heeres durch den Einsatz von Plattformen mit reduziertem Personalbedarf erhöhen. Das „Joint Reduced Range Rocket“-Programm scheint 2023 gestartet zu sein und sieht Raketen mit einer Reichweite zwischen 7 und 15 km für Trainings- und Qualifizierungszwecke vor. Aus dem ersten Request for Information (RFI) des Programms geht hervor, dass die Raketen 2028 in Dienst gestellt werden sollen und mit den Werfern der Typen M270 MLRS und dem M142 HIMARS kompatibel sein müssen.
Anmerkung des Autors
Die Pressemitteilung von Raytheon scheint zwei Ereignisse zu behandeln: die Vorstellung des DeepStrike-Launchers und den ersten Test der Joint Reduced Range Rocket. Letztere ist insofern interessant, als die additive Fertigung genutzt wird, um eine schnelle Skalierung der Produktion zu ermöglichen, was sich bei vollständiger Entwicklung als nützlich erweisen könnte. Die DeepStrike-Plattform selbst ist als Konzept etwas unklarer. In diesem Bereich konkurrieren mehrere Plattformen, darunter die bereits erwähnte AML und eine spezielle Plattform von Oshkosh, die für den Transport der Munitionsfamilie für das Multiple Launch Rocket System (MFOM) entwickelt wurde. Die U.S. Army hat noch keine Wettbewerbsanforderungen für autonome Raketenwerfer formuliert, doch es scheint, dass eine solche bald in Sicht ist. Tests haben gezeigt, dass die US-Streitkräfte hinsichtlich des Boden-Boden-Feuers quantitative Fähigkeitslücken aufweisen. Eine Möglichkeit, dieses Ungleichgewicht zu beheben, besteht darin, bemannte Plattformen durch unbemannte zu ergänzen und gleichzeitig die Wirksamkeit der Munition zu erhöhen.
Autor: Sam Cranny-Evans. Der Beitrag erschien erstmalig am 25.03.2025 in englischer Sprache auf der hartpunkt-Partnerseite Calibre Defence.