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Airbus hat keinen Plan B

Bei dem gegenwärtig in einer schwierigen Phase befindlichen Future Combat Air System (FCAS) sehen die beiden wichtigsten industriellen Partner Dassault und Airbus offenbar unterschiedliche Optionen für den Fall eines Scheiterns des Vorhabens. Während Dassault-CEO Eric Trappier am vergangenen Mittwoch bei einer Anhörung vor dem französischen Senat einen Plan B skizzierte, betonten heute sowohl Airbus-Strategiechef Antoine Bouvier als auch der CEO von Airbus Defence and Space, Dirk Hoke, an gleicher Stelle, dass ihr Unternehmen keinen Plan B habe.

Hoke unterstrich in seinen Ausführungen vor dem Senat in Paris, dass es bei FCAS nicht nur um ein neues Kampfflugzeug geht, sondern um ein so genanntes System of Systems. Viele der dafür benötigten Technologien – wie ein Cloudsystem, Edge-Computing und Künstliche Intelligenz – müssten erst noch entwickelt werden. Der Airbus-Manager geht davon aus, dass aus der militärischen Entwicklung erhebliche Spillover-Effekte für die zivile Luftfahrt zu erwarten sind –  zum Nutzen Europas.

Wie Hoke erläuterte, wird es keine drei unterschiedliche Demonstratoren geben, wie von einigen Beobachtern befürchtet wird. Vielmehr werden seinen Worten nach die Luftwaffenchefs der drei beteiligten Staaten Frankreich, Spanien und Deutschland gemeinsam die Spezifikationen für den zukünftigen Demonstrator festlegen, nach denen dieser gebaut werde. Denkbar sei auch – je nach Budgetlage – der Bau mehrerer identischer Exemplare. Mit der Entwicklung des Demonstrators soll nach Angabe des Airbus-Managers das Risiko des Vorhabens verringert werden, damit nicht die Fehler anderer Projekte wiederholt würden.

In der Anhörung machte Hoke deutlich, dass sich Deutschland zur Aufrechterhaltung der nuklearen Teilhabe für die F-18 und gegen die F-35 entschieden habe, um die Projekte FCAS und Eurodrohne mit Frankreich nicht zu gefährden.

Nach Aussage des CEO wurden die FCAS-Verhandlungen bei fünf der insgesamt sieben Pillars der anstehenden Studien abgeschlossen. Noch offen dürften der New Generation Fighter (NGF) sowie das Triebwerk sein. Beim New Generation Fighter, müsse man noch die Prinzipien der Entscheidungsfindung mit Dassault finalisieren und eine Übereinkunft über die strategischen Arbeitspakete finden, sagte Hoke. Dassault ist bei diesem Pillar in der Führung. Wie der Airbus-Manager ausführte, ist sein Unternehmen jedoch davon überzeugt, dass der Prime Contractor nicht alles kontrollieren und alleine alle Entscheidungen zum Programm fällen sollte.

Hoke forderte, dass das Prinzip des Gleichgewichts zwischen den drei Nationen eingehalten werden müsse. So habe beispielsweise die französische Rüstungsbehörde DGA sichergestellt, dass Thales einen strategischen Anteil an der Combat Cloud des FCAS erhalte, für die Airbus verantwortlich sei.  Das Gleiche verlangt Airbus im Gegenzug für den NGF. So schlägt das Unternehmen vor, dass Deutschland und Spanien jeweils eines von sechs strategischen Arbeitspaketen beim NGF erhalten, während Dassault für vier verantwortlich zeichnet. Deutschland und Spanien seien  nur schwer von diesem Vorschlag zu überzeugen gewesen, betonte Hoke.

Er wies außerdem darauf hin, dass in Sachen Flugsteuerung ein Airbus-Team von rund 150 Ingenieuren in Manching seit mehr als 50 Jahren an dem Thema sowohl für den Tornado als auch den Eurofighter arbeitet. An dem Zentrum würden auch Ingenieure von BAE und Leonardo ausgebildet.

Bei der Senatsanhörung in der vergangenen Woche hatte Eric Trappier die Flugsteuerung beim NGF für sein Unternehmen reklamiert. Beobachter hatten bei seiner Vorstellung mitunter den Eindruck, dass Deutschland und Spanien nur über sehr geringe Flugzeugbaukenntnisse verfügen müssen.

Airbus-Manager Hoke geht davon aus, dass nur wenige Tage für eine Einigung der Industriepartner auf ein Angebot bleiben, wenn der Deutsche Bundestag noch vor der Wahl im Herbst die Mittel für die Entwicklungsphase 1b und 2 freigeben soll. Dies sei zwar weiterhin möglich, jedoch „nicht garantiert“, so Hoke. Aufgrund der Vorlaufzeit von drei Monaten war seinen Worten zufolge ursprünglich geplant, die Verhandlungen im Februar abzuschließen, um im Mai mit der 25-Mio-Vorlage ins Parlament zu gehen. Zwar unterstützten das Kanzleramt und die Regierung das FCAS-Vorhaben, aber neben der benötigten Zustimmung des Bundestages müssten auch die Konditionen für die industriellen Partner und Zulieferer stimmen.

Wie aus den Kommentaren der Senatoren und Senatorinnen klar wurde, beobachten die französischen Politiker die Entwicklungen in Deutschland – etwa die Ergebnisse der Landtagswahlen vom vergangenen Sonntag – sehr aufmerksam. In diesem Zusammenhang wurden auch Fragen zu einer zukünftigen Konstellation der Bundesregierung gestellt. Hoke wollte keine Aussagen zu einer möglichen neuen Koalition nach der Wahl im September machen. Er verdeutlichte aber, dass aufgrund der damit verbundenen Unsicherheit, eine zügige Billigung der nächsten FCAS-Studienphasen durch den Bundestag wünschenswert sei.
lah/17.3.2021

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