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Invincible als erstes von vier U-Booten für Singapur getauft

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Der südostasiatische Stadtstaat Singapur ist dem Aufbau einer modernen U-Boot-Flotte einen Schritt näher gekommen: Am heutigen Montag wurde im Beisein von Singapurs Verteidigungsminister Ng Eng Hen und einer großen Delegation der Republic of Singapore Navy (RSN) das erste von vier bei thyssenKrupp Marine Systems (tkMS) bestellten U-Booten des Typs 218SG in Kiel auf den Namen Invincible getauft. Nach Fertigstellung und der Ausrüstung soll die Invincible intensiv getestet werden, bevor sie 2021 dem Auftraggeber übergeben wird.

Wie Minister Ng Eng Hen während seiner Rede hervorhob, ist es eine wichtige  Aufgabe der RSN die Seewege für Singapur und den internationalen Handel offenzuhalten. Dabei gebe es eine Reihe von Herausforderungen für das maritime Umfeld in der Region, wie den Terrorismus, den Transport von Waffen sowie Massenvernichtungswaffen. Der Minister wies dabei auf den Terroranschlag in Mumbai hin, bei dem zehn mit Booten angelandete Terroristen über 160 Menschen töteten.

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Das erste „Boot“ der Invincible-Klasse soll in wenigen Wochen mit den Testfahrten beginnen. Foto: lah

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„In Asien nehmen die Verteidigungsausgaben signifikant zu“, sagte Ng Eng Hen. Im vergangenen Jahr seien 447 Mrd USD dafür aufgewendet worden – ein Plus von mehr als 60 Prozent in weniger als einer Dekade. Dabei würden eine Reihe von Staaten der Region ihre U-Boot-Flotten ausbauen, darunter China und Indonesien. Nach Aussage von Ng Eng Hen haben die neuen Boote der Klasse 218SG eine um 50 Prozent höhere Seeausdauer als die gegenwärtig genutzten Boote der RSN und könnten deutlich länger in einer Warteposition verbleiben. Singapur nutzt gegenwärtig Boote, die zuvor von der schwedischen Marine eingesetzt wurden.

Der Vertrag für die ersten beiden diesel-elektrischen 218SG-U-Boote wurde 2013 unterzeichnet und der Vertrag für das zweite Los im Jahr 2017. Nach der Übergabe der Invincible im Jahr 2021 soll das zweite U-Boot, die Impeccable, im Jahr 2022 geliefert werden. Die Boote drei – Illoustrious – und vier – Inimitable – sollen ab 2024 folgen. Wie tkMS angibt, verdrängt ein mit 28 Crewmitgliedern bemanntes Boot der neuen Klasse rund 2.000 t bei einer Länge von 70 Metern.

Das Design der Boote ist laut Hersteller auf eine niedrige Signatur ausgelegt. Durch die außenluftunabhängige Antriebsanlage können die Boote länger unter Wasser bleiben. Darüber hinaus verfügen sie über zahlreiche maßgeschneiderte Lösungen und neue Technologien, wie tkMS schreibt.

Vor der Taufe des ersten Bootes der Invincible-Klasse haben  Singapurs Defence Science and Technology Agency tkMS in Kiel ein Memorandum of Understanding (MoU) zur Zusammenarbeit bei neuen Technologien wie etwa dem so genannten ‚Additive Manufacturing‘ und der Datenanalyse für Marineanwendungen unterzeichnet. Im Rahmen der Vereinbarung würden DSTA und tkMS die Verwendung des ‚Additive Manufacturings‘ als innovative, kostengünstige Methode zur Herstellung von Uboot-Bauteilen untersuchen und auf den neuen Booten testen.

Nach Aussage von Rolf Wirtz, CEO von tkMS, wird sein Unternehmen in der Initialphase den Kunden eng bei Wartung und Instandhaltung begleiten. Aber aufgrund des hohen technologischen Standards in Singapur werde der Kunde die Wartung und das „operations enabling“ sicherlich selbst übernommen. Gerüchte, wonach die ersten beiden Boote für den Stadtstaat mit Kosten von 1,7 Mrd EUR zu Buche schlagen, wollte Wirtz nicht kommentieren.

Der Manager erwartet, dass durch das Projekt mit Singapur womöglich auch andere südostasiatische Staaten Interesse an Booten „made in Germany“ bekommen könnten. Im Gegensatz zu einer Fregatte sei der Aufenthaltsort eines Unterseebootes nicht ohne weiteres zu bestimmen. Damit habe das U-Boot gegenüber dem Überwasserschiff einen höheren strategischen Wert – insbesondere, wenn es noch leiser sei und länger tauchen könne. Dieser Vorteil sei dem Kunden sehr bewusst.

Mit Blick auf die deutsch-norwegische Kooperation im Unterwasserbereich sagte Wirtz, dass in Norwegen schon länger der strategische Wert von U-Booten diskutiert werde, und sich dabei die Frage nach der Aufstockung der vier auf sechs Boote stelle. Dies müsse allerdings der Kunde entscheiden. In den norwegischen Medien war in den vergangenen Wochen spekuliert worden, dass die kürzlich nach einem Unfall gesunkene Fregatte womöglich durch ein zusätzliches U-Boot ersetzt werden könnte.

Wie der tkMS-CEO weiter ausführte, ist auf dem Werftgelände eine Reihe von Umbauten geplant. Zum einen soll damit die Herstellung von größeren Booten erleichtert und veränderten Wartungsanforderungen aufgrund des neuen Designs Rechnung getragen werden. Zum anderen werde die Kapazität leicht erhöht, allerdings nicht verdoppelt, so Wirtz.  Speziell für die deutschen U-Boote wird eine eigene Wartungshalle errichtet.  Durch den Kauf eines Gebäudes auf dem Marinearsenal könne Personal dorthin verlagert werden, während alte Gebäude auf dem eigenen Gelände abgerissen werden.

Den Niederländern habe man angeboten, auf das norwegisch-deutsche Projekt 212CD „aufzuspringen“, sagte der Manager. Dieses biete Vorteile bei Training und Logistik. Obwohl die niederländischen Streitkräfte sehr spezifische Bedürfnisse hätten, sieht Wirtz nichts, „was 212CD nicht erfüllen kann“. Das Verteidigungsministerium in Den Haag werde in Kürze eine weitere Entscheidung zu den vier potenziellen Anbietern für die Nachfolge-Boote der Walrus-Klasse treffen, hatte in der vergangenen Woche ein Sprecher der Beschaffungsbehörde DMO bestätigt.
lah/12/18.2.2019