Mit dem im September 2021 angekündigten trilateralen Militärbündnis AUKUS wollten Australien, Großbritannien und die USA einen freien und offenen indo-pazifischen Raum fördern, welcher sicher und stabil ist. Zudem wurde eine gemeinsame Beschaffung von Atom-U-Booten und die Kooperation bei der Entwicklung und Förderung neuer Technologien beschlossen.
Doch was ist AUKUS genau? Wie ist der aktuelle Stand? Welche Herausforderungen und Risiken sind absehbar? Der Beitrag bietet eine Einschätzung des Rüstungsvorhabens zwischen Australien, Großbritannien und den Vereinigten Staaten.
Als der damalige australische Premierminister Scott Morrison zusammen dem britischen Premierminister Boris Johnson und dem US-Präsidenten Joe Biden am 21. September 2021 die „vertiefte trilaterale Sicherheits-Partnerschaft“ ankündigte, kam dies einem außen- und, besonders in Australien, auch innenpolitischen Erdbeben gleich. Die neue Kollaboration, sofort im offiziellen Text auf die griffigere Bezeichnung „AUKUS“ für die drei Partnerstaaten (ein Akronym aus den Anfangsbuchstaben von Australia, United Kingdom und United States) reduziert, bedeutete nicht nur einen Umbruch bei der Rüstungskooperation der drei Länder. Speziell für Canberra zerschlug die Entscheidung auch einiges an außenpolitischem Porzellan. AUKUS war zumindest als offizieller Schritt auch gleichzeitig Begräbnis für die australisch-französische Sicherheitspartnerschaft mit dem Ziel, zwölf neue konventionelle U-Boote für die Australische Marine (Royal Australian Navy; RAN) zu beschaffen. Weder der französische Präsident Emmanuel Macron noch der industrielle Partner DCNS, inzwischen Naval Group, waren informiert und sahen sich vor der Weltöffentlichkeit bloßgestellt.
Fast vier Jahre später haben sich die diplomatischen Wellen in dieser Hinsicht zumindest vordergründig etwas geglättet. Nichtdestotrotz scheinen die Herausforderungen für alle drei Partner weiterhin monumental, und die vielbeschworenen gemeinsamen Sicherheitsinteressen der kulturell als „Anglosphere“ verbundenen Partner zeigen einige besorgniserregende Risse.
Wie ist AUKUS gegliedert?
Das Vorhaben gliedert sich offiziell in zwei Bereiche, umgangssprachlich als „Pillar 1“ und „Pillar 2“ (engl. für „Säule“) bezeichnet. Pillar 1 ist der Plan, für die australische Marine bis zu acht nuklear angetriebene Angriffs-U-Boote (SSN) beginnend ab 2032 und bis jenseits von 2050 zu beschaffen.
Hintergrund für den kommunizierten Bedarf war in australischen Erklärungen „ein verändertes sicherheitspolitisches Umfeld“. Nie direkt benannt, war die enorme Aufrüstung Chinas und die diesbezüglichen Sorgen Australiens um eine Verschärfung der Sicherheitslage des Inselkontinents offensichtlich eine erhebliche Motivation. Konventionell angetriebene Boote in der ursprünglich geplanten Zahl würden angesichts der geografischen Ausdehnung Australiens und Konzentration der Marinebasen im Süden des Landes gegen einen weiträumig operierenden Gegner klare Fähigkeitsdefizite im Vergleich zu Atom-U-Booten aufweisen.
Hinzu kam, dass beim australisch-französischen Vorhaben um die neuen Boote der „Attack“-Klasse Verzögerungen und Verteuerungen zumindest vordergründig als Sorge vor allem in der Presse diskutiert wurden.
AUKUS Pillar 1 gliedert sich aufgrund der enormen politischen, militärischen und industriellen Herausforderung in mehrere Stufen. In einem ersten Schritt führen britische und amerikanische Boote Hafenbesuche in Australiens Fleet Base West in Fremantle nahe Perth durch. Darauf aufbauend sollen ab 2027 bis zu drei amerikanische und ein britisches Atom-U-Boot abgestützt auf Fremantle im Indopazifik operieren.
Im nächsten Schritt wird Canberra zwischen 2032 und 2037 drei U-Boote der Virginia-Klasse aus den USA erwerben, um die Collins-Klasse zu ersetzen. Zwei der Boote kommen aus dem aktiven Bestand der U.S. Navy, ein weiteres direkt aus der Produktion. Parallel dazu wird Australien in Partnerschaft mit Großbritannien eine neue Klasse von Atom-U-Booten entwickeln und bauen. Dieser derzeit „SSN-AUKUS“ genannte Typ soll für die Royal Navy die derzeit in Dienst befindlichen SSN der Astute-Klasse in den späten 2030er Jahren ersetzen. Bisher beabsichtigt London, bis zu zwölf Boote zu bauen. Für Australien ist die Beschaffung von mindestens fünf Booten ab Anfang der 2040er Jahre vorgesehen. Bei Verzögerungen des Plans kann Australien zwei weitere Boote der Virginia-Klasse erwerben, um Fähigkeitslücken zu vermeiden.
Während Pillar 1 einen scharfen Fokus auf die Proliferation von Atom-U-Booten an Australien aufweist, ist die zweite Säule deutlich breiter aufgestellt. Ziel von Pillar 2 ist die Vertiefung verbundener militärischer Fähigkeiten (joint capabilities) und der Interoperabilität zwischen den Streitkräften der drei Partner. Als Anwendungen galten 2021 zunächst Cyber, Künstliche Intelligenz, Quantentechnologie und weitere Fähigkeiten für die Unterwasserkriegsführung. Wenige Monate später kamen vier neue Aspekte hinzu. Hyperschallwaffen und deren Bekämpfung, elektronische Kriegsführung sowie Innovation und das verbesserte Teilen von Information zwischen den Partnern galten nun ebenfalls als Schwerpunkte. Die offizielle Sprache für Pillar 2 unterstreicht das transformative Potential, aber auch eine inhaltliche Unschärfe, die durch die genannte Erweiterung weiter zunimmt. In deutlichem Kontrast zu Pillar 1 gibt es für die zweite Säule keine formale zeitliche Planung.
Was soll AUKUS kosten?
Die Disparität zwischen den beiden Säulen der Sicherheitspartnerschaft verschärft sich, wenn es um absehbare Kosten des Vorhabens geht. Für Pillar 1 rechnete die australische Regierung unter Anthony Albanese im Jahr 2023 mit Ausgaben zwischen 268 und 368 Milliarden Australische Dollars (etwa 134 bis 184 Milliarden Euro) über einen Gesamtzeitraum von dreißig Jahren, also bis Mitte der 2050er Jahre. Bemerkenswert an dieser Zahl ist nicht nur die Höhe der Ausgaben, die jede historische Rüstungsinvestition Australiens in den Schatten stellt. Die Genauigkeit der Zahl verbunden mit dem Umstand, dass der Gesamtbetrag in keiner Erklärung seit 2023 weiter aufgeschlüsselt wird, gibt Beobachtern darüber hinaus erhebliche Rätsel auf.
Bekannt ist, dass Pillar 1 neben den erforderlichen Geldern für den Erwerb von drei Virginia SSN sowie der Entwicklung und dem Bau der fünf „SSN-AUKUS“ Investitionen in australische Infrastruktur und Personalgewinnung vorsieht. Dazu gehören umfangreiche bauliche Maßnahmen in der „Fleet Base West“ in Fremantle und eine erhebliche Erweiterung des Werftenkomplexes in Henderson südlich von Perth. Allein für Henderson sind mindestens acht Milliarden Dollar vorgesehen. Darüber hinaus soll ein Teil der zukünftigen Flotte in einer komplett neuen Marinebasis an der Ostküste des Landes stationiert werden. Der Schritt ist erforderlich, da die bisherige Fleet Base East, der Sammelbegriff für eine Reihe von Stützpunkten um Port Jackson in Sydney, inzwischen an ihre Kapazitätsgrenzen stößt.

Einen erheblichen Kostenfaktor, wie in allen Streitkräften, stellen die absehbaren Aufwendung zur Personalgewinnung dar. Die bisherigen sechs Boote der Collins-Klasse haben eine Besatzungsstärke von etwa 60 Seeleuten. Die drei geplanten Boote der Virginia-Klasse mit einer Besatzung von je 133 Seeleuten erfordern de facto bereits einen Aufwuchs. Für die fünf weiteren AUKUS-SSN ist, basierend auf britischen Anforderungen, eine Besatzung von etwa 90 Seeleuten pro Boot realistisch. Das australische Verteidigungsministerium ist sich dieser Herausforderung bewusst. Stellenausschreibungen zur Rekrutierung gezielt für die Ausbildung von U-Boot-Personal versprechen sechsstellige Jahreseinkommen ab Einstellung, und keine fachliche Vorerfahrung.
Neben der Rekrutierung für die Flotte zeigen sich weitere enorme Herausforderungen bei der Gewinnung von Personal für den Marineschiffbau. Dies betrifft nicht nur die Osborne Naval Shipyard in Südaustralien, die am Bau von SSN-AUKUS beteiligt werden soll. Hinzu kommen Kosten, um Personal für kleine und mittelständische australischen Firmen anzuwerben und Arbeitsprozesse nach amerikanischen und britischen Standards zu zertifizieren.
Darüber hinaus erklärt sich Australien im Rahmen der Pillar-1-Kooperation bereit, Zahlungen in Höhe von mindestens drei Milliarden Australische Dollar als Lastenteilung in die amerikanische Werftenindustrie zu investieren. Für die Kooperation mit London sind weitere Investitionen in die britische Rüstungsindustrie in Höhe von fünf Milliarden Australische Dollar über zehn Jahre geplant. Die Gelder dienen sowohl der Entwicklung von SSN-AUKUS als auch der Kapazitätserweiterung britischer Zulieferer, insbesondere für die Reaktor-Konstruktion.
Für Pillar 2 sind australische Ausgaben bisher deutlich überschaubarer. Wie angesprochen ist dies zum Teil der unklaren zeitlichen und inhaltlichen Planung geschuldet. Hinzu kommt, dass vor allem bürokratische Prozesse zur Erleichterung der Zusammenarbeit zwischen den Partnern finanziell schwer zu beziffern sind. Ein erheblicher Teil der Arbeit erfolgt in bereits etablierten Institutionen. Im Februar kündigte der australische Minister für Rüstungsangelegenheiten, Pat Conroy, Investitionen in Höhe von drei Milliarden Australische Dollar für Forschung und Entwicklung im Rahmen einer neuen Initiative, genannt Advanced Strategic Capabilities Accelerator (ASCA), an. Australien beabsichtigt weiterhin, eine substanzielle heimische Rüstungsindustrie einschließlich neuer Waffen- und Munitionsfabriken aufzubauen. Die Trennlinie zwischen nationaler Investition in Verteidigung und kollaborativem Vorgehen im Rahmen von AUKUS Pillar 2 verschwimmt allerdings erkennbar schnell in der offiziellen Kommunikation.
Wo liegen bei AUKUS die größten Herausforderungen?
Zu Beginn der Partnerschaft sorgte vor allem der nukleare Aspekt für erhebliche Diskussionen sowohl in Australien als auch bei internationalen Experten für Rüstungskontrolle. Australien besitzt einen einzigen Atomreaktor für Forschung und medizinische Anwendungen, aber keine sonstige zivile Atomindustrie. Derartiges ist auch mittels AUKUS nicht Teil der staatlichen Planungen. Allerdings reißt die Diskussion um Atomstrom als umweltfreundlichere Alternative zu Kohle und Gas im Land nicht ab.
Weitere Verpflichtungen für das Land ergeben sich bezüglich der Endlagerung von Atommüll nach Außerdienststellung der ersten U-Boote. Dafür findet sich in Down Under zwar jede Menge Platz auf dem Kontinent. Dennoch sind aber lokale Eigentumsverhältnisse und Interessen betroffener Gemeinden zu berücksichtigen.
Generell hat sich die Diskussion bezüglich substanzieller Probleme aber inzwischen eher auf die erheblichen Kosten für ein Land von 28 Millionen Einwohnern und speziell die finanziellen Transferleistungen an die amerikanische Industrie zur Lastenteilung verlagert. Damit verbunden ist auch die Wahrnehmung, dass Washington sich den Transfer der drei Virginia-Boote ausdrücklich vorbehält. Voraussetzung für den Verkauf ist, dass eine Übergabe die Einsatzbereitschaft der U.S. Navy nicht mindert.
In diesem Kontext ist in der Berichterstattung regelmäßig von Produktionsraten für neue Atom-U-Boote die Rede. Die U.S. Navy plant eine zukünftige SSN-Flotte von mindestens 66 Booten. Derzeit befinden sich circa 50 Boote im aktiven Bestand. Neben erheblichen Herausforderungen bei Instandhaltung ist daher ein Produktionsziel von mehr als zwei Booten pro Jahr erforderlich, um eine Erhöhung der Flotte in realistischen Zeiträumen zu erreichen. Die tatsächliche Fertigungsrate beider beteiligten Werften, General Dynamics Electric Boat (EB) und Huntington Ingalls Industries (HII), lag zuletzt bei 1,2 Booten pro Jahr.
Der relevante Gesetzentwurf dafür ist der AUKUS Submarine Transfer Authorization Act, den der US-Kongress im Dezember 2023 im Rahmen des National Defense Authorization Acts (NDAA) abgesegnet hat. Der NDAA gibt keine konkrete Zahl für die Produktion oder den aktiven Flottenbestand vor. Stattdessen muss ein amtierender Präsident oder eine Präsidentin mindestens 270 Tage vor der Übergabe des ersten Bootes, also spätestens Anfang 2031, zu dem Schluss kommen, dass Fertigung und Einsatzbereitschaft an taktischen und strategischen Atom-U-Booten im Einklang mit publizierten Zielen sichergestellt sind. Alternativ kann der Kongress in einem bindenden Beschluss mit Stimmenmehrheit in beiden Kammern einen Transfer verhindern.
Schlussendlich dürfte für einen positiven oder negativen Bescheid in Washington eher die sicherheitspolitische Stimmungslage im Weißen Haus selbst ausschlaggebend sein. Hier ergeben sich seit der Wahl von Donald Trump neue Spannungen. Trump selbst hat in Kommentaren vor allem signalisiert, dass er persönlich wenig über das Vorhaben weiß. Eine feste Meinung hat der Amtsinhaber anders als etwa bei NATO-, Ukraine- oder Nahost-Politik bisher nicht kommuniziert. Der australische Blick konzentriert sich daher eher auf die Sichtweise von sicherheitspolitischen Beratern. Profiliert hat sich hierbei vor allem Elbridge Colby, amtierender Staatssekretär für Sicherheitspolitik im Pentagon. Colby bekundete in Anhörungen vor dem Kongress im März 2025 zwar seine prinzipielle Unterstützung für AUKUS, offenbarte aber auch erhebliche Zweifel bezüglich der Realisierung. Im Juni kommunizierte das Pentagon, dass eine Prüfung der AUKUS-Vereinbarung unter dem Vorsitz von Colby erfolgen solle. Australische Regierungsvertreter spielen die Bedeutung herunter und weisen darauf hin, dass sowohl Canberra als auch London zuvor ebenfalls eigene Prüfungen nach Regierungswechseln vorgenommen hatten. Dennoch hat die US-Entscheidung ungleich größeres Gewicht. Washingtons Unterstützung ist für das Gesamtvorhaben von existentieller Bedeutung, und die Trump-Regierung bleibt in Fragen der sicherheitspolitischen Großwetterlage ein schwer einzuschätzender Partner.
Gegen ein vorzeitiges Ende von AUKUS spricht, dass die Trump-Regierung aufgrund der zeitlichen Vorgaben nicht unter Termindruck steht. Hinzu kommt der zu erwartende außenpolitische Schaden nicht nur in Australien, sondern auch bei anderen Partnern in Ostasien, sollte Washington durch eine abschlägige Entscheidung seine Verlässlichkeit in Frage stellen.
Für Canberra würde ein Ende von AUKUS unmittelbar in einer kaum noch zu verhindernden Fähigkeitslücke bei der U-Boot-Waffe resultieren. Die Boote der Collins-Klasse sollen zwar eine Dienstzeitverlängerung von zehn Jahren im Rahmen der Collins Life Of Type Extension (LOTE) erhalten. Dieses Vorhaben sieht sich aber bereits jetzt unerwarteten Schwierigkeiten bei Kosten und Umfang der Wartungsmaßnahmen ausgesetzt. Eine Anschlussbeschaffung nach Scheitern von AUKUS dürfte kaum rechtzeitig in neuen U-Booten für die RAN resultieren. Zudem dürften relevante Bieter angesichts der französischen Erfahrungen ein erhebliches Risiko für australische Beschaffungen in ihren Geboten einpreisen. „Australiens Bündnis mit den USA ist in Ausmaß, Tiefe und Bedeutung ohnegleichen“, befand Pat Conroy, Minister für Rüstungsangelegenheiten, anlässlich der Zustimmung des US-Kongresses zum NDAA. Für ein Scheitern von AUKUS dürfte diese Charakterisierung ebenfalls zutreffen.
Autor: Alexander Luck ist Analyst für Rüstungspolitik mit Schwerpunkt Marine und Luftfahrt. Sein Fokus liegt auf dem indopazifischen Raum, besonders Entwicklungen in China, Ostasien und Australien.