Die im hessischen Fulda ansässige Mehler Vario System GmbH soll auch in den nächsten Jahren die „Schutzweste SpezKr modular SERIALISIERT“ an die Spezialkräfte der Bundeswehr liefern. Dies geht aus einer auf den 28. Februar 2025 datierten Vorankündigung einer Direktvergabe der für die Beschaffung von persönlicher Ausrüstung zuständigen Bw Bekleidungsmanagement GmbH(BwBM) auf dereuropäischen Online-Vergabeplattform TED hervor.
Der Mitteilung zufolge handelt es sich dabei um eine über 84 Monate laufende Rahmenvereinbarung über die Lieferung der Schutzwesten sowie Ersatzteile. Gut informierten Kreisen zufolge sollen die Westen zukünftig neben den Spezialkräften auch an ausgewählte Kräfte der Feldjägertruppe ausgegeben werden.
Als Begründung für die Direktvergabe führt die BwBM auf, dass die Beschaffung der Schutzwesten bei einem anderen Hersteller nicht möglich sei, weil die Westen a) zwingend identische zu den bereits eingeführten Westen sein müssen und b) nicht von anderen Herstellern vertrieben werden.
„Die Nutzer des Schutzwestensystems sind zwingend darauf angewiesen, dass das zu beschaffende System zum bisher eingeführten System identisch ist und kein „Mischbetrieb“ zwischen zwei Schutzwestensystemen erfolgt. Im Fall eines Mischbetriebs von alten und neuen Systemen bestünde die Gefahr, dass der Nutzer bestimmte am Bestandssystem drillmäßig eingeübte Bewegungsabläufe nicht intuitiv auf das Neusystem übertragen kann bzw. aufgrund der Überlegung, ob er nun mit System A oder System B ausgestattet ist, mehrere Sekunden verliert“, heißt es in der Begründung der BwBM. „Im Fall etwa eines Notabwurfs der Schutzweste etwa zum Verlassen eines brennenden Fahrzeugs oder des Abwurfs durch behandelndes Sanitätspersonal entsteht durch diesen Zeitverlust eine Gefahr für Leib und Leben des Trägers. Eine Beschaffung identischer Schutzwesten ist nicht durch die Vergabe mittels einer voll-deskriptiven (anstelle einer zuvor genutzten teilfunktionalen) Leistungsbeschreibung möglich. Dem Nachbau einer identischen Schutzweste steht ein Patent an einer in der Schutzweste verwendeten Hakenschnalle (Schnalle zum schnellen Öffnen der Schutzweste), welches ein mit dem Zuschlagsprätendenten konzernverbundenes Unternehmen innehat, entgegen“, erklärt die BwBM weiter. Bei dem Patentinhaber der Hakenschnalle dürfte es sich um Lindnerhof Taktik handeln. Das im bayerischen Lenggries ansässige Unternehmen wurde vor wenigen Jahren durch die Mehler Systems Unternehmensgruppe übernommen und liefert bspw. auch die Taschensätze zu der „Schutzweste SpzKr modular“.
Weiterhin führt die BwBM auf, dass nicht ausgeschlossen ist, „dass der Beschreibung des durch den Zuschlagsprätendenten entwickelten Schutzwestensystems gewerbliche Schutzrechte entgegenstehen. Schließlich ist – unabhängig von den vorgenannten Hinderungsgründen – zweifelhaft, dass ein weiterer Hersteller in der Lage wäre, innerhalb einer angemessenen Zeitlinie eine qualitätsgesicherte Produktion identischer Schutzwestensysteme aufzubauen. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ergibt sich daraus, dass – soweit bei Einleitung des Vergabeverfahrens ersichtlich – kein weiteres Unternehmen in der Lage ist, ein Schutzwestensystem mit gleicher Schutzwirkung (VPAM-Zertifizierung) bei Wahrung eines mit dem Bestandssystem identischen Flächengewichts zu konstruieren.“
Waldemar Geiger