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ZF sucht Käufer für Kasseler Standort

Der Friedrichshafener ZF-Konzern will sein Kasseler Tochterunternehmen ZF Luftfahrttechnik GmbH verkaufen und sucht nach Interessenten. Der Prozess befinde sich jedoch noch in einem frühen Stadium und werde ergebnisoffen geführt, teilte ein ZF-Sprecher auf Nachfrage mit. Mitarbeiter, Geschäftspartner und Behörden würden informiert, sofern sich eine hinreichende Konkretisierung ergebe.

Am Standort Kassel-Calden fertigt ZF Luftfahrttechnik mit rund 400 Mitarbeitern unter anderem Hubschrauber-Getriebe und überholt diese dort auch.  Weitere Produkte sind Rotorköpfe und Heckrotoren. Neben fast 20 Testständen verfügt der Standort auch über Kapazitäten für Forschung und Entwicklung. Das Unternehmen beliefert auch  Airbus Helicopters und ist in zahlreichen Mustern des Helikopter-Herstellers mit eigenen Produkten vertreten, darunter auch Militärhubschraubern der Bundeswehr. So werden die Teststände des Unternehmens auch für  Maschinen der Typen H145, Sea Lynx, Tiger, CH-53G und NH90 genutzt.

Zur Begründung der Verkaufsgespräche teilte der Sprecher mit: „ZF überprüft regelmäßig alle Geschäftsfelder unter dem Aspekt, wie gut sie zur strategischen Ausrichtung des ZF-Konzerns passen und ob sie sich mittel- und langfristig profitabel und zukunftssicher entwickeln können.“  Für das Geschäftsfeld Luftfahrt-Antriebstechnik untersuche ZF, ob es geeignete Interessenten gebe, die dem Geschäftsfeld bessere Wachstumsmöglichkeiten bieten könnten als der strategisch stärker auf die Automobilindustrie fokussierte ZF-Konzern.

Presseberichte, wonach die  ZF Friedrichshafen AG ihre Verkaufspläne damit begründet haben soll, sich aus Imagegründen von der militärischen Sparte distanzieren zu wollen, wies der Sprecher dagegen vehement zurück. Dies sei reine Spekulation und entbehre einer Grundlage.

ZF ist nach eigenen Angaben mit 148.000 Mitarbeitern an rund 240 Standorten in 41 Ländern vertreten. Im Jahr 2019 hat ZF einen Umsatz von 36,5 Mrd EUR erzielt und sieben Prozent seines Umsatzes für Forschung und Entwicklung aufgewandt.

Aufgrund der Corona-Krise und des damit verbundenen wirtschaftlichen Einbruchs bei den Airlines und perspektivisch auch bei den Flugzeugbauern, dürfte im Augenblick kein optimaler Verkaufszeitpunkt für ein Unternehmen der Luftfahrtbranche sein. Wobei die Nachfrage nach Hubschraubern jedoch stark von staatlichen Akteuren getrieben wird und damit weniger konjunkturabhängig sein dürfte. Aufgrund der Bedeutung von ZF Luftfahrttechnik für die Bundeswehr dürfte vermutlich auch die Bundesregierung besondere Anforderungen an einen potenziellen Käufer haben.
lah/3.4.2020

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