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Weltraum: Europa hat Nachholbedarf bei Trägersystemen und Kommunikationssatelliten

Lars Hoffmann

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Die Nutzung des Weltraums stellt für das Militär eine Schlüsselfähigkeit dar. Das belegt nicht zuletzt die große Bedeutung der Satellitenkonstellation Starlink des US-Milliardärs Elon Musk für die Streitkräfte der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen den russischen Aggressor.

Europa dagegen mangelt es an einem solchen Kommunikationsnetz auf Basis von sogenannten Low Earth Orbit (LEO) Satellites, wie Dietmar Pilz, Director of Technology, Engineering and Quality bei der European Space Agency, am Montag auf der Handelsblatt-Konferenz Sicherheit & Verteidigung in Berlin einräumte. Als Reaktion auf Starlink habe die Europäische Union mittlerweile das Vorhaben IRIS² initiiert, dessen Umsetzung allerdings noch eine Weile in Anspruch nehmen dürfte.

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Eine weiteres Problem der Europäer ist, dass sie über lange Zeit keinen eigenen Zugang zum All hatten, weil sich die Nutzung der neuen Trägerrakete Ariane 6 verzögerte, nachdem die über viele Jahre kommerziell erfolgreiche Ariane 5 bereits ausgemustert war. Während das ebenfalls im Besitz von Musk befindliche Unternehmen SpaceX im vergangenen Jahr über 130 erfolgreiche Starts mit ihren teilweise wiederverwendbaren Trägerraketen verzeichnete, kamen die Europäer mit der Ariane 6 gerade einmal auf einen Start. Dazu kommt, dass SpaceX aufgrund von Skaleneffekten und der Komponenten-Wiederverwertung sehr attraktive Preise bietet.

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Nach diesen Erfahrungen ist es nach Aussage von Pilz das Ziel, in Europa mehrere Firmen zu haben, die den Zugang zum Weltall ermöglichen. Gegenwärtig arbeiten denn auch in mehreren Ländern der Union Start-ups daran, eigene Trägerraketen zu entwickeln. Um im Rennen im Weltall nicht abgehängt zu werden, fordert Pilz eine bessere Zusammenarbeit aller europäischen Stakeholder und mehr Budget.

Die seit der Ukraine-Invasion verstärkten militärischen Spannungen zwischen dem Westen und Ländern wie Russland und China spiegeln sich auch im Weltraum wider. „Es finden Weltraumoperationen gegen uns statt“, sagte Generalmajor Michael Traut, Kommandeur des Weltraumkommandos der Bundeswehr, während einer Panel-Diskussion auf der Handelsblatt-Tagung. Als Verursacher hat er Russland ausgemacht. Das Land strebe offenbar weniger an, den Weltraum zu beherrschen, als anderen die Nutzung zu verwehren, so Traut. Es gehe nun darum, eigene Weltraum-Assets, von denen sich seinen Worten zufolge drei Viertel auf dem Boden befinden, zu sichern und zu verteidigen. Der General fordert deshalb, Weltraumsysteme als kritische Infrastruktur einzustufen. Zudem müssten alle Systeme mit Selbstschutzmaßnahmen ausgestattet werden. Nach Meinung von Traut sollt sich die Bundeswehr überdies operative Fähigkeiten zulegen, um nicht nur reagieren zu können. Dabei müssen diese Fähigkeiten seiner Aussage zufolge nicht unbedingt zerstörerisch wirken.

Lars Hoffmann