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Union Investment sieht Marinesparte kritisch

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Nachdem die schwedische Investmentgesellschaft Cevian vor wenigen Tagen in der Presse einen Umbau des deutschen Industriekonzerns ThyssenKrupp gefordert hat, vertrat auf der heutigen Hauptversammlung des Unternehmens in Bochum mit Union Investment ein weiterer Aktionär eine ähnliche Position.

Union-Investment-Manager Ingo Speich kritisierte in seiner Rede, dass für den vergleichsweise geringen Anteil der Marinesparte am Konzernumsatz unverhältnismäßig hohe Compliance, Korruptions- und Reputationsrisiken in Kauf genommen würden. Für diese gebe  es keinen bilanziellen Puffer. „Die  Serie von Pleiten, Pech und Pannen in den letzten Jahren hat gezeigt, dass man das U-Boot-Geschäft nicht beherrscht“, sagte Speich. Er stellte die Frage, ob strategische Optionen oder Verkaufsmöglichkeiten geprüft werden. „Falls nein. Warum nicht?“ Die Zeichen der Zeit stünden auf Entflechtung, so der Manager.

Mehrere Redner auf der Hauptversammlung verteidigten dagegen die integrierte Struktur des Konzerns, so dass Speich auf dem Podium  eine Minderheitsmeinung vertrat. ThyssenKrupp CEO Heinrich Hiesinger räumte zwar ein, dass beim Marinegeschäft hohe Risiken auftreten. Allerdings sei das Risikoprofil „auch auf der Compliance-Seite“ deutlich reduziert worden, wie Transparency International bestätigt habe. „In allen strategischen Optionen sind wir hier nur in der Lage, Veränderungen herbeizuführen mit Zustimmung der  Bundesregierung“, betonte Hiesinger. Denn der U-Boot-Bau werde als nationale Schlüsseltechnologie betrachtet.

Als Antwort auf eine Frage sagte ThyssenKrupp-Vorstandsmitglied Donatus Kaufmann, dass laufende Zulieferaufträge und Verpflichtungen aus einem U-Boot-Geschäft mit der Türkei vollumfänglich bedient würden.  „Alle dafür erforderlichen Ausfuhrgenehmigungen des Bundes wurden bisher erteilt.“ An einer Ausschreibung für ein U-Boot-Geschäft mit Indonesien nehme das ThyssenKrupp dagegen nicht teil.

Kaufmann ging auch auf die Korruptionsvorwürfe in Zusammenhang mit dem israelischen Handelsvermittler für U-Boote,  Micki Ganor, ein. Nach Aussage des ThyssenKrupp-Vorstandes wurde die Geschäftsbeziehung zu Ganor umgehend nach Bekanntwerden der Anschuldigungen in der Presse ausgesetzt und eine interne Untersuchung eingeleitet. „Vorher hatten wir keine Hinweise auf Korruption in Zusammenhang mit Herrn Ganor.“ Die internen Ermittlungen seien vorläufig abgeschlossen, weil in Israel selbst recherchiert werden konnte, sagte der ThyssenKrupp-Manager. „Diese Ermittlungen haben keine konkreten Hinweise auf Korruption ergeben.“

Der Bericht sei an die deutschen und israelischen Behörden übergeben worden. In Israel würden die Untersuchungen fortgeführt.  Wie Kaufmann weiter ausführte, laufen jedoch weder in Israel, noch in Deutschland Ermittlungen gegen ThyssenKrupp oder dessen Mitarbeiter. ThyssenKrupp habe in der Folge der Vorgänge seine Compliance-Richtlinien weiter verschärft, insbesondere für das Marine-Geschäft und den Umgang mit Vertriebsmittlern.
lah/19.1.2018

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