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Es brodelt in der Gerüchteküche

Nachdem das Handelsblatt Anfang der Woche bereits berichtete, dass die französische Staatswerft Naval Group einen neuen Anlauf zum Kauf von ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) unternehmen plane, reißen die Spekulationen nicht ab. Einem neuen Gerücht zufolge haben Naval Group und die ebenfalls im Staatsbesitz befindliche italienische Fincantieri gemeinsam ein Angebot für TKMS abgegeben.

ThyssenKrupp-Vorstand Oliver Burkhard hatte auf den Beitrag im Handelsblatt erwidert: „Wir haben ThyssenKrupp Marine Systems durch die Übernahme von Atlas Elektronik zu einem ganzheitlichen Systemhaus weiterentwickelt, investieren in unsere Standorte und stellen uns damit stark für den internationalen Wettbewerb auf. Das in den Medien aufgeworfene Thema einer Konsolidierung mit einem französischen Partner ist deshalb kein Thema für uns. Wir haben aber immer gesagt, dass wir offen sind für eine Diskussion um eine europäische Konsolidierung des Marineschiffbaus, wenn das wirtschaftlich darstellbar und politisch gewollt ist.“ Nach Aussage eines ThyssenKrupp-Sprechers gilt diese Aussage auch für das neuerlich aufgekommene Gerücht.

Die Herauslösung von TKMS aus dem Bereich Industrial Solutions und die direkte Angliederung an die ThyssenKrupp AG wird in Fachkreisen allerdings als Signal für die Verkaufsabsicht  des Mutterkonzerns gesehen. Insidern zufolge sollen unter anderem Finanzinvestoren einen Kauf von TKMS erwägen.

Nachdem die Bundesregierung bereits vor geraumer Zeit den bei TKMS angesiedelten U-Boot-Bau als nationale Schlüsseltechnologie klassifiziert hatte, wurde vor wenigen Tagen im Rahmen der Verabschiedung des Haushalts für 2019 auch der militärische Überwasserschiffbau als Schlüsseltechnologie eingestuft.

Insider vermuten, dass Naval Group an einem Kauf interessiert sein könnte, um den Markt zu bereinigen. Insbesondere im U-Boot-Geschäft sind beide Unternehmen Konkurrenten. Während die Franzosen in Australien den Großauftrag zur Lieferung von zwölf U-Booten gewonnen haben, konnten sich die Deutschen in Norwegen durchsetzen. In beiden Fällen waren Naval Group und TKMS gegeneinander angetreten. Während das deutsch-norwegische Geschäft dem Vernehmen nach gut vorankommt, sollen in Australien Presseberichten zufolge zwischen der Regierung und Naval Group Irritationen aufgetreten sein. Die Vertragsunterzeichnung steht bei beiden Projekten noch aus.

Wie es aus Kreisen der Koalition heißt, würde ein möglicher Verkaufsversuch an das französisch-italienische Konsortium auf Widerstand stoßen. Offenbar befürchten die Parlamentarier, dass damit langfristig deutsche Kernkompetenzen und Arbeitsplätze in der Rüstung verloren gehen. Während Frankreich und Italien im Augenblick versuchen, den Marineschiffbau beider Staaten zu konsolidieren, hat es bislang kein Unternehmen in Deutschland vermocht, den heimischen Marineschiffbau unter einem Dach zusammenzuführen.
lah/29.11.2018

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