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Ukraine will Abfangdrohne entwickeln

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Die ukrainischen Streitkräfte suchen unter Einbindung der Öffentlichkeit nach konstruktiven Lösungen für die Entwicklung einer einheimischen Jagd- bzw. Abfangdrohne. Dies gab die staatliche Koordinierungsstelle für die ukrainische Rüstungsindustrie Brave1 am 3. April über seine Kanäle in den sozialen Medien bekannt. Die Rahmenbedingungen sind relativ offen und es steht jedem, auch außerhalb der Ukraine frei, seinen Vorschlag einzureichen.

Brave1 ist eine vereinigte Koordinierungsplattform der ukrainischen Regierung. Sie wird neben dem Verteidigungs- und Wirtschaftsministerium auch vom Ministerium für digitale Transformation und weiteren staatlichen Stellen betrieben. Ziel ist, die Koordinierung von privatwirtschaftlichen Aktivitäten in der Verteidigungsindustrie und die Sicherstellung von finanzieller sowie organisatorischer Unterstützung zu gewähren. Dabei steht der Zugang auch explizit ausländischen Akteuren offen, egal ob im Rahmen einer Teilnahme an Hackatons, oder in Form von finanziellen Zuwendungen. Dabei liegt der Fokus im Bereich unbemannter Systeme wie Drohnen und unbemannte Boden- und Seefahrzeuge (UGV/ USV) sowie auf den Cyberraum, Nachrichten- und Sanitätsdienst, bzw. die Entwicklung von Minenräumtechnologien. Der Ansatz, einen Aufruf an die Öffentlichkeit zu richten, ist indes nicht neu, da Brave1 grundsätzlich über seine Webseite die Besucher zur Einreichung neuer Ideen ermuntert.

Erklärtes Ziel der Entwicklung ist es, die Fähigkeit der russischen Streitkräfte unbemannte Luftfahrzeug (UAS) zur Aufklärung über der Front oder unmittelbar dahinter zu nutzen, drastisch einzuschränken. So benennt der Aufruf von Brave1 explizit die russische Drohnentypen bzw. Hersteller Orlan, SuperCam und ZALA. Während es sich bei den ersten beiden um Aufklärungsplattformen handelt, lässt sich die Nennung von ZALA auch so verstehen, dass Loitering Munition des Typs Lancet, welche von der Kalaschnikowtochter produziert wird, ebenfalls zu den avisierten Zielen gehören soll. Diese Vermutung bleibt auch dann bestehen, wenn die von Brave1 angegebenen, knapp formulierten technischen Anforderungen betrachtet werden. Demnach soll ein Luftziel mit einer Geschwindigkeit im Spektrum von 100 – 150 km/h in einer maximalen Flughöhe von 1500 m detektiert, verfolgt und erfolgreich angefangen, bzw. abgeschossen werden. Dabei lässt die Anforderung offen, ob die Zerstörung des Ziels durch Kollision oder Detonation der Abfangdrohne, oder durch mitgeführte Wirkmittel erfolgen soll, welche eine Wiederverwendung der Abfangdrohne erlauben würden. Die Kosteneinsparung gegenüber konventionellen Luftabwehrmitteln wie etwa schultergestützten Flugabwehr-Raketensystemen (MANPADS) ist jedoch ein erklärtes Ziel des Vorhabens.

Dass unbemannte Systeme im Ukrainekrieg immer häufiger aufeinandertreffen und direkt gegeneinander verwendet werden, hat die unlängst medial viel beachtete Nutzung von FPV-Drohnen gegen UGVs auf beiden Seiten des Konfliktes gezeigt. Auch der Ansatz Drohnen durch ebenfalls unbemannte Wirkmittel abzufangen ist keine neue Idee. So stellte etwa das israelischen Unternehmen Steadicopter im Frühjahr 2022 eine Copterdrohne mit integrierter Feuerleitlösung SMASH Dragon und der Möglichkeit, Rohrwaffen bis zum Kaliber 40 mm einzurüsten, vor. Die von Steadicopter gefertigte Black Eagle 50E wäre jedoch nicht in der Lage, die geforderten Leistungsparameter zu erfüllen.

Kristóf Nagy

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