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Statt LUH SK soll es eine Speziallösung geben

Das Verteidigungsministerium hat offenbar dem Wunsch der Marine entsprochen, statt einer Beteiligung am Hubschrauber-Projekt LUH SK und einer gemeinsamen Beschaffung eine Dienstleistungslösung für Aus- und Weiterbildung zukünftiger NH90-Piloten zu nutzen. Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, wird gerade eine Ausschreibung für das Projekt vorbereitet. Insidern zufolge könnte der Tender bereites in den kommenden zwei Wochen vom Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw veröffentlicht werden, da die Zeit drängt.

Bereits seit Jahren plant die Bundeswehr, einen Light Utility Helicopter (LUH) für mehrere Teilstreitkräfte zu beschaffen, mit dem insbesondere die Aus- und Weiterbildung von Piloten zwischen der Beendigung ihrer Hubschrauber-Grundausbildung und dem Einsatz auf ihrem Einsatzhelikopter wie dem NH90 oder dem Tiger erfolgen soll. Ursprünglich sollten die Teilstreitkräfte im Rahmen dieses Vorhabens „Leichter Mehrzweckhubschrauber Streitkräfte“ oder „LUH SK“ das gleiche Hubschraubermuster beschaffen. Wie es heißt, hatte die Marine jedoch von Beginn an Zweifel an diesem Konzept und schlug stattdessen vor, einen Dienstleister, der sowohl Helikopter als auch Fluglehrer stellt, zu beauftragen und ihn auf Flugstundenbasis zu bezahlen. Beobachter gehen von bis zu 4.000 Flugstunden pro Jahr aus, die dann von der Bundeswehr abgerufen werden könnten.

Begründet wird der Ansatz mit den besonderen Herausforderungen für die Marine-Piloten beim Einsatz auf See und auf Schiffen. So möchte die Marine mit einem neuen Helikopter unter anderem die Landung auf Deck und die Prozesse an Bord trainieren, wozu ein Radfahrwerk erforderlich ist. Der H145 von Airbus, der als heißer Kandidat für den LUH SK gehandelt wird, verfügt jedoch nur über Kufen.

Überdies benötigt die Marine unter anderem für den Flug über dem Meer, bei dem zur Orientierung keine markanten Punkte im Gelände genutzt werden können, ein Seeraumüberwachungsradar. Geübt werden soll auch der Windeneinsatz auf See, eventuell auch der SAR-Dienst oder das Ausbringen von Bojen. Auch hierfür sind technische Voraussetzungen erforderlich, die ein querschnittlich beschafftes Hubschraubermuster nicht mitbringt, was den Wert für die Marine mindert.

Da die Marine kaum Kapazitäten hat, Schiffe für Landungen auf Deck zur Verfügung zu stellen, gehen Insider davon aus, dass Dienstleister, die Seefahrzeuge mit Decklandekapazitäten bereitstellen, bei der anstehenden Ausschreibung Pluspunkte sammeln dürften. Womöglich könnte ein solches Angebot sogar gefordert werden.

Um den späteren Umstieg der Piloten auf den NH90 zu erleichtern, der als Naval Transport Helicopter Sea Lion und als Bordhubschrauber Sea Tiger bei der Marine eingeführt wird, sollte für die Ausbildung idealerweise ein Muster gewählt werden, das ähnliche Charakteristika wie der NH90 aufweist.

Hier könnte sich die AugustaWestland 139 des italienischen Anbieters Leonardo anbieten, die hinsichtlich des Cockpits offensichtlich große Ähnlichkeiten aufweist. Denn der italienische Hubschrauberbauer liefert auch wesentliche Cockpit-Elemente für den NH90. Überdies verfügt der Leonardo-Helikopter auch über ein verstärktes Radfahrwerk, das auch für Decklandungen geeignet sein soll. Mit Radfahrwerk ist auch der neue H160 von Airbus Helicopers konzipiert, der bei den französischen Streitkräften – auch als Marineversion – eingeführt wird. Damit kommt wohl auch dieses Muster für eine Marineanwendung in Frage.

Ein Anbieterkonsortium hat sich bereits zusammengefunden, um der Marine ein Angebot zu machen. So will die ESG als Konsortialführer zusammen mit HeliService und Leonardo als Team auftreten. HeliService ist nach eigenen Angaben auf den Personentransport zu Service-Plattformen und Schiffen für Offshore-Windparks spezialisiert. Daher gehört für das Unternehmen das Fliegen über dem Meer und das Winschen zum Standard-Repertoire. Allerdings dürfte eine Ausschreibung auch im Ausland auf Interesse stoßen.

Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen die Dienstleistungslösung auf das Gesamtprojekt LUH SK hat, wenn die Marine nicht daran teilnimmt. Wie es heißt, ist eine Aschreibung für das teilstreitkräfteübergreifende LUH-Vorhaben bislang noch nicht erfolgt.
lah/12.9.2022

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