Seit vielen Jahren werden vom Lufttransportgeschwader (LTG) 62 mit dem Transportflugzeug A400M schwere Lasten wie Hubschrauber, Fahrzeuge und Container über weite Strecken transportiert. Ende Juni wurde nun im Rahmen einer lang geplanten amtsseitigen Untersuchung ein neuer Meilenstein erreicht. Erstmals wurde ein Schützenpanzer (SPz) Puma mit einem Gewicht von über 30 Tonnen in der Luft transportiert – die bisher schwerste Einzellast eines Fahrzeuges, wie das LTG 62 in einer Mitteilung schreibt.
Der Puma war von Anfang an so konzipiert worden, dass er in der A400M transportiert werden kann. Dazu können schwere Komponenten des mittlerweile auf 43 Tonnen angewachsenen Panzers für den Flug abgenommen werden.
Laut LTG 62 waren intensive Vorbereitungen und Planungen erforderlich, damit der Start eines A400M mit einem SPz Puma im Laderaum gelingen konnte. Da sich das Vorhaben in den Grenzbereichen des zulässigen Gewichts einer Einzellast bewegt, fand zwischen den jeweiligen Fachbereichen von Luftwaffe, Heer, dem Bundesamt für Ausrüstung Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und der Hersteller der Waffensysteme vorab ein intensiver Austausch statt.
Ein Jahr Vorbereitung
Bereits Mitte 2024 fand das erste Treffen für diese Untersuchung statt. Da es bisher keine vergleichbaren Versuche dieser Größenordnung gab, wurden Simulationen durchgeführt
und intensiv mit den Herstellervorgaben abgeglichen. Die Versuchsgruppe (TTVG) des LTG 62 konnte dabei auf ihre langjährige Erfahrung aus anderen Erprobungen zurückgreifen und das zuständige Amt für Heeresentwicklung beraten und unterstützen. Unter anderem wurde geprüft, wie weit der Schützenpanzer abgerüstet werden musste, um die zulässige Gewichtsgrenze von 32 Tonnen nicht zu überschreiten. Zusätzlich erfolgte der Bau von speziellen Lastenverteilerpaletten durch die Tischlerei des LTG 62.
Nachdem alle theoretischen Vorplanungen erfolgreich abgeschlossen werden konnten, ging es im Juni an die praktische Umsetzung. Hierfür wurden zunächst zwei Schützenpanzer vom Panzergrenadierbataillon 212 aus Augustdorf nach Wunstorf verlegt. Auf dem Gelände des ebenfalls auf dem Fliegerhorst Wunstorf stationierten Systemzentrums 23 folgte dann die Abrüstung des Pumas in zwei Schritten.
Das Ziel war es, am Ende ein Gewicht zu erreichen, dass den maximalen Vorgaben für den Laderaum des A400M entspricht. Neben den 32 Tonnen für die gesamte Last, dürfen es je Kettenseite maximal 16,2 Tonnen sein. Hier stellte die Gewichtsverteilung innerhalb des SPz eine zusätzliche Herausforderung dar, wie das LTG 62 schreibt. Denn der Panzer ist auf einer Seite rund eine Tonne schwerer als auf der anderen. Für den Lufttransport und den Laderaum des A400M sei dies entscheidend.
Zu Beginn der Arbeiten war laut LTG 62 noch unklar, ob die Vorgaben erreicht werden konnten. Allerdings habe nach den ersten zwei Tagen festgestanden, dass die Abrüstung auf die Lufttransportstufe gelungen war.
Neben den Ladungsmeistern der TTVG des LTG 62 und den Vertretern des Heeres, war auch der Projektverantwortliche aus dem BAAINBw nach Wunstorf gereist. Ebenfalls nutzen Experten der Firma Airbus die Chance, auf Basis dieses Versuches wertvolle Informationen für die Weiterentwicklung des A400M zu erlangen.
Die größten Herausforderungen bestanden laut LTG 62 darin, den Schützenpanzer in den Laderaum zu bugsieren, ohne das Transportflugzeug zu beschädigen. Daher wurde der Puma im Leerlauf zunächst mit der Winde des A400M hineingezogen. Dabei wurde immer genau geschaut, wie sich die Zusatzstützen (Stabilizer Struts) verhalten. Nachdem der vorher genau berechnete Haltepunkt erreicht wurde, folgte die Verzurrung mit schweren Ketten. Hierbei musste berücksichtigt werden, dass der Puma über eine begrenzte Anzahl von Anschlagpunkten verfügt, die unterschiedliche Lasten aufnehmen können. Diese können wiederum jeweils nur eine begrenzte Anzahl von Ketten aufnehmen. Weiterhin sind die Anschlagpunkte im Laderaum des A400M auf unterschiedliche Lasten ausgelegt. Dennoch musste sichergestellt werden, dass der Puma absolut fest mit dem Luftfahrzeug verbunden wird. Eine Lastverschiebung während des Starts oder der Landung könnte ansonsten verheerende Folgen haben, schreibt das LTG 62.
Der folgende Testflug verlief dann laut den Wunstorfer Lufttransportspezialisten eher unspektakulär und damit umso erfolgreicher. Die hohe Zuladung stellte keine besondere Herausforderung für den A400M und die erfahrenen Piloten der TTVG dar.
Trotz der Größe und des Gewichtes des Pumas könnte eine solche Beladung zukünftig von zwei Ladungsmeistern und einem Panzerfahrer, in etwa zwei Stunden erfolgen.
Wie geht es nach den Tests weiter?
Das Amt für Heeresentwicklung führte die amtsseitige Untersuchung mit der Unterstützung der Versuchsgruppe des LTG 62 sowie des Panzergrenadierbataillons 212 im Auftrag BAAINBw durch. Der Abschluss der Einsatzprüfung dieser Untersuchung ist damit erfolgt und die Testberichte wurden erstellt. Laut LTG 62 werden weitere Nachuntersuchungen in Zukunft noch folgen. Die finale Freigabe zur Nutzung dieser Fähigkeit durch die Luftwaffe werde auf Basis dieser Daten durch das BAAINBw erteilt.
lah