Anzeige

Saab Kockums investiert in High-Tech-Produktionslinie

Die schwedische Marinewerft Saab Kockums arbeitet  gegenwärtig an einer umfassenden Modernisierung ihrer Produktionskapazitäten am Hauptstandort im südschwedischen Karlskrona. Nach der Übernahme von Kockums durch Saab im Jahr 2014 habe man entschieden, eine Schiffbaufertigung der Weltklasse aufzubauen, sagte Kockums CEO Gunnar Wieslander am Donnerstag vergangener Woche vor Journalisten in Karlskrona.

Mittlerweile hat das Unternehmen nach eigenen  Angaben einen großen Teil der Investitionen in den Produktionsprozess umgesetzt. Gebaut wird noch an der Halle, in der das Abstrahlen und das anschließende Lackieren der Schiffe erfolgen soll.

Für die Auslastung der Werft-Kapazitäten sorgen im Augenblick vor allem zwei Großaufträge der schwedischen Streitkräfte: Die Modernisierung von zwei Booten der Gotland-Klasse sowie der Neubau von zwei Booten des neuen Typs A26. Dabei hängen beide Aufträge eng miteinander zusammen. Denn die Boote der Gotland-Klasse sollen zahlreiche Komponenten erhalten, die ebenfalls in den A26-Schiffen verwendet werden. Nach Aussage von Wieslander handelt es sich um rund 20 identische Systeme, die in beiden Klassen verbaut werden. Dieser Ansatz senkt seinen Worten zufolge unter anderem Wartungs- und Trainings-Kosten. Die A26-Klasse erhalte dadurch außerdem  erprobte Technik.

Atlas ist mit Sonar-Systemen an Bord

Nach Angaben aus schwedischen Marinekreisen werden etwa 40 Prozent der Systeme auf den beiden Booten der Gotland-Klasse ausgetauscht. Darunter offenbar auch die Sonar-Ausstattung. Dabei soll Atlas Elektronik – immerhin eine 100-Prozent-Tochter des deutschen Konkurrenten TKMS – einen Großteil der neuen Ausrüstung liefern, wozu auch ein Flank-Array-Sonar gehört. Die Ausbildung der schwedischen Marinesoldaten soll vor wenigen Tagen begonnen haben. Das Anti-Kollisions-Sonar soll dem Vernehmen nach vom norwegischen Anbieter Kongsberg geliefert werden.

Ein Boot der Gotland-Klasse wird verlängert. Der gelbe Rumpfteil wurde hinzugefügt.         Foto: Saab

Eine Besonderheit von Kockums ist, dass die Werft Unterseeboote bei Bedarf auftrennen und zusätzliche Elemente einfügen kann. Diese Technik wird  auch bei den beiden Gotland-Booten eingesetzt, die gegenwärtig um zwei Meter verlängert werden. Ein Boot ist bereits wieder verschweißt, während das andere noch in zwei Teilen in der Produktionshalle steht.  Eine Herausforderung besteht offenbar darin, dass der neu verbaute Stahl mitunter auf 100 Grad aufgeheizt werden muss. Dadurch müssen die Arbeiten sequentiell ausgeführt werden.

Das Innenleben der Unterwasserschiffe wird in Form von kompakten Zylinder-Modulen in den Rumpf geschoben. Zusammengesetzt werden diese Module ebenfalls in Karlskrona. Für das Modernisierungsvorhaben wurden den Angaben zufolge 15 Subkontraktoren eingebunden, die auch Teile für die Module liefern.

Weitere Verbesserungen an den Gotland-Booten betreffen die Masten und Antennen, die Heckruder sowie das Combat Management System. Rund 150 Arbeiter auf der Werft und weitere 100 Ingenieure sind für die gegenwärtig laufenden Modernisierungsarbeiten tätig. Nach ihrem Midlife-Upgrade sollen die beiden Boote der Gotland-Klasse 2018 beziehungsweise 2019 der  Marine zulaufen und bis etwa 2030 im Dienst bleiben.

Neue Schweißroboter beschafft

Nach Aussage von CEO Wieslander verfügt Kockums darüber hinaus sogar über ein „eigenes Rezept für das Stahlkochen“, um einen hochwertigen U-Boot-Stahl zu erhalten. Offenbar handelt es sich dabei jedoch nicht um Edelstahl. Während in Deutschland für einige Rüstungsbetriebe hochspezialisierte Schweißer einen Engpassfaktor darstellen, scheint dies für Kockums nicht zu gelten. Man setze zum einen auf Automatisierung und habe deshalb moderne Schweißroboter beschafft, erläuterte Wieslander. Außerdem seien  durch den Kauf von Areva erfahrene Schweißer mit allen erforderlichen Zertifikaten ins Unternehmen gekommen.

Im Rahmen des Produktionsprozesses für die neuen Boote der A26-Klasse setzen die Schweden auf die computergesteuerte Umsetzung von 3D-Plänen. Dabei werden die auf dem Schiffsmodell basierenden Daten direkt in die einzelnen Prozessschritte in den Werkshallen übertragen. So erfolgt etwa das  Schneiden und Schleifen des Rohstahls  vollautomatisch.

Kapazitäten für bis zu zwei Boote

Für das Design der Kockums-Boote und –Schiffe sind in der Niederlassung in Malmö –  je nach Aussage – 240 bis 300 Ingenieure zuständig. Insgesamt verfügt Kockums eigenen Angaben  zufolge über rund 1.500 Mitarbeiter an den drei  Standorten Karlskrona, Malmö und Muskö –  Tendenz steigend. In Karlskrona wird gegenwärtig in zwei Schichten gearbeitet. Die Kapazitäten der Werft sollen im Endausbau für die Produktion von ein bis zwei U-Booten pro Jahr ausreichen.

Offenbar kommt die Werft auch beim Bau der neuen U-Boote voran, die bis 2022 ausgeliefert werden sollen. Wie ein Kockums-Mitarbeiter erläuterte, wurde im vergangenen Monat das finale Design für die Hecksektion der A26 eingefroren und befinde sich jetzt in der Produktion. Man arbeite mittlerweile parallel an beiden Booten. In den Hallen sind bereits zahlreiche fertig geschweißte Elemente der A26-Außenhülle zu sehen.

Nach Angaben der schwedischen Marine sollen die Stealth-Fähigkeiten des Typs 26 weiter verbessert werden, etwa hinsichtlich der Geräuschsignatur und bei der Hüllenform. Das Design der A26 stehe bereits zu 95 Prozent fest, sagte ein Sprecher der Marine. Dagegen will die Marine keine Lithium-Ionen-Batterien einsetzen. Man glaube, dass diese Technologie noch nicht den notwendigen Reifegrad erreicht habe und deshalb vor rund anderthalb Jahren entschieden, darauf zu verzichten.
lah/27.11.2017

.i.td-icon-menu-up { display: none; }