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Rheinmetall tritt bei drei Tendern mit dem Lynx an

Der Düsseldorfer Rüstungs- und Automotive-Konzern Rheinmetall will mit seinem in Eigenregie entwickelten Schützenpanzer Lynx KF41 in diesem Jahr an drei großen Beschaffungsvorhaben an entgegengesetzten Enden der Welt teilnehmen, wie Oliver Mittelsdorf, Head of Sales Tracked Tactical Vehicles, am Donnerstag vor Journalisten am Firmenstandort Unterlüß sagte.

Der Konzern tritt mit dem Fahrzeug in Tschechien, Australien und den USA an. Nach Angaben von Rheinmetall zeichnet sich der Schützenpanzer unter anderem durch seine hohe Modularität, einen ausgeprägten Schutz sowie eine hohe Nutzlast und ein großes Innenraumvolumen aus. Auf Basis des 40-Tonnen-Panzers soll eine ganze Familie von Fahrzeugen entwickelt werden. So etwa ein Führungsfahrzeug, ein Pionierpanzer, ein Spähpanzer, Bergepanzer sowie Sanitätspanzer.

Demnächst auf der Messe IDET in Brünn zu sehen: Der Lynx KF41. Hier  auf dem Unternehmensgelände von Rheinmetall in Unterlüß. Foto: lah

Bei der Presse-Veranstaltung in Unterlüß wurde ein Lynx KF41 in der Konfiguration mit Lance-Turm präsentiert. Für die Ausschreibung in Tschechien soll die 30mm-Rheinmetall-Kanone als Turmbewaffnung angeboten werden. Alternativ kann der Lance-Turm auch mit einer 35mm-Waffe bestückt werden – allerdings sind für die Nutzung noch Integrationsarbeiten erforderlich, wie es heißt. Auch das Koaxial-MG könne nach Bedarf des Kunden ausgewählt werden, erläuterte Mittelsdorf. Der ausgestellte Lynx war mit einem Rheinmetall RMG7.62 mit drei Läufen ausgerüstet. Die 30mm-Hauptwaffe, die durch zwei Munitionsstränge gefüttert wird, verfügt über einen Munitionsvorrat von 200 Schuss. Das Magazin kann von innen nachgeladen werden. Durch die Doppelzuführung können zwei Munitionssorten verschossen werden.

Bis zu neun Sitze geplant

Bei Bedarf kann das Fahrzeug in wenigen Stunden von einem Schützenpanzer mit drei Mann Besatzung und einem Schützentrupp von maximal neun Soldaten durch einen Wechsel des Missionsmoduls in einen reinen Transporter umgewandelt werden. Ausgelegt war der vorgestellte Lynx KF41 für eine Absitzstärke von acht Mann. Es gibt allerdings Überlegungen entweder in die voluminöse Heckrampe einen neunten Sitz einzubauen oder noch einen Sitz hinter den Turm zu quetschen. Alternativ könnte in die Rampe auch ein Durchreiche – bei der das Fahrzeug von außen unter Beibehaltung des ABC-Schutzes zu versorgen wäre – oder Munitionsstauraum integriert werden. Als nächstes Familienmitglied will Rheinmetall den Lynx-Bergepanzer designen. Der Stahl dafür sei bereits bestellt, hieß es.

Nach Angabe des Herstellers weist der Lynx bei einem Gesamtgewicht von 44 Tonnen die Schutzstufe sechs auf und sei damit genauso geschützt wie der Puma. Der Minenschutz werde durch eine abnehmbare Bodenplatte auf die Schutzstufe 4 erhöht. Der Panzer wurde laut Hersteller auch bereits in einer Antonov AN-124 und in einer C-17 Globemaster interkontinental verlegt.

Rheinmetall hat nach eigenen Angaben ein Angebot mit dem Lynx KF41 für das australische Rüstungsvorhaben Land 400 Phase 3 Ende Februar abgegeben. Im Rahmen dieses Vorhabens wollen die australischen Streitkräfte bis zu 400 Schützenpanzer und 17 Räumpanzer erwerben, um ihre veralteten M-113-Varianten abzulösen. Rheinmetall hat bereits die Phase 2 von Land 400 gewonnen und liefert über 200 Radpanzer Boxer mit dem Lance-Turm an die australischen Streitkräfte. Nach der spanischen Marineinfanterie, die für ihre Radpanzer vier Lance-Turme beschafft hat, ist Australien damit der zweite Kunde für diesen Zwei-Mann-Turm.

Beteiligung der tschechischen Industrie

Die tschechischen Streitkräfte beabsichtigen, 210 mittelschwere Gefechtsfahrzeuge unterschiedlicher Kategorien zu kaufen, um ihre mechanisierte 7. Brigade bis zum Jahr 2026 zu modernisieren. Hier war in der Vergangenheit berichtet worden, dass die projektierten Kosten für das Vorhaben bei etwa zwei Mrd EUR liegen sollen. Bei einem Vergleichstest im Jahr 2017 war Rheinmetall mit der ersten Lynx-Version KF31 gegen den Puma, sowie den CV90 von BAE Systems und den Ascod General Dynamics angetreten. Der KF31 ist leichter und verfügt über weniger Platz für Infanteristen. Die Tschechen beabsichtigen, eine Fahrzeugfamilie auf Basis einer Schützenpanzer-Plattform zu erwerben.

Während der Auswahlprozess zunächst stringent durchgezogen wurde, ist bislang keine Auswahlentscheidung getroffen worden – offenbar aufgrund der zwischenzeitlichen Wahlen und dem Wechsel der Regierung. Rheinmetall sei erneut aufgefordert worden, am Ausschreibungsprozess teilzunehmen, sagte Mittelsdorf. Da Rheinmetall jetzt den KF41 anbietet, müsste dieser allerdings von den tschechischen Beschaffern womöglich noch getestet werden. Im Falle eines Zuschlags für sein Produkt will Rheinmetall tschechische Unternehmen umfassend in die Produktion einbinden. Dabei ist auch der Transfer von Know-how vorgesehen.

USA wollen den Bradley ersetzen

Die USA schließlich wollen ihre Bradley-Schützenpanzer ab 2026 durch einen neuen Panzer ersetzen. Im Rahmen dieses so genannten Next-Generation Combat Vehicle-Optionally Manned Fighting Vehicle (NGCV-OMFV) der US Army sollen über 3.000 Kampffahrzeuge für einen zweistelligen USD-Milliardenbetrag beschafft werden. Rheinmetall arbeitet bei seinem Angebot mit dem US-Rüstungskonzern Raytheon zusammen, der neben technologischen  Lösungen in Bereichen wie Elektronik, Software, Führung und Schutz über einen guten Zugang zu den US-Beschaffungsbehörden verfügt. Sollte Rheinmetall hier die nächste Runde erreichen, wäre es eines von zwei ausgewählten Unternehmen, die 14 Schützenpanzer für weitere Tests bauen müssten. Die Entscheidung welche beiden Anbieter in diese Phase kommen, wird im ersten oder zweiten Quartal kommenden Jahres erwartet. Als potenzielle Mitbewerber sieht der Düsseldorfer Konzern hier General Dynamics mit dem Griffin III/IV, BAE Systems mit dem CV90 IV/V und möglicherweise die koreanische Hanwha Defense mit dem AS21.

Technologisch fordern die US-Streitkräfte einen „Overmatch“ der Fähigkeiten, wie Phillipp Tomio, Capture Manager für das US-Programm von Rheinmetall, erläuterte. Seinen Worten zufolge, wird womöglich für den neuen Schützenpanzer die Nutzung einer 50mm-Kanone vorgegeben, die sich gegenwärtig in der Entwicklung befindet. Hier verfüge Rheinmetall bereits über Erfahrungen, da das Unternehmen die 50mm-Kanone für den Marder 2, der niemals in Serie gegangen ist, entwickelt habe.
lah/12.5.2019

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