Nachdem der Düsseldorfer Rüstungs- und Automotive-Konzern Rheinmetall vor zwei Jahren auf der Pariser Messe Eurosatory seinen selbst entwickelten Schützenpanzer Lynx erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt hat, legte das Unternehmen in der vergangenen Woche noch einmal nach: Auf der diesjährigen Eurosatory war die vergrößerte Version des Schützenpanzers, der Lynx KF41, das Aushängeschild des Rheinmetall-Standes.
Um mehr Laderaum zur erhalten, wurde nach Angaben des Unternehmens der Abstand zwischen den Laufrädern des Lynx vergrößert und die Wanne verlängert. Damit kommt der KF41 auf eine Absitzstärke von bis zu acht Soldaten, während der ursprüngliche Lynx – jetzt mit der Bezeichnung KF31 versehen – nur sechs Personen zum Team von Fahrer, Richtschützen und Kommandanten aufnehmen konnte.
Der Lynx KF41 mit dem neuen Lance-Turm und integriertem Werfer für Spike-Flugkörper. Foto: lah
Dem Vernehmen nach hat Rheinmetall das neue Fahrzeug speziell auf die Bedürfnisse der australischen Streitkräfte zugeschnitten, die demnächst eine große Zahl von Schützenpanzern beschaffen wollen. Rheinmetall hatte sich erst vor wenigen Wochen bei der Ausschreibung der australischen Armee für ein 8X8-Aufklärungspanzer mit einer Boxer-Variante gegen die Konkurrenz durchgesetzt.
Wie ein Firmensprecher betonte, hat Rheinmetall bei der Entwicklung des Panzers großen Wert auf die Modularität gelegt, was auf der Messe auch demonstriert wurde. So demontierten Firmen-Techniker über Nacht den Lance-2.0-Turm und statteten den Lynx stattdessen mit einem erhöhten Dach und Waffenstation aus. In dieser Konfiguration könnte das Fahrzeug als mobiler Gefechtsstand oder Ambulanz fungieren. Rheinmetall denkt offenbar an weitere Varianten, wie etwa einen Bergepanzer. Durch die Gleichheit der Basisfahrzeuge sollen die Lebenszykluskosten gesenkt und den Kunden ermöglicht werden, „in kurzer Zeit Kräftestrukturen anzupassen oder neue Fähigkeiten zu entwickeln“, heißt es in einer Unternehmensmitteilung.
Viele Armeen fordern – im Gegensatz zur Bundeswehr – eine Fahrzeugfamilie auf Basis eines einheitlichen Fahrgestells. So offenbar auch die tschechischen Streitkräfte, die bereits eine Vergleichserprobung für einen neuen Schützenpanzer durchgeführt haben, an denen auch der Lynx Variante in der Variante KF31 teilgenommen hat. Insider erwarten noch im Laufe des Jahres die offizielle Ausschreibung der Tschechen zur Beschaffung eines neuen Schützenpanzers.
Beim im KF41 verbauten Lance-2.0-Turm handelt es sich laut Rheinmetall um eine Weiterentwicklung des Zwei-Mann-Turms, der für die australischen Boxer-Aufklärer und in wenigen Exemplaren für die spanische Marineinfanterie ausgewählt wurde. Dabei seien die inneren Komponenten weitgehend gleichgeblieben, so Rheinmetall. Nach außen fällt der neue Turm durch sein futuristisches Design auf, wobei Sensoren weitgehend integriert wurden und ein Werfer für zwei Spike-Flugkörper ausklappbar ist. Durch die Integration in den Turm-Körper soll der Schutz kritischer Subsysteme wie Sensoren und Raketen gegen Beschuss und Splitter verbessert werden. Darüber hinaus will Rheinmetall den Panzer neben der 30mm-Kanone mit der neuen, elektrisch angetriebenen Maschinenkanone im Kaliber 35 mm anbieten.
Dem Hersteller zufolge verfügt der Lynx KF41 über ein „digitales Rückgrat“ mit einer offenen Architektur, was die einfache Integration neuer Missionssysteme ermöglichen soll. Auch das gesamte Schutzsystem sei modular und erweiterbar.
Angetrieben wird der Lynx von einem 1.140 PS starken Liebherr-Motor an den ein Renk-Getriebe angekoppelt ist. Als Schützenpanzer mit dem Lance 2.0-Turm und Schutzausstattung für die mechanisierte Kampfführung wiegt der KF41 Firmeangaben zufolge rund 44 Tonnen, der KF31 kommt dagegen maximal auf 38 Tonnen.
lah/12/18.6.2018