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Rheinmetall kooperiert mit israelischer UVision

Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall und der israelische Hersteller von Loitering Munition UVision haben im Zuge der diese Woche stattfindenden Konferenz Association of the United States Army (AUSA 2021) bekanntgegeben, im Bereich der Loitering Munition (LM) kooperieren zu wollen.

Als Loitering Munition wird ferngesteuerte Präzisionsmunition bezeichnet, die auch ohne präzise Zielkoordinaten gestartet werden und dann längere Zeit über einem Zielgebiet kreisen kann, bis ein lohnendes Ziel entdeckt und bekämpft wird. Neben der Zielbekämpfung kann Loitering Munition auch für Aufklärungszwecke eingesetzt werden.

„Die Vereinbarung bündelt die Fähigkeiten beider Unternehmen, um den europäischen Markt mit präzisen, kampferprobten Waffensystemen zu versorgen“, schreiben die Firmen in einer gemeinsamen Presseerklärung.

Die Kooperation sieht vor, dass UVision marktreife und einsatzbewährte Technologien und Produkte einbringt, die dann gemeinsam mit Rheinmetall weiterentwickelt werden sollen. Rheinmetall bringt seine industrielle Basis ein und ist neben dem Europavertrieb für Qualifizierungsthemen gemäß NATO-Standards zuständig. Auch eine Integration der Wirkmittel in Rheinmetalls bemannte und unbemannte Gefechtsfahrzeuge ist vorgesehen. In der gemeinsamen Mitteilung wird der Schützenpanzer Lynx als einziges Fahrzeug explizit erwähnt.

UVisions Hero-LM-Familie umfasst mehrere Modelle, beginnend mit der Hero 20 (etwa 10 km Reichweite, 1,8 kg Gewicht und 200 g Sprengkopf) bis hin zur Hero 1250 (etwa 200 km Reichweite, 125 kg Gewicht und 30 kg Sprengkopf). Die Hero-Serie ferngesteuerter Präzisionsmunition wurde für unterschiedliche Einsatzzwecke mit kurzen, mittleren und langen Reichweiten und Flugzeiten unter Verwendung verschiedener Gefechtsköpfe entwickelt. Der Einsatz der Systeme kann plattformunabhängig oder plattformgestützt erfolgen. Ein Hero-System umfasst den jeweiligen Launcher, die Munition und Bedieneinheit sowie ein Ground-Data-Link-Terminal für die Funkanbindung. Die Systeme bieten den Nutzern kombinierte Fähigkeiten zur Aufklärung, Überwachung, Erkennung (ISR) und zum Angriff. Dies ermöglicht es, zeitkritische Ziele mit niedriger Signatur unabhängig zu lokalisieren, zu verfolgen und zu bekämpfen.

Laut Hersteller kann sich die Munition über einen längeren Zeitraum unbemerkt in der Luft aufhalten, den Feind orten und verfolgen, zur Überprüfung von Zielen beitragen und einen präzisen Schlag ausführen. „Das Hero-System kann einen Angriff mitten in der Luft abbrechen, in den Schwebemodus zurückkehren und dann den Angriff wieder aufnehmen oder die Ziele neu zuordnen, wodurch Kollateralschäden minimiert werden“, heißt es in der Mitteilung.

Erhöhte Nachfrage nach Loitering Munition

Die internationale Nachfrage nach Loitering-Munition-Systemen unterschiedlicher Größer ist in den letzten Jahren gestiegen. Auch europäische Streitkräfte, darunter auch die Bundeswehr, sehen einen Bedarf für solche Systeme.

Ursprünglich ausschließlich von Spezialkräften genutzt, findet die ferngesteuerte Präzisionsmunition langsam auch in die reguläre Truppe Einzug. So hat sich beispielsweise das U.S. Marine Corps erst Mitte 2021 im Zuge des Wettbewerbs Organic Precision Fire Mounted (OPF-M) System für Loitering Munition des Typs Hero entschieden. Die Hero 120 ist das größte LM-System von UVision mit elektrischem Antrieb. Mit einer Startmasse von 12,5 kg und einer Reichweite von 40 km ist die Hero 120 laut Hersteller in der Lage, einen Sprengkopf von 4,5 kg mit hoher Präzision gegen unterschiedliche Ziele wie etwa Kampfpanzer einzusetzen. Durch die geringe optische und akustische Signatur ist die Waffe schwer aufzuklären und zu bekämpfen. Um Ziele detektieren und verfolgen zu können, verfügt die Loitering Munition von UVision über eine kombinierte Tagsicht- und Wärmebildkamera, welche innerhalb der maximalen Flugzeit von 60 Minuten nicht nur die Zielbekämpfung, sondern auch die Zuweisung für andere Wirkmittel erlaubt.

In Europa wollen die niederländischen Streitkräfte im Zuge des „Licht Indirect Vurend Systeem“ markverfügbare Loitering-Munition-Systeme mit weitreichender Panzerabwehrfähigkeit beschaffen. Gut informierten Kreisen zufolge steht auch für Spezialkräfte der Bundeswehr eine Beschaffung von LM-Systemen mit Leistungskriterien ähnlich einer Hero 120 im Zuge einer Sofortinitiative Einsatz kurz bevor. Daneben haben auch französische Spezialkräfte solche Fähigkeiten gefordert. So formulierte Eric Vidaud, General des französischen Spezialkräftekommandos, Anfang 2021 während einer Anhörung vor dem französischen Senat erstmals öffentlich einen Bedarf für Loitering-Munition-Wirkmittel. Für die neue Forderung waren offenbar die Auswertungen des Berg-Karabach-Konfliktes ursächlich.
wg/12/12.10.2021

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