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Rheinmetall und UVision mit Blick auf NATO-Markt

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Die Düsseldorfer Rheinmetall AG sieht im Ausbau ihres Portfolios von Lösungen im Bereich der so genannten Loitering Munition mit der skalierbaren Technologie des israelischen Partners UVision hohes Potenzial, wie im Rahmen eines von Rheinmetall ausgerichteten Pressegesprächs in der vergangenen Woche in Bonn deutlich wurde.  

Rheinmetall und UVision Air Ltd. hatten bereits am 11. Oktober 2021 eine strategische Zusammenarbeit im Bereich der als „Loitering Munition“ bezeichneten Präzisionsmunition geschlossen. Als Loitering Munition (wörtlich: herumbummelnde oder herumlungernde Munition) werden Lenkwaffen bezeichnet, die gestartet werden und anschließend gesteuert durch einen Bediener längere Zeit über einem Zielgebiet kreisen (Loitering) und mit elektrooptischen oder Infrarotsensoren mögliche Angriffsziele aufklären. Erkennt der Bediener ein Ziel, so wird dieses per Datenlink zugewiesen und von der Loitering Munition angegriffen.

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Operativ umgesetzt wird die strategische Partnerschaft mit UVision von der Rheinmetall-Tochter RWM Italia SpA mit dem Ziel, den Markt für diese Präzisionsmunition in Europa und der NATO zu erschließen, wie Romano Ricca, Chief Business Development von RMW Italia, im Pressegespräch darstellte. Dies schließt seinen Worten zufolge die Adaption der EU- und NATO-Standards mit ein. Zusammen mit RWM Italia soll eine gemeinsame Produktion und Weiterentwicklung in einem zukünftigen Joint Venture erfolgen sowie die mögliche Integration auf land- und seegestützten Plattformen realisiert werden, beispielsweise auf der Plattform des Schützenpanzers Lynx von Rheinmetall. Der Konzern ergänzt damit zusammen mit dem Erwerb des Penzberger Drohnenherstellers EMT sein Portfolio von fliegenden Systemen für diverse Einsatzzwecke – bewaffnet und unbewaffnet.

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Nach Angaben von Rheinmetall kann der Waffentyp der Loitering Munition sowohl in Konflikten niedriger Intensität mit verschiedenen Bedrohungen – etwa aus dem zivilen Umfeld – als auch im hochintensiven Gefecht gegen einen gleichwertigen oder sogar überlegenen Gegner zur Wirkung gebracht werden. Der Konflikt in Bergkarabach zwischen Aserbaidschan und Armenien im Kaukasus von September bis November 2020 habe deutlich das Potenzial des Einsatzes solcher Systeme gezeigt. Damals setzt Aserbaidschan die Technologie im großen Maßstab ein.

Entwicklung seit den 80er Jahren

Laut Dagan Lev Ari, Director Marketing and Sales von UVision Air Ltd., geht die Entwicklung der Präzisions-Lenkwaffen bereits auf die 80er Jahre zurück. Seinen Worten zufolge wurden die von derartigen Waffensystemen ausgehende Bedrohung und deren Möglichkeiten jedoch erst im Bergkarabach-Konflikt erkannt.

Entwicklungsziele für die Loitering Munition der Hero-Serie von UVision waren nach Aussage des Managers eine auf den Bedarf der Truppe ausgerichtete präzise und hohe Waffenwirkung mit geringsten Kollateralschäden sowie der Schutz der eigenen Truppe bei gleichzeitig hoher Zuverlässigkeit. Hero verbindet nach Darstellung von Lev Ari die Vorteile eines Unmanned Air Systems (UAS) mit dem eines Lenkraketensystems (guided missile). Die Produkte der Hero-Reihe seien tragbar und damit leicht verlegbar sowie in Betrieb zu nehmen. So könnten sowohl von Land – als auch von Seeplattformen eingesetzt werden.

Abbruch der Mission jederzeit möglich

Die einfache Bedienbarkeit mit einer handgehaltenen Steuerungseinheit lässt laut Hersteller auch die Angriffsrichtung weitgehend frei wählen. Außerdem könne ein Angriff von oben (Top Attack) erfolgen. Der Bediener kann eine Mission bis kurz vor dem finalen Einschlag im Ziel noch abbrechen. Danach kehrt die Munition aufgrund ihrer besonderen aerodynamischen Eigenschaften wieder zum Loitering zurück. Das System kann nach dem abschließenden Abbruch des Einsatzes durch Nutzung eines Fallschirms auf den Boden zurückkehren, dort aufgenommen und für eine mögliche neue Mission aufbereitet werden.

Das Hero-System wird geräuscharm mit Druckluft gestartet und weist damit keine aufklärbaren Staub- oder Rauchemissionen auf. Es hat eine geringe Signatur und zieht aufgrund des elektrischen Antriebs keinen Raketenschweif nach sich.  Die Steuerung ist nach den Vorgaben des Kunden bezüglich verwendbarer Frequenzen und in der Reichweite durch Nutzung verschiedener Bodenstationen von 5 km bis 60 km skalierbar. Wobei auch der Transfer der Steuerung von einem Bediener am Start an einen zweiten in Zielnähe möglich ist.

Hero ist nach den Ausführungen von Dagan Lev Ari auch für die Bekämpfung beweglicher Ziele an Land als auch auf See geeignet. Es sei unabhängig von der Verfügbarkeit von GPS einsetzbar. Die ständige Überwachung gemäß des „Human-in-the-Loop“-Prinzips gewährleistet auch die stetige Aufzeichnung des Einsatzes auf der Bodenstation und liefert den Nachweis für die Einhaltung der strengen Einsatzregeln. Zum Entwicklungsziel der einfachen Steuerung bietet UVision ergänzende Trainingssysteme für den Ausbildungsbetrieb ohne Wirkladung sowie softwaregestützte Trainingsmodule für die Bedienerausbildung an.

UVision bietet unterschiedliche Varianten an

Hero ist nach Angaben von UVision bereits bei verschiedenen Kunden in der Nutzung und hat sich auch im realen Gefecht bewährt. Die Waffenwirkung reicht bei dem nach möglichen Flugzeiten, Nutzlast und Reichweite konzipierten Systemen von einer Wirkladung von 0,5 kg beim leicht tragbaren System Hero 30 über panzerbrechende Gefechtsköpfe der Hero 120 bis zu Tandem-Gefechtsköpfen der Hero 400, einsetzbar gegen Bunker oder durch Beton geschützte Ziele.  Die leichteren Modelle sind tragbar und als Präzisionsmunition auch von Infanteriekräften mitführbar.

Die Anfang 2019 gegründete UVision USA Corporation soll ab Mitte 2022 die Hero-Munitionsfamilie für den Bedarf der U.S.- Streitkräfte in den Vereinigten Staaten produzieren. Das U.S. Marine Corps hat das System als Präzisionssystem für weitreichende Waffenwirkung (Precission Fire Capability) erprobt und wird das System Hero 120 LM auf dem Mörserträger LAV-25 integrieren.
wge/12/17.1.2021