Rund eineinhalb Jahre nach dem Entschluss, ein neues Raketenartilleriesystem in die Streitkräfte einzuführen, haben dänische Artilleristen eine erste Schießkampagne mit dem PULS-Raketenwerfer – PULS steht für Multi-Purpose Universal Launching System – durchgeführt.
Wie aus einem am 2. Juli veröffentlichten Bericht der dänischen Streitkräfte (Forsvaret) hervorgeht, war die Schießkampagne Bestandteil der Einführungsphase des PULS-Systems und der Ausbildung dänischer Soldaten, die zukünftiger Nutzer der Raketenwerfer sein werden. Dabei wurde vom Schieß- und Übungsplatz Oksbøl rund 10 Kilometer in die Nordsee geschossen.
Dem Bericht zufolge sind dem Schießen monatelange Planungen und Schulungen für das neue Raketenartilleriesystem vorausgegangen. „Die ersten PULS-Systeme trafen vor etwa einem Jahr in Dänemark ein. Seitdem haben Soldaten der dänischen Armee und Techniker der dänischen Behörde für Verteidigungsmaterial und Beschaffung (FMI) eng mit Technikern des Herstellers Elbit zusammengearbeitet, um das PULS-System in der dänischen Armee einzuführen“, heißt es in dem Beitrag. Bis zur vollen Einsatzbereitschaft des Systems wird jedoch noch einige Zeit vergehen, laut dem Beitrag wird dafür das Jahr 2026 angestrebt.
Die dänische Regierung hatte Januar 2023 angekündigt, die an die Ukraine abgegebenen 19 Radhaubitzen vom Typ CAESAR schnellstmöglich durch israelische ATMOS-Radhaubitzen ersetzen zu wollen. Zudem wurde entschieden, die Streitkräfte mit einer seit 2004 aufgebenden Fähigkeit des weitreichenden indirekten Feuers (Raketenartillerie) wieder auszustatten. Diesbezüglich wurde gleichzeitig die Beschaffungsabsicht für acht Raketenartilleriesysteme vom Typ PULS, ebenfalls vom israelischen Rüstungskonzern Elbit Systems, kommuniziert.
Anfang März 2023 gab dann Elbit Systems den Auftragseingang für zwei unterschiedliche Artilleriesysteme mit einem Gesamtwert von über 252 Millionen US-Dollar für ein NATO-Land bekannt. Es galt zu dem Zeitpunkt in Fachkreisen als gesichert, dass es sich um den Dänemark-Auftrag handelt. Der Vertrags-Anteil für die Mehrfachraketenwerfer PULS in Verbindung mit einer nicht näher spezifizierten Anzahl an Flugkörpern und Raketen hat Elbits Mitteilung zufolge einen Gesamtwert von 133 Millionen US-Dollar und sollte innerhalb von drei Jahre ausgeführt werden.
Die Lieferung des ersten PULS-Systems wurde seitens der dänischen Streitkräfte für Sommer 2023, die der vollen Einsatzbereitschaft für 2025 angestrebt. Selbst wenn diese nun erst 2026, und somit ein Jahr später erreicht würde, wäre es eine enorme Leistung, eine neue Fähigkeit in die Truppe zu bringen.
Der Mehrfachraketenwerfer Multi-Purpose Universal Launching System kann eine breite Palette von Artillerieraketen verschießen. Dänemark plant einer Übersicht des Systems auf der Webseite der Forsvaret zufolge die Nutzung von 122-mm- und 160-mm-Raketen mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern.
Das Elbit-Raketenportfolie für den PULS beginnt mit der 122-mm-Rakete vom Typ Accular. Diese hat eine Reichweite von bis zu 35 km und einen 20-kg-Gefechtskopf. Für eine präzise Abstandwirkung jenseits der 100 km hat Elbit die Rakete vom Typ Extra im Angebot. Die Extra kann Elbit zufolge bis zu 150 km entfernte Ziele bis auf 10 m genau treffen. Das Gewicht des Gefechtskopfes beträgt 120 kg. Neben einer Unitary-Spreng-Splitter-Variante wird auch eine Penetrator-Variante angeboten. Die Predator-Hawk-Rakete kann noch weiter in die Tiefe wirken. Die Rakete hat laut Hersteller eine Reichweite von 300 km und eine Genauigkeit von 10 m. Das Gefechtskopfgewicht beträgt 140 kg.
Weiterhin kann der PULS Elbits Angaben zufolge zum Verschuss von Loitering-Munition, einschließlich der Kanisterkonfiguration der SkyStriker Loitering-Munition von Elbit Systems, befähigt werden.
Waldemar Geiger