Das zum US-Konzern RTX gehörende Rüstungsunternehmen Raytheon hat nach eigenen Angaben eine Reihe von erfolgreichen Subsystem-Demonstrationen für den Next-Generation Short-Range Interceptor (NGSRI) der U.S. Army absolviert. Der NGSRI solle perspektivisch den Boden-Luft-Flugkörper Stinger ersetzen, schreibt Raytheon in einer Mitteilung. Die U.S. Army hatte im September 2023 sowohl Raytheon als auch den US-Rüstungskonzern Lockheed Martin mit der Entwicklung eines Stinger-Nachfolgers beauftragt. Nach Berichten amerikanischer Fachmedien wollen beide Unternehmen noch in diesem Jahr mit Flugtests ihrer Flugkörper-Designs beginnen.
Das US-Heer beabsichtigt, ab 2027 bis zu 10.000 Flugkörper im Rahmen des NGSRI-Projekts (früher bekannt als M-SHORAD Increment 3 Missiles) zu beschaffen. Anforderungen an den Stinger-Nachfolger sind die Verwendbarkeit als schultergestütztes Flugabwehrsystem (MANPADS) sowie der Verschuss aus fahrzeuggestützten Flugabwehrsystemen. Darüber hinaus soll der Next-Generation Short-Range Interceptor u.a. über eine höhere Reichweite und Geschwindigkeit sowie über eine höhere Wirkung und eine bessere Zielerfassung als der Stinger verfügen. Es ist zudem gefordert, dass der neue Flugkörper Hubschrauber, Flugzeuge sowie Drohnen der Klassen 2 und 3 erfolgreich bekämpfen kann.
In den vergangenen Monaten habe das Raytheon-Team alle zehn Subsystemtests abgeschlossen, die für das Erreichen der Systemleistungsanforderungen der U.S. Army für NGSRI entscheidend seien. Zu den getesteten Komponenten gehören laut Mitteilung:
- Suchkopf – Die fortschrittliche Suchkopfbaugruppe des NGSRI habe sowohl im Labor als auch im Freien eine Auffassungsreichweite gezeigt, die weit über der von Stinger liege.
- Raketenmotor – NGSRIs flugfähiger Raketenmotor habe die Fähigkeit demonstriert, die Abfangreichweite bei Flugabwehrmanövern auf kurze Distanz zu erhöhen.
- Command Launch Assembly (CLA) – Die tragbare CLA habe eine verbesserte Reichweite für die Erkennung und Identifizierung von Flugzielen durch den Bediener in realen Umgebungen auch bei schlechter Sicht demonstriert.
- Gefechtskopf – Die Tests der Gefechtskopfbaugruppe des Flugkörpers zeigten nach Angabe von Raytheon eine präzise und wiederholbare Wirkung gegen ein breites Spektrum von Bedrohungen aus der Luft.
Die verbleibenden sechs Demonstrationen betrafen laut Mitteilung kritische Raketenfunktionen, darunter Verfolgung, Lenkung, aerodynamische Steuerung, Zündung und Sicherheit.
Wie Raytheon weiter mitteilt, konzentriert sich die nächste Phase des Programms auf Übungen, bei denen Soldaten der U.S. Army und Marines direkt mit der NGSRI-Lösung von Raytheon in Kontakt kommen und in Echtzeit Feedback geben sollen. Im Laufe dieses Jahres sei auch eine Flugtestvorführung des Systems geplant.
„Diese erfolgreichen Subsystem-Demonstrationen sind ein entscheidender Schritt zur Erfüllung der Reichweiten- und Leistungsanforderungen der U.S. Army für diese transformative Kurzstrecken-Luftverteidigungsfähigkeit“, wird Tom Laliberty, Präsident von Land & Air Defense Systems bei Raytheon. „Wir sind zuversichtlich, dass wir der Armee schnell eine erschwingliche, risikoarme und in hohem Maße produzierbare NGSRI-Lösung liefern können.“
lah