Die österreichische Waffenschmiede HMS Präzisionstechnik GmbH, Inhaberin der Marke Strasser, hat auf der Begleitausstellung des diesjährigen 9. KSK-Symposiums Rüstung sein neues Multikaliberscharfschützengewehr EX 17 präsentiert, welches als Geradezugrepetierer ausgelegt ist. Nach Aussage des Herstellers wurde die Waffe jüngst durch einen nicht weiter spezifizierten Spezialkräfteverband beschafft.
Bei dieser auf dem Stand der 1MOA GmbH gezeigten Waffe muss der Verschluss im Rahmen des Repetiervorganges lediglich nach hinten und im Anschluss wieder nach vorne geführt werden, um eine neue Patrone zu laden. Das sonst übliche Anheben bzw. Absenken des Kammerstängels zum Öffnen oder Schließen des Verschlusses entfällt, was den manuellen Ladevorgang spürbar schneller macht. Zudem muss der Schütze keine Bewegungen entgegen der Rohrachse durchführen.
Strasser hat das EX 17 zudem als Multikaliberscharfschützengewehr konzipiert, welches nach Aussage eines Unternehmensvertreters vor Ort vom Schützen innerhalb einer Minute vom Kaliber 7,62 x 51 mm auf das Kaliber 8,6 x 70 mm alias .338 LapuaMagnum gewechselt werden kann. Dazu müssen nur Verschlusskopf, Magazinschacht und das Schnellwechselrohr ausgetauscht werden. Der dafür notwendige Innensechskant-Drehmomentschlüssel ist Bestandteil des Waffenzubehörs.
Ein Austausch des Zielfernrohrs ist nach Angaben des Herstellers aufgrund der Wiederholgenauigkeit des Systems nicht notwendig. Strasser ist in der Lage, das Rohrpaar im Werk so zu indexieren, dass beide Rohre auf 100m auf denselben Punkt eingeschossen werden können. Dies geht nur wenn Strasser Zugang zu der Kundenmunition bekommt und das Rohrpaar so aufeinander abstimmen kann.
Multikalibergewehre bieten Vorteile im Einsatz und in der Ausbildung. Gerade mit dem Kaliber 7,62 x 51 mm lassen sich Schießfertigkeiten auf kürzere Distanzen besser trainieren – wie beispielsweise die Berücksichtigung der Winddrift als mit der in diesen Entfernungsbereichen weniger anfälligen .338LM. Zudem stellt die Ausbildung mit dem kleineren Kaliber geringere Ansprüche an die Schießbahn hinsichtlich des Gefahrenbereichs. Munition und Rohre in diesem Kaliber sind darüber hinaus deutlich günstiger. Taktisch gesehen bieten die kompakteren Gewehre im kleineren Kaliber insbesondere in eng bebauter Umgebung Vorteile, wenn keine Einsatzreichweiten jenseits der mittleren Distanzen erwartet werden. Ist hingegen mit weiten Schussdistanzen zu rechnen, kann das schwerere sowie größere Gewehr im Kaliber .338 zum Einsatz kommen.
Technische Merkmale
Das auf dem KSK-Symposium gezeigte Multikaliberscharfschützengewehr war wie bereits angesprochen auf das Kaliberpaar 7,62 x 51 mm (mit einem 66 cm langem Rohr (26 Zoll) und 12-Zoll-Drall) und .338LM (mit einem 69 cm langem Rohr (27 Zoll) und 10-Zoll-Drall) ausgelegt. Strasser gibt jedoch an, das EX 17 auf Kundenwunsch auch mit anderen Kalibern, wie beispielsweise der 6.5 Creedmoor und anderen Dralllängen fertigen zu können.
Das Gesamtgewicht des Geradezugrepetierers beträgt 7,1 Kg (ohne Munition, Signaturreduzierer und Optik) im Kaliber 7,62 x 51 mm bzw. 7,0 Kg im Kaliber .338LM. Die Waffenlänge wird seitens des Herstellers mit 1,24 m bzw. 1,27 m (ohne Signaturreduzierer) angegeben.
Der Magazinschacht ist so konzipiert, dass weitverbreitete AICS-Magazine des britischen Herstellers Accuracy International verwendet werden können. Weitere Merkmale der Waffe sind ein AR-15 kompatibler Pistolengriff sowie M-LOK-Schienen am Vorderschaft. Zudem ist eine Arca Swiss Rail Adaption am Unterschaft möglich.
Strasser gibt an, bis auf die Rohre alle Komponenten selbst zu fertigen. Verschlusskopf und Verschluss werden aus vorvergütetem Stahl hergestellt. Der Verschlusskasten wird aus einer hochfesten Aluminiumlegierung gefertigt. Das Chassis des EX 17 ist ebenfalls aus Aluminium. Das Gehäuseoberteil verfügt über eine 20-MOA-Vorneigung, der hintere Teil der durchgehenden Picatinny-Schiene ist aus Stahl, der vordere Teil aus Aluminium.
Auch der Abzugsmechanismus ist eine Eigenentwicklung von Strasser. Der Matchabzug ist einstellbar, das Abzugsgewicht kann variabel von 1,1 bis 1,3 Kg eingestellt werden. Auf Kundenwunsch kann das Abzugsgewicht auch auf bis zu 600 g gesenkt werden. Ein weiteres interessantes Designmerkmal des Abzugsmechanismus ist der verstellbare Abzugszüngel, so dass der Abzugsmechanismus exakt auf die Schießhand des Schützen eingestellt werden kann. Der Abzug kann bspw. für die Reinigung der Waffe oder zur Unbrauchbarmachung schnell aus dem System entnommen werden.
Waldemar Geiger