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Marine will Technik in der Praxis testen

Bereits seit Jahren entwickeln MBDA Deutschland und Rheinmetall in Konkurrenz Laser-Effektoren zur Abwehr neuer Bedrohungen wie sie etwa durch Drohnen entstehen. Der letzte Schritt vor der Einführung der Technologie – der Test im harten militärischen Alltag – steht bislang jedoch noch aus. Die Deutsche Marine will jetzt offenbar als erste Teilstreitkraft vorangeben, und die Laser-Technik auf ein Schiff bringen.

Ein Laser-Demonstrator solle „relativ zeitnah“ auf einer Korvette K130 eingerüstet werden, sagte Flotillenadmiral Ulrich Reineke, Abteilungsleiter Planung/Konzeption im Marinekommando, am Dienstag auf dem 20. DWT-Marineworkshop in Linstow.  Damit werde ein seegestützter Demonstrator voraussichtlich früher kommen als ein landbasierter, prognostizierte der Admiral.

Der Marineplaner ist optimistisch, dass die kommenden zwei bis drei Jahre eine Trendwende bei der Einführung von Innovationen in die Marine einleiten könnten. Es gebe Anzeichen, dass die wirksame Umsetzung von Innovationen in Projekte erfolge. Seinen Worten zufolge wird die Marine in Zukunft stärker auf Sensor-Wirkverbünde setzten und nicht auf einzelne Projekte.

Gut informierten Kreisen zufolge könnte die Einrüstung des Laser-Demonstrators bereits 2020 erfolgen. Wobei die Marine offenbar die beiden von Rheinmetall und MBDA Deutschland entwickelten Technologien unter harten Bedingungen – etwa im Nordatlantik im November – erfolgen soll. Die überlegene Technik soll dann offenbar ausgewählt werden – soweit sich kein grundlegendes Problem zeigt.

Welche dies dann sein wird, dürfte den beiden Konzernen relativ egal sein, denn sie wollen ihre Laser-Kompetenz in ein paritätisches Joint Venture einbringen – ein Entschluss, der dem Verteidigungsministerium entgegenkommen dürfte.

Die Verhandlungen mit dem Ziel eines Ergebnisses bis Jahresende laufen offenbar auf Hochtouren. In der Vergangenheit galten Kartellrechtsfragen als mögliches Hindernis für einen Zusammenschluss. Diese Thematik erfordert scheinbar noch immer ein hohes Augenmerk. Der Standort des zukünftigen Joint Ventures, das von zwei Geschäftsführern/innen geleitet werden soll, steht dem Vernehmen nach noch nicht fest.

Bei der Installation von Laser-Effektoren auf einem Marineschiff muss die Auswirkung auf Bordelektrik und –elektronik sowie der Raumbedarf berücksichtigt werden ohne zu umfangreiche schiffbauliche Veränderungen nach sich zu ziehen. Schließlich soll die Waffe zusätzlich und nicht anstatt eines anderen Wirkmittels eingebaut werden. Eine Studie dazu soll bereits vorliegen. Ersten Projektionen zufolge könnte der Effektor womöglich auf einer erhöhten Plattform hinter der zweiten Mast der K130 angeordnet werden. Da die Technologie prinzipiell für alle Marineschiffe in Frage kommt, dürfte für die beteiligten Firmen damit erhebliches Geschäftspotenzial verbunden sein.

Wenn Deutschland seinen in Europa offenbar bestehenden Vorsprung in der Lasertechnik beibehalten will, sollte das BMVg die Einrüstung forcieren. Denn MBDA UK hat vom britischen Verteidigungsministerium den Auftrag zur Entwicklung einer eigenen Lasertechnik unter dem Titel Dragonfire erhalten. Wohl nicht zuletzt, weil die Briten bei der Entwicklung von Rüstungstechnologie auch die Exportmärkte im Auge haben.
lah/28.9.2018

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