Die schon seit Jahren in der Diskussion befindliche Installation eines leistungsfähigen Lasers auf einer Korvette der deutschen Marine scheint konkret zu werden. Nach Angaben von Peter Heilmeier, Leiter Vertrieb- und Geschäftsentwicklung von MBDA Deutschland, wird noch im Juni die Ausschreibung für einen solchen Marinedemonstrator erwartet. Man sei optimistisch, dass bis Jahresende ein Vertrag mit dem Bundeswehr-Beschaffungsamt geschlossen werden könne, sagte Heilmeier am Dienstag vor Journalisten am MBDA-Sitz im bayerischen Schrobenhausen.
Für das kommende Jahr sein geplant, den Hochenergielaser auf einer Korvette einzurüsten, damit die Marine in den beiden folgenden Jahren die Technologie in eigener Regie testen könne. Um die Erprobung erfolgreich zu absolvieren, rechnet der MBDA-Manager noch mit der Ausarbeitung der Einsatzregeln für den Laser. Bei Tests an Land darf der Einsatz nur vor einem festen Hintergrund erfolgen -der Laserschuss in den offenen Himmel ist nicht gestattet.
Laut Heilmeier wird MBDA bei dem Laservorhaben mit dem Wettbewerber Rheinmetall zusammenarbeiten. Das Düsseldorfer Unternehmen hat – ebenfalls vom Bund finanziert – ein ähnliches Laser-Konzept wie MBDA entwickelt. Dabei gehe es zunächst um eine zeitliche begrenzte projektbezogene Kooperation und nicht um ein Zusammenlegen der Laser-Abteilungen beider Unternehmen in Form eines Joint Ventures. Die Gründung eines solchen Gemeinschaftsunternehmens sei auf der Zeitachse nach rechts verschoben worden, so der MBDA-Manager. Offenbar wurden die seit langem bestehenden kartellrechtlichen Bedenken noch immer nicht ausgeräumt.
Wie Heilmeier weiter ausführte, wird auf dem Schiff voraussichtlich ein 20-KW-Laser installiert. Wobei die Laserquelle jedoch noch nicht feststehe. Hier gebe es verschiedene Optionen, unter anderem eine Eigenentwicklung von Rheinmetall mit einem Fraunhofer-Institut. Neben der Abwehr von Drohnen soll der Laser offenbar auch Speedboote bekämpfen können. Mit Spannung erwartet Heilmeier, welche Konzeptkomponenten der beiden Unternehmen für den Erprobungslaser ausgewählt werden. Genauso ist Aufteilung des Workshare noch offen. Dies werde nicht zuletzt von der konkreten Angebotsaufforderung des Kunden abhängen.
Neben dem Marine-Vorhaben sei überdies ein Laser-Landdemonstrator als deutsch-niederländische Kooperation geplant, erläuterte der MBDA-Vertriebschef. Während auch hier voraussichtlich wieder Rheinmetall und MBDA bei der Lasertechnik zusammenarbeiten dürften, werde die Sensorik von den Niederlanden beigesteuert. Wie es heißt, sprechen beide Länder gegenwärtig noch über die genaue Ausgestaltung. Offenbar soll der Laser in ein Sanitätsmodul eines Radpanzers Boxer eingerüstet werden, was auf eine Leistungsklasse von fünf bis zehn Kilowatt hindeutet.
Heilmeier beklagte die mangelnde Zusammenarbeit der Europäer in punkto Laserquelle. Hier suchten mehrere Länder parallel nach Lösungen anstatt zu kooperieren und damit ihre Kräfte zu bündeln. Und auch innerhalb der europäischen MBDA-Gruppe gebe eine „Chinese Wall“. So habe MBDA Deutschland keinerlei Informationen über das von MBDA UK betriebene Laser-Projekt Dragonfire.
lah/5.6.2019