Die Bundeswehr hat bislang sechs Systeme des Luftverteidigungssystems Iris-T SLM beim Hersteller Diehl Defence geordert. Sechs weitere sollten nach den Vorstellungen der Luftwaffe möglichst schnell dazukommen, wie der Stellvertreter des Inspekteurs der Luftwaffe, Generalleutnant Lutz Kohlhaus, am Mittwoch auf dem Ground Based Air Defence Summit der CPM GmbH in Berlin darlegte. Darüber hinaus sieht er den Bedarf für die Beschaffung des in Entwicklung befindlichen Flugkörpers Iris-T SLX. Damit sei eine „bedrohungsgerechte Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems“ möglich, sagte er am Rande der Veranstaltung. Der „Proof of Concept“ könnte bei rechtzeitiger Bestellung womöglich bereits für 2029 terminiert werden, fügte er an.
Bei der Iris-T SLX handelt es sich um einen leistungsgesteigerten Flugkörper, der die Infrastruktur der Iris-T-SLM-Feuereinheiten nutzen soll, also etwa das gleiche Feuerleitsystem und Radar. Laut Hersteller Diehl Defence soll die Iris-T SLX eine größere Reichweite bis 80 km und eine Höhenabdeckung von bis zu 30 km erreichen. Damit dürfte sie mit ihren Leistungsdaten etwas unterhalb der im Patriot-System genutzten Effektoren liegen.
Diehl will dem Vernehmen nach bis zum kommenden Jahr ein Starter-System entwickeln, das sowohl die Iris-T SLM als auch die Iris-T SLX verschießen kann. Damit wäre eine Mischbeladung von weiterhin acht Flugkörpern pro Fahrzeug möglich, die den Operateuren mehr Optionen einräumt. So könnte die Iris-T SLX wegen ihrer größeren Reichweite vermutlich Gleitbomben tragende Flugzeuge abhalten. Aufgrund ihres modifizierten Suchkopfes, der neben dem Infrarot- nun auch einen Radarsensor enthalten wird, dürfte die Rakete im sogenannten Endgame überdies eine höhere Genauigkeit aufweisen.
Durch die Verwendung im Rahmen der Iris-T-SLM-Feuereinheiten ist auch ein Einsatz im Operationsgebiet an der Ostflanke der NATO möglich. Denn wie die Erfahrungen aus der Ukraine nahelegen, kann das Luftverteidigungssystem Iris-T SLM aufgrund seiner hohen Mobilität in Frontnähe eingesetzt werden. Dort würden Patriot-Feuereinheiten aufgrund ihrer Größe und Schwerfälligkeit ein leichtes Ziel für den Gegner bieten. Durch die Nutzung der neuen Waffe könnte die Luftwaffe den deutschen Heeresverbänden in Litauen einen höheren Schutz ermöglichen.
Beobachter gehen davon aus, dass das BMVg bereits in Gesprächen mit Diehl über die mögliche Einführung der Iris-T SLX steht. Ein Beschaffungsvertrag noch im laufenden Jahr scheint nicht vollkommen ausgeschlossen zu sein.
Sollte Anfang der 30er-Jahren – unter der Voraussetzung, dass die Personalausstattung sichergestellt werden kann – ein zweites Flugabwehrraketengeschwader aufgestellt werden, wie dies Generalleutnant Kohlhaus für erforderlich hält, würden dieses vermutlich auch mit Iris-T SLM und SLX ausgerüstet werden. Werden die gegenwärtigen Forderungen der Luftwaffe fortgeschrieben, dürften weitere zwölf Luftverteidigungssysteme von Diehl auf der Bestellliste stehen. Für den Hersteller sicherlich ein Anreiz, die Produktion langfristig auszubauen, zumal weitere Verträge aus europäischen Ländern zu erwarten sind.
Lars Hoffmann