Litauen beabsichtigt, bis 2030 eine voll einsatzfähige Infanteriedivision aufzustellen und wird unter anderem dafür die Verteidigungsausgaben in den Jahren 2026 bis 2030 auf 5 bis 6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erhöhen. Wie der litauische Außenmister Kęstutis Budrys heute auf der Plattform X bekanntgegeben hat, wurde heute ein entsprechender Beschluss des Nationalen Verteidigungsrates (Valstybės gynimo taryba – VGT) des baltischen Landes getroffen. Der VGT befasst sich mit wichtigen verteidigungspolitischen Fragen und setzt sich aus dem Präsidenten, dem Parlamentssprecher, dem Premierminister, dem Minister für nationale Verteidigung und dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte zusammen.
„Schwierige Zeiten erfordern mutige Entscheidungen und Führung. Wir fordern unsere Verbündeten auf, diesem Beispiel zu folgen. Die Zeit der passiven „abwartenden“ Strategien ist vorbei“, kommentierte Budrys die Entscheidung.
Auch die litauische Verteidigungsministerin Dovilė Šakalienė äußerte sich zu der heutigen Sitzung des Nationalen Verteidigungsrates. „Wir haben auf dem Nationalen Verteidigungsrat historische Entscheidungen getroffen. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass der Feind seine Fähigkeiten schnell und effizient aufrüstet und weiterentwickelt, und wir erleben, dass sich hybride Angriffe häufen“, wird die Ministerin in einem heutigen Beitrag des litauischen Verteidigungsministeriums auf der eigenen Webseite zitiert. „Auch wir müssen handeln. Wir haben heute den gemeinsamen politischen Willen bekundet, bis 2030 eine voll einsatzfähige nationale Infanteriedivision aufzustellen, die in die Verteidigungspläne der NATO integriert ist, und wir werden daher die Mittel für die Verteidigung erheblich aufstocken“, erklärte Šakalienė weiter, ohne jedoch die genaue Höhe der Verteidigungsausgaben anzusprechen.
Einer Übersicht der NATO von Juni 2025 zufolge plante Litauen 2024 rund 2,133 Milliarden Euro für Verteidigung auszugeben, was 2,85 Prozent des BIP entsprechen würde. Eine Steigerung auf 5 bis 6 Prozent würde das Verteidigungsbudget somit auf rund 4 bis 4,5 Milliarden Euro anheben.
Der Nationale Verteidigungsrat des baltischen Landes, dass unter anderem an die russische Region Kaliningrad und an Belarus grenzt, hatte im Mai 2023 entschieden, eine Infanteriedivision aufzustellen, indem die bisherigen Großverbände der litauischen Landstreitkräfte zusammengefasst werden und eine mechanisierte Brigade neu aufgestellt wird. Für die Ausrüstung dieser Brigade wurden jüngst 44 Kampfpanzer des Typs Leopard 2 A8 mit einem Gesamtwert von rund einer Milliarde Euro bei KNDS Deutschland bestellt. Zudem beabsichtigt das Land, rund 100 Schützenpanzer vom Typ CV90 zu beschaffen, um neben dem Panzerbataillon der neuen Brigade auch zwei Grenadierbataillone aufstellen zu können, hartpunkt berichtete.
Waldemar Geiger