Anzeige

Kooperation mit Rheinmetall bei Lasern im Gespräch

Der deutsche Ableger des europäischen Lenkwaffenherstellers MBDA befindet sich gegenwärtig in der Diskussion mit dem Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern über eine Zusammenarbeit bei Laserwaffen. „Auf der industriellen Seite untersuchen wir eine Kooperation mit Rheinmetall“,  sagte der Geschäftsführer von MBDA Deutschland, Thomas Gottschild, am Donnerstag während einer Pressekonferenz am Unternehmensstandort in Schrobenhausen.  Man sehe  langfristig auch europäische Kooperationsmöglichkeiten, fügte Gottschild an. Vorrang habe jedoch zunächst die Klärung einer möglichen Zusammenarbeit im nationalen Rahmen.

Die beiden Unternehmen hatten in den vergangenen Jahren auf Wunsch und mit Unterstützung des Verteidigungsministeriums an Laserwaffen geforscht und die Entwicklung weit vorangetrieben. Dabei verfolgten beide Firmen unterschiedliche Laserkonzepte. MBDA setzt auf eine Technologie unter Nutzung von Spiegeln, während sich Rheinmetall auf die Verwendung von Linsen fokussiert hat.

MBDA-Chef Antoine Bouvier könnte sich sogar ein Joint Venture mit dem Düsseldorfer Konzern vorstellen. Womöglich müssten dafür jedoch noch kartellrechtliche Fragen geklärt werden. Nach Einschätzung von Bouvier hat sich Deutschland in Europa ein hohes Kompetenzniveau in Sachen Laser erarbeitet. Wie er auf der Veranstaltung ausführte, hält er langfristig einen gesamteuropäischen Ansatz zur Entwicklung von Itar-freien Laserquellen für möglich. Offenbar verfügen die USA bei Laserquellen noch über einen Vorsprung gegenüber anderen Ländern. MBDA ist auch in das britische Projekt Dragonfly zur Entwicklung einer Laserwaffe eingebunden. Dieses Vorhaben läuft jedoch offenbar strikt getrennt von den deutschen Aktivitäten.

Bereits im vergangenen Jahr hatte MBDA beschlossen, die deutsche Tochter stärker in die Konzernstrukturen zu integrieren. So berichtet die oberste Führungsebene neuerdings an die MBDA-Zentrale. Bouvier erwartet von der Integration eine stärkere Nutzung des deutschen Know-hows und gleichzeitig mehr Unterstützung von MBDA Deutschland durch den Konzern. Ziel sei es, das Wachstum hierzulande zu steigern und die Kooperationsmöglichkeiten der europäischen MBDA-Niederlassungen zu verbessern. So werde etwa Deutschland-Chef Gottschild ab Juni dieses Jahres für Qualitätsfragen der gesamten Gruppe verantwortlich sein.

Bouvier kündigte außerdem an, dass zusätzliche Forschungs- und Entwicklungsmittel zur Verfügung gestellt sowie Tätigkeiten aus den MBDA-Standorten in Frankreich, Großbritannien und Italien nach für Deutschland verlagert werden. Dabei gehe es auch darum, die Kapazitäten hierzulande auszulasten, da sich das Luftverteidigungsprojekt TLVS/MEADS in die nächste Legislaturperiode verschiebt. MBDA geht von einem Vertragsschluss im kommenden Jahr aus.

Bouvier betonte die strategische Bedeutung von TLVS/MEADS für Deutschland und sein Unternehmen. So könne Deutschland damit auf Basis des Rahmennationenkonzeptes  eine Führungsrolle in Europa und der NATO bei der Luftverteidigung und Raketenabwehr einnehmen. Außerdem sieht der MBDA-Chef  Deutschlands Übergang von Patriot auf TLVS als Blaupause für Patriot-Nutzer außerhalb Europas. Damit  ergeben sich seiner Meinung nach für Lockheed Martin und MBDA große Exportchancen, da sie auf diesen Märkten erfolgreich gegen Raytheon antreten könnten. MBDA und Lockheed Martin sind gegenwärtig in Gesprächen über ein gemeinsames Joint Venture zur Umsetzung von TLVS in Deutschland.

Nach Aussage von Bouvier gehört MBDA neben Lockheed Martin und Raytheon zu den drei weltweit größten Herstellern für Lenkflugkörpern mit einem Marktanteil von jeweils 20 bis 25 Prozent. Nach einem Umsatz von rund 3 Mrd EUR im vergangenen Jahr strebe MBDA bis 2020 ein Umsatz von mehr als 4 Mrd EUR an. Das Unternehmen verfüge über die „kritische Masse“ um die dafür notwendigen Investitionen in Forschung und Entwicklung zu tätigen, sagte der MBDA-Chef.
lah/16.3.2017

.i.td-icon-menu-up { display: none; }