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Kein konkreter Zeitplan für Flugtests im A400M

Den Konstrukteuren des Schützenpanzers Puma war von Beginn an die Verlegefähigkeit im etwa zeitgleich in der Entwicklung befindlichen Transportflugzeug Airbus A400M zur Vorgabe gemacht worden. Obwohl die Bundeswehr mittlerweile über signifikante Stückzahlen beider Waffensysteme verfügt und zahlreiche Funktionen bereits zertifiziert wurden, stehen Flugtestes im A400M noch immer aus. Und das dürfte auch noch eine Weile so bleiben.

Bisher habe es  noch keine Verladung beziehungsweise keinen Lufttransport des Schützenpanzers Puma im A400M gegeben, bestätigte ein Sprecher des Heeres. Die Forderung der Luftverladbarkeit sei zwar Teil des Projektaufsatzes, die  dazu notwendigen Untersuchungen könnten jedoch erst mit Erreichen des „Zielkonstruktionsstands“ des Schützenpanzers durchgeführt werden. Dies sei im letzten Projektabschnitt – nach Beendigung aller Nachrüstmaßnahmen – geplant.

Wie der Sprecher weiter ausführte, spielt im Zuge der Landes- und Bündnisverteidigung der Lufttransport des Puma eine untergeordnete Rolle. Denn für dieses Szenario stünden  die Verkehrsträger Bahn und Schiff im Vordergrund. In Stabilisierungsoperationen, die weltweit erfolgen könnten, sei der anlassbezogene Lufttransport ins Einsatzgebiet jedoch möglich.

Nach Angabe des Puma-Herstellers PSM  – einem Joint Venture von Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall – war in der Vergangenheit bereits eine Stellprobe mit einem A400M beziehungsweise einem  A400M-Mockup geplant worden. Diese sei allerdings aufgrund der bis heute fehlenden Beauftragung der De- und Montagemittel nicht umgesetzt worden.

Damit wird es – vorausgesetzt das deutsche Engagement in Ländern wie Afghanistan oder Mali wird nicht auf den Einsatz von Panzern ausgeweitet – voraussichtlich erst in einigen Jahren entsprechende Tests geben. Denn selbst in der für die VJTF 2023 vorgesehenen Konfiguration hat der Puma noch nicht den finalen Konstruktionsstand erreicht. Es fehlt die turmunabhängige Sekundärwaffenanlage (TSWA).

Transport im A400M wird weiterhin berücksichtigt

Grundsätzlich ist der Puma  nach Angaben von PSM so ausgelegt, dass er in der Konfigurationsstufe A mit 31,45 Tonnen unter Berücksichtigung der Lastverteilung und ergänzender Anschlagmittel auch im A400M mit einer Nutzlast von 32 Tonnen transportierbar ist. Das zulässige Gesamtgewicht des Puma beträgt 43 Tonnen. Die Konfigurationsstufe A werde im Wesentlichen durch Demontage des hierfür konzipierten Seitenschutzes  – das führt zur Gewichtsreduzierung auf ein Transportgewicht von 31,45 Tonnen –  und Einstellung des hydropneumatischen Laufwerks hergestellt.

Sollte das maximale Lufttransportgewicht von 31,45 Tonnen durch die Integration zusätzlicher Komponenten in den Schützenpanzer überschritten werden, muss dies durch Erweiterung des Demontageumfangs ausgeglichen werden. Das werde grundsätzlich bei jeder Weiterentwicklung berücksichtigt, betont PSM.

So sind nach Aussage des Herstellers sowohl die Waffenanlage für die Panzerabwehrrakete MELLS und die TSWA leicht demontierbar und mit entsprechenden Hebemitteln zu handhaben. Diese Hebemittel sind Bestandteil der Lufttransportmittel vorgesehen und sollen beim Transport im A400M mitgeführt werden.

Für den Lufttransport sollen spezielle Lastverteilerplatten eingesetzt werden, die gewährleisten, dass der Puma in Konfigurationsstufe A ohne weitere Maßnahmen transportiert werden kann. Für die Umrüstung in Konfigurationsstufe A durch die trainierte Besatzung des Schützenpanzers unter Verwendung von De- und Montagemitteln sind nach Angaben des Herstellers maximal sechs  Stunden erforderlich.

Der Transport des Demontageumfangs und des entnommenen Zubehörs und Vorrats sowie der Hebe- und Hilfsmittel ist für die Verwendung von militärischen Standardpaletten konfektioniert. Die Verwendung der Paletten soll auch eine andere Zusammenstellung der Fracht ermöglichen, insbesondere unter dem Aspekt der Zusammenstellung eines Munitionstransports mit gesonderten Randbedingungen.

Weitere Länder interessiert

Nach Angaben von PSM stellt die  Transportfähigkeit im A400M ein Alleinstellungsmerkmal des Schützenpanzers Puma dar. Mit der erwarteten Nutzung des A400M in weiteren europäischen Ländern könne dieses Merkmal, insbesondere in Mittel und Osteuropa an Bedeutung gewinnen. Der Puma befindet sich gegenwärtig im Auswahlwettbewerb in der Tschechischen Republik. Offenbar hat auch Ungarn Interesse an dem Fahrzeug, wie es Kreisen der Bundeswehr heißt.  Gegenwärtig bemüht sich das BMVg darum, Partnerländer bei der Nutzung einer zukünftigen Staffel der A400M  am Fliegerhorst Lechfeld einzubinden. Für Nationen wie die USA, die über Transportflugzeuge mit deutlich höherer Nutzlast verfügen, spiele der Faktor dagegen keine Rolle, räumt PSM ein.

Zum Transport von zwei vollständigen Schützenpanzern Puma   – mit komplettem Schutz, Treibstoff, Munition, Soldaten mit persönlicher Ausrüstung  – werden drei A400M benötigt: In zwei Transportflugzeugen werden die abgerüsteten Pumas verladen, der dritte A400M transportiert die abgebauten Schutzmodule, sowie gegebenenfalls weitere Komponenten wie die TSWA, die Waffenanlage MELLS, die Hebemittel für Montage und Demontage sowie die Besatzungen der zwei Panzer inklusive der abgesessenen Kräfte mit persönlicher Ausrüstung.

Im Augenblick scheinen Flugtests mit dem Puma für das Heer zwar keine Dringlichkeit zu haben. Vor dem Hintergrund zunehmender Unsicherheiten der militärischen sowie politischen Rahmenbedingungen kann sich die Möglichkeit der Luftverladung im A400M aber womöglich noch auszahlen. Schließlich befinden sich sowohl der Puma als auch der A400M noch am Anfang ihrer Nutzungsphase.
lah/10.7.2019

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