Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat in seiner gestrigen Sitzung grünes Licht für die Beschaffung von Clip-On-Wärmebildgeräten des Typs IRIS gegeben. Dies bestätigten gut unterrichtete Kreise gegenüber hartpunkt. Der Verteidigungsausschuss hat dem Vorhaben bereits am gestrigen Vormittag zugestimmt.
Für rund 49 Millionen Euro sollen nun insgesamt 4.375 Sätze des Clip-On-Wärmebildgeräts IRIS sowie der dazugehörige Initial In-Service Support für die Nutzung in Kombination mit der in die Bundeswehr eingeführten „Nachtsichtbrille, querschnittlich“ (Theon Mikron) beschafft werden. Die Finanzierung des Vorhabens erfolgt über das „Sondervermögen Bundeswehr“.
Die IRIS-Clip-Ons sollen gut informierten Kreisen zufolge genauso wie die Nachtsichtbrillen zuvor im Rahmen des Deutsch-Belgischen-Kooperation über die europäische Rüstungsagentur OCCAR gekauft werden. Industrieseitig wird der Auftrag dem Vernehmen nach durch eine Kooperation griechischen Nachtsichtspezialisten Theon und der in Berlin ansässigen Andres Industries AG abgewickelt.
IRIS
Das IRIS Clip-On Wärmebildgerät ist Theon zufolge ein vollständig mit anderen monokularen oder binokularen Nachtsichtbrillen von Drittanbietern kompatibles Clip-On-System, es sei jedoch auf die Theon-Nachtsichtprodukte optimiert. Nach Angaben des Herstellers ermöglicht das IRIS-Wärmebild-Clip-On-System es Anwendern, die die Nachtsichtsysteme NYX, Mikron und Argus von THEON verwenden, nahtlos ein Wärmebild-Overlay über das vorhandene Nachtsichtbild zu legen und so ein fusioniertes Bild zu erzeugen. Dabei werden die beiden Eigenschaften der Restlichtverstärker- und Wärmebildtechnik in einem Gesamtbild kombiniert. Der Hintergedanke dieses Ansatzes ist es, mindestens zwei Bildquellen zu einem „nützlicheren“ mit mehr Informationen angereichertem Bild zu verschmelzen. Besondere taktische Herausforderungen auf dem Gefechtsfeld können so einfacher bewältigt werden.
Beispielsweise ist es selbst auf Distanzen von 50 Metern äußerst schwierig, Personen, die sich nicht bewegen, mittels Restlichtverstärkern im Wald zu detektieren. Insbesondere dann, wenn diese angelehnt an Bäume oder Büsche stehen. Die Überlagerung des Restlicht-Bildes mit dem Wärmebild bewirkt, dass die deutlichen Temperaturunterschiede zwischen Bebauung und Bewuchs im Vergleich zu der Körpertemperatur ebenfalls als Detektionsquelle genutzt werden können. Personen sind somit auch auf größere Distanzen deutlich erkennbar.
Zudem kann IRIS in seiner fortschrittlichsten Konfiguration zusätzlich zum Wärmebild auch Augmented-Reality-Informationen projizieren und unterstützt die Anbindung an bestehende Battle-Management-Systeme wie ATAK, was das Situationsbewusstsein verbessern soll.
Nachtsichtbrille, querschnittlich
Bei der „Nachtsichtbrille, querschnittlich“ handelt es sich um die Theon Mikron, eine binokulare Nachtsichtbrille mit zwei 16-mm-Restlichtverstärkerröhren des Herstellers Photonis Defense und integriertem Infrarotstrahler. Diese kann vom Soldaten sowohl am Helm als auch mittels eines Kopftragesystems getragen werden.
Die Monokulare können separat weggeklappt werden. Die Mikron wird mit einer einzelnen AA-Batterie betrieben, kann aber – sollte eine längere Betriebszeit notwendig sein – auch mit einem externen Batteriepack betrieben werden.
In den letzten Jahren hat die Bundeswehr insgesamt 66.041 Sätze dieser Nachtsichtbrille beschafft.
Waldemar Geiger