Der KI-Spezialist Helsing hat nach eigenen Angaben knapp anderthalb Jahre nach Eröffnung des Kompetenzzentrums für den Kognitiven Elektronische Kampf (K2EK), welches gemeinsam mit dem Partner Saab betrieben wird, einen bedeutenden Meilenstein für die Modernisierung und Ausstattung des Eurofighters für den Elektronischen Kampf (EK) erreicht. Insgesamt sollen 15 Eurofighter als Ersatz für den Tornado für die Rolle Suppression of Enemy Air Defence (SEAD) mit Sensoren und Waffen ausgestattet werden.
Der Meilenstein, welcher jetzt erreicht wurde, stelle die Herstellung aller Voraussetzungen für eine weitere Integration der Helsing-Software in den Eurofighter in der kommenden Programmphase dar, teilte das KI-Unternehmen auf Nachfrage von hartpunkt mit. Hierfür seien konzeptionelle, technische und zulassungsbezogene Arbeiten notwendig gewesen. Den Angaben zufolge ist das Team aus rund 50 Fachleuten und Ingenieuren komplett aufgebaut, eine Geheimumgebung am Münchener Standort eingerichtet sowie die Zulassungsstrategie erarbeitet und grundsätzlich abgenommen worden. Laut Helsing können die Firmen dank einer gemeinsamen Softwareplattform über Standorte hinweg an der Lösung für den Eurofighter arbeiten.
Das Team, das bis Ende des Jahres auf 70 Mitarbeiter anwachsen soll, verfüge über Expertise aus den Bereichen Machine Learning, Software, Signalverarbeitung, Radartechnologie und luftfahrzeugtechnischer Zulassung. Laut Helsing handelt es sich bei der Entwicklungs- und Arbeitsumgebung um eine streng kontrollierte Cloud-Umgebung, welche Exportkontroll- sowie Einstufungsanforderungen erfüllt.
Das K2EK wurde im September 2023 aufgestellt, um auf Grundlage der Auswahlentscheidung des Generalinspekteurs modernste KI-gestützte Fähigkeiten auf den Eurofighter aufbringen und diese qualifizieren zu können. Die jetzt fertig gestellten Arbeiten wurden laut Helsing im Kontext der so genannten System Definition (SD) Phase für den Eurofighter EK Step 1 durchgeführt.
Diese Voraussetzungen seien essenziell, damit der Eurofighter EK weltweit zum ersten Kampfflugzeug werde, welches die Vorteile einer KI-gestützten Signalverarbeitungskette basierend auf Machine-Learning-Methoden in den Einsatz bringe, so Helsing. Hierdurch werden den Angaben zufolge die Überlebensfähigkeit und die Wahrscheinlichkeit des Missionserfolgs auf Grundlage eines verbesserten Lagebildes signifikant gesteigert.
Neben Saab und Helsing ist auch der Plattform-Hersteller Airbus in die Entwicklung des Eurofighter EK eingebunden.
Helsing trägt nach eigenen Angaben mit einer adaptierten Version seiner modularen Softwaresuite für den EK, genannt Cirra (luftfahrzeuggebundenes System) und Cirra Platform (bodengebundene Systeme), wesentlich zur Durchsetzungsfähigkeit sowie Zukunftssicherheit des Eurofighter EK bei. Cirra biete eine KI-gestützte Datenverarbeitungskette für ein exaktes Lagebild im Cockpit des Eurofighters – auch bei unbekannten Emittern, sowie eine komplette Offboard-Softwareumgebung zu weiteren Analysen, Unterstützung des Operateurs, Beschleunigung des Missionsdatenloops und Aktualisierung der Onboard Softwareapplikationen.
Beim Eurofighter EK handelt es sich um ein Waffensystem, das bereits zu Beginn eines Konflikts im Rahmen von SEAD und DEAD (Destruction of Enemy Air Defence) gegen einen Gegner auf Augenhöhe zum Einsatz kommen soll.
Lars Hoffmann