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Großauftrag für veraltete Funkgerätefamilie SEM 80/90

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Das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw hat mit dem Unternehmen Thales Deutschland GmbH einen Rahmenvertrag zum so genannten Fähigkeitserhalt der Funkgerätefamilie SEM 80/SEM 90 geschlossen, wie aus einer Mitteilung auf der EU-Ausschreibungsplattform TED vom Freitag hervorgeht.

Die SEM 80/SEM 90-Funkgeräte werden standardmäßig in den Fahrzeugen der Bundeswehr verwendet.  Laut Mitteilung ist die Vergabe ohne vorherige Ausschreibung oder Wettbewerb erfolgt. „Aus technischen Gründen konnte der Auftrag nur an die Firma Thales vergeben werden“, heißt es zur Begründung.  Die Auftragsvergabe habe das Ziel der Aufrechterhaltung der Einsatzfähigkeit der SEM 80/SEM 90-Funkgeräte „unter Beibehaltung der bisherigen Fähigkeiten“, wird weiter angeführt. Mit anderen Worten: Es kommen keine neuen Fähigkeiten hinzu, obwohl in der Fernmeldetechnik in den vergangenen 30 Jahren große Fortschritte erzielt wurden und die Bundeswehr laut Ministerium eigentlich digitalisiert werden soll. Schon seit langem gelten die im Kalten Krieg entwickelten und ab den 1980er Jahren eingeführten analogen SEM80/90-Funkgeräte als veraltet.

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„Nur der Originalhersteller der bisherigen Geräte kann die einzelnen Funkgeräte so in das Gesamtfunkgerätesystem der SEM 80/SEM 90 Funkgerätefamilie einsetzen und damit in die Fahrzeuge/Plattformen der Bundeswehr integrieren, dass unter Berücksichtigung komplexer technischer Abhängigkeiten und Kompatibilitätsvorgaben, zwingende Erfordernisse einer sicheren und zuverlässigen Funktions- und Betriebssicherheit eingehalten werden können“, wird die Begründung zur Auswahl von  Thales weiter detailliert.

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Der Zuschlag für den Auftrag erfolgte laut TED-Mitteilung bereits am 22. Juli. Der Rahmenvertrag hat demnach eine Vertragslaufzeit bis zum 31.12.2032 und beinhaltet Verlängerungsoptionen bis zum 31.12.2035. Zum einen sei die Laufzeit notwendig, um ausgehend von einer Gerätestückzahl von bis zu 30.000 Geräten den notwendigen Gerätezulauf sukzessive sicherzustellen. Zum anderen liege die geplante Nutzungsdauer der Geräte bei mindestens 10 Jahren, heißt es weiter. Ein Wechsel des Herstellers würde zu technischen Schwierigkeiten beim Erhalt der bisherigen Schnittstellen, hinsichtlich technischer Abhängigkeiten, Außenmaße und Funktionalitäten der Bestandsfunkgeräte SEM 80/SEM 90 führen und sei daher nicht möglich.

Die Mitteilung über die SEM-Ertüchtigung erfolgte am gleichen Tag, an dem auch die Ausschreibung für neue Führungsfunkgeräte – früher als Combat Net Radio bezeichnet – im Rahmen der Digitalisierung landbasierter Operationen (D-LBO) eingeleitet wurde. In wenigen Tagen soll überdies die Frist zur Abgabe der Angebote für die D-LBO-Soldatenfunkgeräte anstehen.

Mit der Nutzung von jetzt schon uralter Analogtechnik bis weit in  dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts  und der gleichzeitigen Beschaffung neuer digitaler Funkgeräte dürfte sich die Bundeswehr in puncto Digitalisierung zu einer Zweiklassen-Armee entwickeln. In Zeiten der gestiegenen Bedeutung von Bündnis- und Landesverteidigung und potenzieller Gegner, die technisch hochgerüstet sind, ein bemerkenswerter Ansatz.
lah/12/4.9.2021