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Generalinspekteur verfolgt neuen Ansatz bei der Nutzung von Drohnen

Lars Hoffmann

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Die Bundeswehr hat bei der Einführung und Nutzung von Drohnen einen riesigen Nachholbedarf – gerade beim Blick auf den Ukraine-Krieg mit dem hunderttausendfachen Einsatz dieser unbemannten Fluggeräte. Beim Aufholprozess will die Bundeswehr im Gegensatz zu früher einen neuen Ansatz verfolgen, wie Generalinspekteur Carsten Breuer am Dienstag auf der Handelsblatt-Tagung Sicherheit & Verteidigung in Berlin sagte. Der Drohnen-Fehler werde nicht dadurch korrigiert, dass wie sonst üblich ein „Concept Development and Experimentation“ mit dem sich danach anschließenden Kaufprozess gemacht werde, so Breuer. „Wir gehen jetzt in eine Beschaffung auf Kommandeursebene hinein“, kündigte er an. Jeder Kommandeur habe die Möglichkeit, Drohnen mit in seine Organisation oder seinen Verband zu nehmen und diese dort einzusetzen. „Aus dieser Anwendung lernen wir dann.“ 

Dem Generalinspekteur zufolge muss vor dem Hintergrund der schnellen Weiterentwicklung von Drohnen darüber nachgedacht werden, ob es noch zeitgemäß ist, Tausende dieser Drohnen zu beschaffen. „Das kann man machen, wenn man sagt, dass ist alles Software-basiert.“ Wo allerdings die Hardware eine große Rolle spiele, könne man dann nicht mehr so vorgehen, wie dies in den 60er Jahren mit Panzern gemacht wurde.  

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Breuer führte in seiner Keynote aus, dass sich die Welt gegenwärtig in einer „Multikrise“ befindet, in der alles mit allem zusammenhängt. Krisen und Konflikte verschmelzen zum Teil miteinander und verstärken sich dabei, wie er beobachtet hat. Jeder Konflikt habe das Potenzial, global zu wirken, sowohl im Informationsraum als auch im analogen Einsatzraum.

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Der General verwies in diesem Zusammenhang auf den Einsatz Tausender nordkoreanische Soldaten in der Ukraine. Als Gegenleistung fließe nicht nur Geld aus Russland an Nordkorea, sondern auch Know-how und vor allem Waffenhilfe für Trägerraketen. „Die nukleare Gefahr, die Destabilisierung erfolgt also nicht nur in der Ukraine, sondern auch auf der koreanischen Halbinsel“, warnte Breuer. Das aus der Ukraine zurückkehrende Personal und militärische Führungsorganisationen haben Kampferfahrungen gesammelt,  was destabilisierend auf der koreanischen Halbinsel wirke.

Er forderte dazu auf, alle sicherheitspolitischen Handlungsfelder in der 360-Grad-Perspektive betrachten. „Die Gleichzeitigkeit aller denkbaren Erscheinungsformen kriegerischer Auseinandersetzungen, all diese unterschiedlichen Szenarien und damit verbundenen Aufträge müssen wir nicht nur wuppen, sondern auch parallel betrachten“, so Breuer. Das Denken in Boxen sei von gestern. Es gebe keine eindeutigen Kategorien mehr wie Frieden, Krise oder Krieg. Gelegentlich verschwinden seinen Worten zufolge die Grenzen zwischen innerer und äußerer Sicherheit und es würden zunehmend nahtlose Übergänge geschaffen. Dazu gehören Nadelstiche mit Desinformation, Spionage, Sabotage. Dies seien Puzzleteile, die zu einem Angriff gehören. Ein solcher Angriff könne jedoch nur gesamtstaatlich erkannt und begegnet werden.

Lars Hoffmann