Anzeige

General Atomics Europe will RUAG Aerospace Services übernehmen

Die General Atomics Europe GmbH aus Dresden beabsichtigt nach eigenen Angaben, die RUAG Aerospace Services GmbH in Oberpfaffenhofen zu übernehmen. Das Unternehmen gehört bislang zum schweizerischen Technologiekonzern RUAG International. Laut RUAG wurde eine entsprechende Vereinbarung am 30. September unterzeichnet. Mit der geplanten Akquisition erweitere die General Atomics Europe Gruppe (GA-Europe) ihr Produkt- und Leistungsportfolio um die Bereiche Wartung und Instandsetzung von Geschäftsflugzeugen und militärischen Helikoptern sowie Produktion und Wartung der Dornier 228, schreibt GA-Europe in einer aktuellen Mitteilung.

GA-Europe beabsichtigt nach eigenen Angaben, die rund 450 Mitarbeiter am Standort Oberpfaffenhofen zu übernehmen. Die Übernahme stehe allerdings noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die zuständigen Behörden. Mit dem Vollzug der Eigentumsübertragung –  dem vertraglichen Closing –  wird laut Mitteilung noch in diesem Jahr gerechnet. Über die vertraglichen Modalitäten haben die Parteien Stillschweigen vereinbart. Die Schweizer Regierung hatte schon Anfang vergangenen Jahres beschlossen, die RUAG-Struktur aufzubrechen und die nicht unmittelbar für das Schweizer Militär arbeitenden Teile des Konglomerats zu verkaufen. Insbesondere das Flugzeuggeschäft der RUAG galt als defizitär.

Für General Atomics Europe bedeutet die Akquisition nach eigenen Angaben eine nachhaltige Verstärkung ihrer Marktpositionierung im Luftfahrt-Geschäft. Mit den gebündelten Kompetenzen von GA-Europe und RUAG Aerospace Services entsteht der Mitteilung zufolge eine Technologiegruppe mit über 1.000 Mitarbeitenden. Neben der Weiterentwicklung des Bestandsgeschäfts eröffne die neue Partnerschaft trotz der aktuellen Weltwirtschaftskrise zusätzliches Wertschöpfungs-, Wachstums- und Innovationspotenzial. Durch die Integration gehöre die GA-Europe Gruppe künftig zu den wenigen Unternehmen in Deutschland, die alle Zulassungen zur Entwicklung, Produktion und Wartung von zivilen Flugzeugen besitzen.

Standort Oberpfaffenhofen soll erhalten bleiben

Harald Robl, Geschäftsführer von General Atomics Europe, wird in der Mitteilung mit den Worten zitiert: „Wir sind uns der Herausforderungen bewusst, die eine Übernahme dieser Größenordnung gerade im Bereich der Luftfahrt inmitten der aktuellen Corona-Krise bedeutet.“ General Atomics Europe sei jedoch wirtschaftlich robust aufgestellt. Zudem habe sein Unternehmen ein Zukunftskonzept entwickelt, das für GA-Europe und den künftigen neuen Standort Oberpfaffenhofen eine klassische Win-Win-Situation schaffe.

„Wir sind vom großen Potenzial dieses Unternehmens und seiner Mitarbeiter überzeugt und wollen Oberpfaffenhofen perspektivisch zum europäischen Luftfahrtkern der General Atomics Europe Gruppe weiterentwickeln. Zugleich danken wir der Bayerischen Staatsregierung, insbesondere dem Staatssekretär Roland Weigert vom Bayerischen Wirtschaftsministerium, der den Prozess positiv begleitet und unterstützt hat“, so Robl weiter.

Felix Ammann, Geschäftsführer der RUAG Aerospace Services GmbH, ergänzt: „Wir freuen uns sehr, mit General Atomics Europe einen erfahrenen Industriepartner gefunden zu haben, der beste Voraussetzungen mitbringt, um die Geschäftstätigkeiten am Sonderflughafen Oberpfaffenhofen erfolgreich weiterzuführen. Den Standort mit seinen 450 Mitarbeitenden in eine gesicherte Zukunft zu führen, ist die oberste Priorität für RUAG International.“

RUAG Aerostructures nicht betroffen

Die Einigung mit General Atomics Europe sei für RUAG International ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu einer strategischen Neuausrichtung. Am Standort Oberpfaffenhofen beschäftigt RUAG International weiterhin 800 Mitarbeiter für den Flugzeugstrukturbau (RUAG Aerostructures) – dieses Unternehmenssegment ist laut Angaben von dem Verkauf nicht tangiert.

Die General Atomics Europe GmbH mit Hauptsitz in Dresden ist ein mittelständisch geprägtes Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen, das Beteiligungen an acht Tochterfirmen mit insgesamt rund 600 Mitarbeitern hält. Das Leistungsspektrum umfasst neben den Geschäftsaktivitäten im Bereich Luftfahrt die Modernisierung und Instandhaltung von Schienenfahrzeugen, die Entsorgung konventioneller Munition und Explosivstoffe, Spezialbauleistungen und Umweltsanierung, ingenieurtechnische Stahlbetonfertigteile, Umweltüberwachung und Wassertechnologie.

Die heutige GA-Europe hat ihre Wurzeln in der ehemaligen Spezialtechnik Dresden GmbH, die 1992 durch das familiengeführte US-Unternehmen General Atomics übernommen worden war und seither konsequent weiterentwickelt wurde. General Atomics ist ein weltweit agierender Technologiekonzern mit mehr als 10.000 Beschäftigten und hat seinen Hauptsitz in San Diego. Im Rüstungsbereich ist das Unternehmen für die Produktion von so genannten Drohnen, wie der Reaper oder dem Sky Guardian, bekannt. Neben den US-Streitkräften nutzen auch mehrere EU-Staaten Unbemannte Luftfahrzeuge des US-Konzerns. Dieser möchte in Zukunft auch die Bundeswehr als Kunden für seine Drohnen gewinnen.

Die schweizerische RUAG ist in Deutschland nicht nur im Luftfahrtbereich, sondern auch in der Munitionsfertigung für die Bundeswehr tätig. Auch dieses – offenbar gewinnbringende – Geschäft  soll dem Vernehmen nach zum Verkauf stehen.
lah/12/16.10.2020

.i.td-icon-menu-up { display: none; }