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G95A1 und G95KA1 – Finaler Konstruktionsstand des Systems Sturmgewehr Bundeswehr zeichnet sich ab

Waldemar Geiger

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Nach dem Abschluss der sogenannten Taktischen Einsatzprüfung im Rahmen der Integrierten Nachweisführung zeichnet sich ein finaler Konstruktionsstand (K-Stand) des Systems Sturmgewehr Bundeswehr – bestehend aus dem Gewehr G95A1 bzw. G95KA1 sowie VarioRay-Laser-Licht-Modul und Hauptkampfoptik des Typs ELCAN Specter DR 1-4x – ab. Wie hartpunkt aus gut unterrichteten Kreisen erfahren hat, steht zumindest bei den Waffen der finale K-Stand für die auf Basis der HK416 A8 entwickelten Sturmgewehre G95A1 bzw. G95KA1 fest. Bei dem Optikpaket scheint es hingegen noch keine Festlegung zu geben, wobei jedoch eine Lösung als erreichbar gilt.

Vorweg sollte erwähnt werden, dass von der Bundeswehr beschaffte Waffensysteme im Zuge der sogenannten Integrierten Nachweisführung sowohl von der Wehrtechnischen Dienststelle als auch von der Truppe getestet bzw. erprobt werden. Die Integrierte Nachweisführung erfolgt zur Feststellung des sicheren Betriebs sowie der operationellen Eignung eines Produkts. Dazu werden unter anderem Leistungsnachweise des Herstellers gemäß den Vorgaben der Bundeswehr, die Überprüfung der Leistungswerte, die Einsatzprüfung und die Ermittlung der weiteren Betriebsparameter und Funktionsgrenzen des Systems verifiziert. 

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Bestandteil der Integrierten Nachweisführung ist auch die Taktische Einsatzprüfung, bei der die Truppe neue Produkte erprobt und Untersuchungen anstellt inwieweit beispielsweise eingeübte Verfahren weiterhin genutzt oder eventuell abgeändert werden müssen, damit ein neues Produkt zweckgemäß in der Truppe eingeführt werden kann. Beim Sturmgewehr könnten dies beispielsweise Abläufe bei der Bedienung der Waffe sein – wie z.B. das Nachladen, die Störungsbeseitigung oder der technische Dienst.

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Dabei ist es nicht unüblich, dass Änderungen an dem Produkt vorgenommen werden, wie es beispielsweise auch bei der Einführung des G95K (Sturmgewehr Spezialkräfte leicht), dem neuen Spezialkräftesturmgewehr, erfolgt ist. Diese gewünschten Änderungen müssen dann noch in einem Änderungsvertrag mit dem Hersteller geregelt werden, bevor die Serienfertigung der Produkte losgehen kann.

HK416 A8 in der Variante, so wie es in die Ausschreibung rund um das System Sturmgewehr Bundeswehr eingereicht wurde. (Bild: Heckler & Koch)

Am 23. Januar 2023 hatte das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw mit dem Waffenhersteller Heckler & Koch (HK) einen Vertrag über die Herstellung & Lieferung des neuen „System Sturmgewehr“ auf Basis des HK416 A8 geschlossen. Der geschlossene Rahmenvertrag beinhaltet insgesamt 118.718 Sturmgewehre, die große Masse davon in der Variante mit dem längeren Rohr. Grundsätzlich wird es die neue Basiswaffe System Sturmgewehr in zwei Ausführungen geben: Als Version Langrohr- (G95A1 mit 16,5-Zoll-Rohr) und als Version Kurzrohr (G95KA1 mit 14-Zoll-Rohr). Die Mindestbestellmenge liegt bei 13.929 Waffen in der Version Langrohr und 3.104 Waffen in der Version Kurzrohr. Einer damaligen Pressemitteilung des BAAINBw zufolge wurde in einem ersten Schritt die Lieferung von 390 Nachweismustern – 40 Sturmgewehre für die Qualifizierung in der Wehrtechnischen Dienststelle und 350 Waffen für die Einsatzprüfung in der Truppe – beauftragt, welche dem BAAINBw zufolge „unter anderem in verschiedenen Klimazonen“ erprobt werden bzw. dem „Vergleich mit der durch den Hersteller im Vergabeverfahren eingereichten Waffen“ dienen sollten. Die Einführung der Serienwaffen wurde für 2026 angekündigt.

Bundeswehrsoldaten im Rahmen der Taktischen Einsatzprüfung mit unterschiedlichen Varianten des Sturmgewehr G95A1 bzw. G95KA1. (Bild: U.S. Army)

Heckler & Koch hatte Ende 2023 mittgeteilt, dass die für die Erprobung vorgesehenen Sturmgewehre Ende September 2023 an die Bundeswehr übergeben wurden und diese ab Januar 2024 beginnen solle. Im Rahmen der Erprobung wurden die gelieferten Gewehre im Inland sowie im Ausland unter arktischen, wüstenähnlichen und tropischen Klimabedingungen eingesetzt. Von den Tests in der Wüste (Yuma) und in den Tropen (Panama) sind im September erste Bilder aufgetaucht, nachdem die U.S. Army einen Artikel über die Erprobung veröffentlicht hatte. Aus den Bildern ist ersichtlich, dass die Waffen in mehreren unterschiedlichen Konfigurationen getestet wurden. Erkennbar sind unterschiedliche Handschutzvarianten und -längen, unterschiedliche Schulterstützen und Griffstücken. Aber auch die Kompatibilität der Waffe mit unterschiedlichen Optiken wurde offenbar erprobt, da die Waffen nicht nur mit dem ELCAN Specter DR 1-4x abgebildet wurden.

Gut informierten Kreisen zufolge weist der final vereinbarte Konstruktionsstand des G95A1 und G95KA1 tatsächlich Anpassungen zu der Waffenversion auf, die als finaler Sieger aus dem Vergleichswettbewerb rund um die G36-Nachfolge hervorgegangen ist. So werden die Serienversionen der Waffe über einen längeren Handschutz (Hkey) verfügen, der bis zum Mündungsfeuerdämpfer reicht, ähnlich wie es auch beim G95K der Spezialkräfte gelöst wurde. Auch das Griffstück wurde dem des G95K angepasst, so dass es jetzt über einen weniger flachen Winkel verfügt. Ähnliches gilt für die Schulterstütze, welche nun über keine verstellbare Wangenauflage mehr verfügen wird und somit auch der des G95K ähnelt. Zudem wird die Waffe über eine um 45-Grad abgewinkelte Kimme-und-Korn-Notvisierung verfügen. Diese Erlaubt es, die Waffen trotz ausgefallenem Hauptkampfvisier weiterhin zielsicher einzusetzen, ohne dass die Optik abgenommen werden muss.

Bundeswehrsoldaten im Rahmen der Taktischen Einsatzprüfung. (Bild: U.S. Army)

Das HK416 A8 ist ein indirekter Gasdrucklader mit Kurzhub-Gaskolbensystem und Drehkopfverschluss im Kaliber 5,56 x 45 mm. Die Waffe ist mit einer verstellbaren Gasabnahme für Normal- und Schalldämpferbetrieb ausgestattet. Die Schulterstütze lässt sich in der finalen K-Stand-Variante nur noch in der Länge verstellen.

Wie auch das G95K verfügen auch die G95A1 und G95KA1 über den beidseitig bedienbaren Sicherungs- und Feuerwahlhebel mit dem 45-Grad-Schaltweg. Magazinhaltehebel und Kammerfang sind ebenfalls beidseitig bedienbar. Weiterhin lässt sich werkzeuglos der Kammerfang deaktivieren, so dass die Waffe im Bedarfsfall nach der letzten verschossenen Patrone geschlossen bleibt.

Waldemar Geiger