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G 36 hat doch ein Präzisionsproblem

Die Standardwaffe der Bundeswehr, das Sturmgewehr G36, schießt  nach Angaben der Bundeswehr  und entgegen der bisher vertretenen Position insbesondere bei Erwärmung und hohen Außentemperaturen nicht mehr genau. Wie Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen am Montag mitteilte, weisen die vorläufigen Berichte einer Expertenkommission in eine eindeutige Richtung:  Es sehe so aus, dass das G36 ein Präzisionsproblem habe, insbesondere bei hohen Temperaturen, sagte die Ministerin. Bisher wurden  für das erratische Schussverhalten  lediglich Munitionslieferungen „eines Herstellers“ verantwortlich gemacht.

Nach Angaben des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Volker Wieker,  wird zusammen mit dem unabhängigen Ernst-Mach-Institut in Freiburg (EMI), der WTD 91, dem Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk- und Betriebsstoffe und unter Beteiligung aller Teilstreitkräfte eine „abschließende Perspektive auf die Fähigkeiten des Sturmgewehrs“ erarbeitet. Das Verfahren sei formell noch nicht beendet.  Die Bewertungsbeiträge enthalten jedoch folgende Feststellungen zum G36:

1. Präzisionseinschränkungen des G36 seien bei schussinduzierter Erwärmung und durch Änderungen der klimatischen Umweltbedingungen aufgetreten.
2. Präzisionseinschränkungen des Gewehres seien mit allen untersuchten Munitionsarten und –losen festgestellt worden.
3. Die Untersuchungen zum Präzisionsverhalten beim System G36 haben eindeutig eine Fähigkeitslücke in einem bestimmten Szenario aufgezeigt.
4. Die Präzisionseinschränkungen seien beim G36 signifikant größer als bei den untersuchten Vergleichswaffen. Das G36 sei eindeutig Teil des Problems (d.h. nicht nur die Munition oder sonstige Faktoren).
5. Für eine Übergangszeit könne das G36 weiter genutzt werden

Anfang vergangenen Jahres hatte die Bundeswehr noch mitgeteilt, dass „durch umfangreiche Untersuchungen eines unabhängigen Sachverständigen, das Ernst-Mach-Institut der Fraunhofer Gesellschaft“, eindeutig widerlegt wurde, dass  die Ursache des veränderten Treffverhaltens bei der Waffe G36 liege. „Ursache sind vielmehr einzelne Munitionslieferungen (Lose) eines Herstellers“, hieß es damals. Das Ernst-Mach-Institut kommt 2015 offenbar zu einem ganz  anderen Ergebnis.

Aus den neuesten Erkenntnissen zieht Wieker den Schluss, dass das Gewehr für den Grundbetrieb – also bei Ausbildung und Übungen –  für eine Übergangszeit weiter zu nutzen ist.  Für die Einsatzgebiete will Wieker  eine Weisung erlassen, die Vorgaben zum Einsatz von Handwaffen enthalten soll, „um den Defiziten des G 36 Rechnung zu tragen“.

lah/12/30.3.2015

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