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Fregatte 125 auch für Abwehr von Raketen vorgesehen

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Die neuen vornehmlich für Stabilisierungsoperationen entworfenen Fregatten des Typs F 125 sind nach Aussage des SPD-Bundestagsabgeordneten Karl-Heinz Brunner grundsätzlich für die Abwehr von Raketen geeignet. „Die Fähigkeit ist gegeben“, sagte Brunner im Interview mit hartpunkt.de.

BrunnerDer SPD-Bundestagsabgeordnete Karl-Heinz Brunner sieht keine Gefahr für den Airbus-Standort Ulm, der zum Verkauf steht.
Foto: Bundestag/Thomas Imo/photothek

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Als Schlüsselelement für die Bekämpfung von Bedrohungen aus der Luft gilt ein neuartiges Schiffsradar, das bei Airbus am Standort Ulm entwickelt wird. Abgestimmt auf die endgültige Leistungsfähigkeit des Radars würden am Ende die Schiff-Luft-Raketen beschafft, sagte Brunner. „Man will jedoch nicht unbedingt eine Eigenentwicklung bei den Raketen“, betonte er. Für die Flugabwehr im Nahbereich sind die Fregatten mit Raketen des Typs RAM und Rohrwaffen ausgestattet. Für die einzurüstenden Abwehrraketen gibt es noch Platz auf dem Vorschiff zwischen RAM-Starter und Hauptgeschütz.

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Aufklärung für Brunner Schlüsseltechnologie

Für den Abgeordneten mit dem Wahlkreis Neu-Ulm steht außer Frage, dass vor dem Hintergrund der Diskussion um wehrtechnische Kernfähigkeiten in Deutschland Radartechnologie dazugehört. „Ich sehe Aufklärung als gesetzte Schlüsseltechnologie“, sagte er. „Wir haben lieber die Entwicklung von Software, dessen Quellcode wir kennen.“ Dagegen müssten weitere Schlüsselfähigkeiten der deutschen Rüstungsindustrie im Rahmen der Diskussion zwischen den beteiligten Ministerien festgelegt werden.

Gegenwärtig konzentriert sich am Airbus-Standort Ulm quasi die gesamte deutsche Radarentwicklung und -fertigung. Allerdings will Airbus Ulm sowie zwei weitere Niederlassungen verkaufen. Brunner sieht jedoch keine unmittelbare Bedrohung für die Technologiekompetenz und Arbeitskräfte. „Der Standort ist nicht in Gefahr“, meint er. In allen drei Niederlassungen herrsche Ruhe in der Belegschaft. Dies begründet Brunner mit den Bedingungen, die an einen Verkauf geknüpft sind. So wolle Airbus weiterhin Generalabnehmer der dort erzeugten Produkte bleiben, ähnlich einem so genannten Sale-and-lease-back-Modell. Vor diesem Hintergrund sei es fraglich, ob der Luftfahrt- und Technologiekonzern einen Käufer finde, der bereit sei, den gewünschten Preis zu bezahlen und dann nur an Airbus liefern dürfe. Selbst Finanzinvestoren hätten bei diesem Geschäftsmodell nur wenig „Beinfreiheit“.

Entscheidung für MEADS-Radar steht noch aus

Nach der Entscheidung des Verteidigungsministeriums für die Beschaffung des Luftverteidigungssystems MEADS muss noch festgelegt werden, wer das MEADS-Radar mit großer Reichweite entwickeln wird. „Ulm kommt vom Mitarbeiterbestand, der Technologie und der Ausrichtung der Universität eher in Frage als Manching“, sagte Brunner. Man könne eine Entwicklung außerdem einfacher auf bereits vorhandenen Komponenten aufbauen. Letztendlich müsse allerdings das Konsortium um die Firma MBDA eine Entscheidung treffen. Möglicherweise wolle auch MBDA sein Radar-Expertise ausbauen, räumte Brunner ein.

Als eine Zukunftstechnologie sieht der SPD-Politiker Drohnen, sowohl für den Einsatz in der Luft als auch unter Wasser. Diese werden seiner Meinung nach eine große Rolle spielen. Denn „ohne Aufklärung gibt es keinen Frieden“, ist er überzeugt, weil mit Hilfe unbemannter Luftfahrzeuge verlässlich Truppenbewegungen sowie Auf- und Abrüstung beobachtet werden könnten.

Als eine weitere friedenssichernde Maßnahme, sieht Brunner gegenseitige Befehlsunterstellungen von Einheiten der Bundeswehr mit Partnerstaaten. Damit gebe man den Nachbarländern mehr Sicherheit. Der SPD-Politiker wünscht sich grundsätzlich eine breitere öffentliche Diskussion über europäische Streitkräfte.

Cybersicherheit sollte verbessert werden

Die Cybersicherheit ist ein anderes wichtiges Thema, das Brunner im Fokus sieht. „Die Bedrohung im Cyberraum wird noch immer unterschätzt“, sagt er. So sei es möglich, die Software von Verkehrsflugzeugen zu hacken und diese vom Boden aus fernzusteuern. Man müsse sich vor Augen führen, wie viele Flugzeuge und Züge in Deutschland auf Kollisionskurs gehen könnten. Während es die Teilstreitkräfte Heer, Marine und Luftwaffe gebe, „haben wir keinen Inspekteur für Cyber“, kritisierte der SPD-Politiker.
lah/8.7.2015