Die Royal Air Force (RAF) hat mit StormShroud ein neues unbemanntes Luftfahrzeug in Dienst gestellt, das als unbemanntes Begleitflugzeug die F-35B- und Eurofighter-Typhoon-Kampfflugzeuge bei der Bekämpfung der gegnerischen Luftverteidigung unterstützen soll, wie die RAF in einem Artikel vom 2. Mai mitgeteilt hat.
StormShroud ist das erste Waffensystem einer Familie autonomer kollaborativer Plattformen, heißt es in der Bekanntmachung, die darauf hinweist, dass weitere Varianten folgen werden, die die RAF bei verschiedenen Missionen unterstützen werden. Entwickelt wurde der StormShroud von den britischen Defence Science and Technology Laboratories (DSTL), dem RAF Rapid Capabilities Office und den Unternehmen Tekever und Leonardo, die die Flugzeugzelle bzw. die Nutzlast für die elektronische Kampfführung liefern.
„Die aus dem Krieg in der Ukraine gezogenen Lehren haben die Produktion von StormShroud vorangetrieben, und es hat nur ein Jahr gedauert, seit die dringende Fähigkeitsanforderung (Urgent Capability Requirement, UCR) gebilligt wurde, um die neue Fähigkeit zu liefern, was die Programmdauer und die Kosten erheblich reduziert hat“, heißt es in dem Beitrag weiter. Das Vorhaben wird als „eine der ersten Hochrisikofähigkeiten der RAF beschrieben, bei der Spitzentechnologie mit einem ausgewogenen und risikobewussten Ansatz in den Dienst gestellt wird, um übermäßige Zeit- und Kosteneinbußen zu vermeiden“. Was darauf hindeutet, dass die bei StormShroud eingesetzten Systeme unter Inkaufnahme eines gewissen programmatischen Risikos in Dienst gestellt wurden.
Klassischerweise müssen britische Programme die gesamte Entwicklung einer Plattform durchlaufen, bevor sie in Dienst gestellt wird, um das Risiko weitestgehend zu minimieren und sicherzustellen, dass das finale System den Anforderungen der Nutzer entspricht. Es ist daher anzunehmen, dass StormShroud im Rahmen der Nutzung weitere Entwicklungsspiralen durchlaufen wird, um den Bedürfnissen der RAF besser gerecht zu werden.
In diesem Zusammenhang gibt es einige Dinge, die es wert sind, diskutiert zu werden: kollaborative Kampfflugzeuge und Störungsmodalitäten. Das Element des unbemannten kollaborativen Kampfflugzeugs deutet im Wesentlichen darauf hin, dass der StormShroud sich mit bemannten Flugzeugen koordiniert und ihnen wahrscheinlich vorausfliegt, um feindliche Radare und Luftverteidigungsnetze aufzuspüren und sie zu überlisten, vermutlich ohne selbst abgeschossen zu werden. Der Einsatz des an Bord befindlichen Systems BriteCloud von Leonardo ist dabei von zentraler Bedeutung, da es „Geistersignale“ liefert, die das Radar nicht stören, sondern es zu falschen Rückmeldungen verleiten sollen.
Die Störung eines Radars beruht überwiegend auf dem Prinzip der Nutzung von „brachialer Gewalt“ im elektromagnetischen Spektrum, bei dem ein Radarsignal durch ein stärkeres Signal überlagert wird. Da die Signalstärke mit zunehmender Entfernung abnimmt, muss die Störleistung zunehmen, je sobald sich der Störsender dem Ziel nährt. Dies ist eine starke vereinfachte Darstellung des Wirkprinzips, denn es gibt viele Faktoren, die bei der Störung eine Rolle spielen, wie z. B. das Wechseln von Frequenzen usw., aber im Großen und Ganzen ist für diesen Ansatz viel Energie erforderlich, was in der Vergangenheit nur mit einer größeren Plattform wie beispielsweise dem EA-18G Growler – zumindest für die Rolle des Escort Jammings – möglich war. Der Lösungsansatz der RAF scheint deutlich kleiner und kostengünstiger auszufallen, unklar bleibt aber ob StormShroud als Escort- oder Stand-In-Jammer genutzt werden soll.
StormShroud wird von der 216 Squadron der RAF eingesetzt und betrieben, die 2020 umstrukturiert wurde und speziell für die Erprobung und das Experimentieren mit neuen unbemannten Fähigkeiten zuständig ist. Sie wird mit dem Personal der Royal Auxiliary Air Force und dem RAF-Regiment zusammenarbeiten, um in feindlichen Gebieten eingesetzt zu werden und mit den Typhoon und F-35-Geschwadern zusammenzuarbeiten, heißt es in der Ankündigung. Es scheint, dass StormShroud von einem Standort aus eingesetzt wird und entweder mit den bemannten Flugzeugen der RAF auf dem Weg zu einem Einsatz zusammentrifft oder sogar unabhängig von ihnen eingesetzt werden kann, um seine Mission unabhängig durchzuführen.
„Autonome kollaborative Plattformen werden die Art und Weise revolutionieren, wie wir eine Reihe von Missionen durchführen, von der Aufklärung bis hin zu Angriffen und logistischer Unterstützung. Wir freuen uns, an der Spitze dieser Innovation zu stehen und arbeiten eng mit Partnern aus der Industrie zusammen, um die Möglichkeiten zu erforschen“, erklärte der Chef des RAF-Luftwaffenstabs, Air Chief Marshal Sir Rich Knighton, und spielte damit auf die anderen Rollen an, die kollaborative Kampfsysteme einnehmen könnten. Auch andere Streitkräfte und Rüstungsunternehmen arbeiten an der Nutzung kollaborativer Kampfflugzeuge, um die Luftüberlegenheit durch Luft-Luft-Kämpfe zu unterstützen; Die Luftwaffe will beispielsweise solche Systeme noch vor dem FCAS einführen.
Technisches Profil: StormShroud
StormShroud basiert auf der AR3-Plattform von Tekever und der BriteCloud-Nutzlast für die elektronische Kriegsführung von Leonardo; beide werden im Vereinigten Königreich hergestellt. Bei der AR3 handelt es sich um ein einsatzerprobtes unbemanntes Luftfahrtsystem mit über 10.000 Einsatzstunden in der Ukraine, wo es laut Tekever in einer Tiefe von 200 km bis 300 km hinter der Front operiert. Der Einsatz der Plattform in diesem Krieg habe zu mehr als 100 iterativen Upgrades geführt, heißt es von Seiten des Unternehmens.
Bei der Plattform handelt sich um einen Starrflügler, der mit einem Katapult gestartet wird und durch das Anbringen von Kipprotoren an den Flügeln zu einem Senkrechtstarter umgerüstet werden kann. Es hat ein maximales Startgewicht von 25 kg einschließlich 4 kg Nutzlast und eine Flugdauer von 16 Stunden in der Standard-Starrflügler-Konfiguration. Die Einsatzreichweite wird von Tekever mit 100 km angegeben, was darauf hindeutet, dass ukrainische Einheiten möglicherweise Signalverstärker oder Relais einsetzen, um ihre AR3 in größerer Entfernung zu betreiben. Das System hat eine Marschgeschwindigkeit von 75 bis 90 km/h, eine Spannweite von 3,5 m und eine Länge von 1,9 m. Es scheint von einem konventionellen Schubpropeller angetrieben zu werden, was die Einschätzung unterstützt, dass es in Zusammenarbeit mit, aber unabhängig von Starrflüglern operieren wird. Da die Plattform eine Reihe von Nutzlasten tragen kann, könnten die AR3 oder die anderen Drohnen von Tekever für das kürzlich angekündigte Projekt Corvus der British Army geeignet sein, das der Royal Artillery eine Zielerfassung mit großer Reichweite ermöglichen soll.
BriteCloud von Leonard ist ein bekanntes System, das digitale Funkfrequenzspeicher (DRFM) verwendet, um feindliche Radare zu täuschen und zu unterdrücken. BriteCloud ahmt im Wesentlichen Radarfrequenzen nach. Die DRFM-Technologie empfängt Radarsignale und erzeugt dann ein Rücksignal, das auf dem Design des Radars basiert und ein falsches Bild des Geschehens vermittelt. Dies könnte zum Beispiel bedeuten, dass keine Flugzeuge anwesend sind oder dass sie sich an einem anderen Ort mit einer anderen Geschwindigkeit befinden usw. All dies würde im Idealfall geschehen, ohne dass die Besatzung der Luftverteidigung merkt, dass sie manipuliert wird. Im Vergleich dazu kann eine konventionelle Störung die Besatzung sehr schnell auf die Anwesenheit feindlicher Flugzeuge aufmerksam machen.
Autor: Sam Cranny-Evans. Der Beitrag erschien erstmalig am 3.05.2025 in englischer Sprache auf der hartpunkt-Partnerseite Calibre Defence.