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Elektronischer Kampf – Auswahlentscheidung erwartet

Die Luftwaffe will ihre Fähigkeit zur Bekämpfung von Radaranlagen und Luftverteidigungsstellungen vom Tornado auf den Eurofighter übertragen.In einem ersten Schritt sollen dazu 15 Eurofighter die Befähigung zum elektronischen Kampf erhalten. Während damit die Trägerplattform und der Produzent Airbus Defence and Space (ADS) bereits gesetzt ist, hat das Verteidigungsministerium noch nicht bekanntgegeben, welches Unternehmen für die Lieferung der elektronischen Ausstattung der Flugzeuge beauftragt wird. Allerdings dürfte hier bald Klarheit herrschen: „Eine Entscheidung zur Realisierung des Vorhabens auf Grundlage einer formalen Auswahlentscheidung erfolgt zeitnah“, schreibt der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Thomas Hitschler, am 25. April als Antwort auf eine entsprechende Frage des CSU-Verteidigungspolitikers Reinhard Brandl.  Gerüchten zufolge könnte noch in der laufenden Woche eine Auswahlentscheidung erfolgen.

Der Bundestagsabgeordnete Brandl wollte von der Bundesregierung über den aktuellen Stand im Verfahren zur Entwicklung und Kauf des Eurofighters ECR informiert werden. Überdies fragte Brandl nach Details zur Finanzierung des Vorhabens und ob dies mit Finanzmitteln aus dem Einzelplan 14 oder aus dem Sondervermögen Bundeswehr gesichert werde.

Nach Angaben von Staatssekretär Hitschler, sind sowohl die Studien zur Prüfung marktverfügbarer Lösungen als auch die Untersuchungen zur Integrierbarkeit der potenziellen Marktlösungen in das Flugzeug bereits im Februar dieses Jahres abgeschlossen worden. Marktgerüchten zufolge soll der schwedische Konzern Saab gute Chancen für eine Auftragserteilung haben. Unklar ist für Marktbeobachter allerdings im Augenblick noch, nach welchem Beschaffungsregeln der Prozess umgesetzt werden soll. So hat es dem Vernehmen nach lediglich eine so genannte Marktsichtung gegeben, für die die IABG hauptverantwortlich gewesen sein soll. Dabei wurden potenzielle Anbieter nach ihren Lösungen befragt. Wie es heißt, haben dafür eine Reihe von Firmen Vorschläge präsentiert. Neben Saab, die mit dem Start-up Helsing angetreten sind, handelt es sich dabei mindestes um die Anbieter-Konsortien Hensoldt/Rafael sowie ESG/Elisra. Auch die  italienische Elettronica, die nach eigenen Angaben über entsprechende Lösungen verfügen, dürfte Interesse gezeigt haben. Sollten Beschaffungsprozesse nicht entsprechend den Vorgaben umgesetzt werden, besteht nach Einschätzung von Marktkennern eine erhöhe Gefahr, dass unterlegene Bieter gegen die Entscheidung juristisch vorgehen.

Die zum Gesamtvorhaben „Entwicklung und Kauf Electronic Combat and Reconnaissance“ gehörenden Maßnahmen werden laut Hitschler im Sondervermögen Bundeswehr berücksichtigt. Weitere Details seien in den als „geheim“ eingestuften Erläuterungsblättern zum Sondervermögen Bundeswehr des Bundeshaushaltsplans 2023 enthalten.

Im Sondervermögen ist der Posten „Entwicklung und Kauf Eurofighter ECR“ als erstes Vorhaben des Gemeinschaftstitels „Beschaffung Dimension Luft“ aufgeführt. Darin sind unter anderem die Vorhaben „Leichter Unterstützungshubschrauber“, „Weltraumbasiertes Frühwarnsystem“ und „Beschaffung Seefernaufklärer“ enthalten. Für das laufende Jahr sind Ausgaben von 2,34 Milliarden Euro für den Titel eingeplant, in den künftigen Haushaltsjahren sind Verpflichtungsermächtigungen über 7,7 Milliarden Euro vorgesehen. Gerüchten zufolge könnten für die Beschaffung der ECR-Eurofighter womöglich bis zu 4,5 Milliarden Euro eingeplant sein.

Unklar ist im Augenblick noch, ob sich die vier Eurofighter-Nationen Deutschland, Spanien, Italien und Großbritannien bereits auf Details zum nächsten Fähigkeits-Upgrade für das Flugzeug, auch als P4E bezeichnet, geeinigt haben. Airbus wollte dazu auf Nachfrage keine Stellung nehmen. In dieses Upgrade müssten die deutschen Forderungen bezüglich der ECR-Version einfließen, insbesondere wenn aufgrund neuer Pods oder Wingtips umfangreiche Anpassungen am Eurofighter erforderlich sein sollten. Das P4E-Upgrade soll bisherigen Plänen zufolge ab 2028 ausgeliefert werden, im gleichen Jahr, in dem auch die so genannte Initial Operational Capability für den ECR-Eurofighter erreicht werden soll.
lah/9.5.2023

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