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DND und Smartshooter integrieren SMASH auf RGW 90

Waldemar Geiger

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Der deutsche Panzerabwehrhandwaffenhersteller Dynamit Nobel Defence (DND) und der israelische Hersteller Smartshooter haben auf der Rüstungsmesse IDEX 2025 erstmals öffentlich das auf einer RGW-90-Patrone integrierte Feuerleitvisier SMASH präsentiert. Wie ein Vertreter von DND gegenüber hartpunkt erklärte, soll die Integration des neuen Feuerleitvisiers die Trefferwahrscheinlichkeit der Waffe gegen Ziele mit hoher Geschwindigkeit auch auf weite Distanzen deutlich steigern.

Die Leistungsfähigkeit der Kombination konnte einer Aussage des DND-Vertreters zufolge im Rahmen von Feldversuchen erfolgreich nachgewiesen werden, genaue Leistungsparameter wollte er jedoch nicht nennen. Es ist jedoch öffentlich bekannt, dass man mit dem Wirkmittel 90mm, einem in die Bundeswehr eingeführten Vertreter der RGW-90-Familie, mittels des aktuellen Feuerleitvisiers Dynahawk bewegliche Ziele auf eine Entfernung von 400 m erfolgreich bekämpfen kann. Da das SMASH die Trefferwahrscheinlichkeit deutlich steigern soll, dürfte die „neue“ effektive Kampfentfernung auf bewegliche Ziele im Bereich 500 bis 600 m liegen. Darüber hinaus dürfte das SMASH-Feuerleitvisier die praktische Trefferwahrscheinlichkeit des Systems unter Gefechtsbedingungen signifikant steigern, da das SMASH die Schützenstreuung bauartbedingt – siehe dazu Abschnitt SMASH – ausschließen kann.

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Das Vorhaben ist nach Angaben von DND aus Mitteln beider Unternehmen eigenfinanziert worden und hat bereits internationales Kundeninteresse geweckt. In Abu Dhabi wurde eine stationäre Kombination des Systems – RGW 90 eingespannt in eine leichte Waffenstation vom Typ SMASH Hopper – gezeigt. Der Einsatz soll aber nach Aussage von DND auch schultergestützt erfolgen können, dazu wird das Feuerleitvisier dann direkt auf die RGW-90-Patrone geklemmt.

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Ein möglicher Einsatzzweck der Kombination aus RGW 90 und Hopper dürfte in der Rolle als ferngesteuertes Panzerabwehrrichtsystem liegen. Dem Vernehmen nach ist es seitens DND beabsichtigt, das SMASH zukünftig auf die komplette RGW-Familie (auch RGW 110) zu integrieren.

RGW-Familie

Das RGW steht für Recoilless Grenade Weapon (Rückstoßfreie Granatwaffe) und die Zahl – 60, 90 oder 110 – für das Kaliber des Gefechtskopfes in Millimetern. Die RGW-Waffenfamilie ist weltweit in unterschiedlichen Varianten seit mehreren Jahrzehnten im Einsatz und wird von DND stetig weiterentwickelt.

Die Bundeswehr hat Varianten der RGW 90 als Wirkmittelfamilie 90mm seit 2017 bei den Spezialkräften eingeführt, international wird Wirkmittelfamilie 90mm unter dem Namen RGW-90-LRMP-Familie (Long Range Multi Purpose) vermarktet. Das im feuerbereiten Zustand nur rund elf Kilogramm wiegende Wirkmittel 90mm mit dem Effektor Spreng MZ mit einem programmierbaren Mehrzweckgefechtskopf befähigt die Soldaten, ein breites Zielspektrum, bei einer Distanz bis 600 Metern im direkten Schuss (leicht gepanzerte Punktziele und Infrastrukturziele) bzw. bis zu 1.200 Metern im Luftsprengpunkt (ungepanzerte Flächenziele), äußerst zielgenau zu bekämpfen. Am Detonationspunkt werden, beispielsweise bei der Patrone Spreng MZ, ca. 3.500 Wolframschwermetallkügelchen in alle Richtungen über dem Ziel beschleunigt. Neben dem genannten Effektor Spreng MZ wurden durch die Bundeswehr auch weitere Munitionssorten (Antistruktur, Nebel RP, Leucht IR und Übung PT) beschafft.

Neben dem Wirkmittel 90mm verfügt die RGW-90-Familie über eine Anti-Struktur-Patronen sowie mehrere zur Panzerabwehr geeignete Varianten.

Die RGW 90 HH A3 (HEAT/HESH) verfügt über einen Monohohlladungssprengkopf und kann somit auch gegen gepanzerte Fahrzeuge eingesetzt werden. Diesen Munitionstyp gibt es bereits in der dritten Generation. Mit einem Gewicht von ca. siebeneinhalb Kilogramm, können bis zu 700 Millimeter Panzerstahl auf eine Kampfentfernung von 700 Metern (stehend) – die Trefferwahrscheinlichkeit von mehr als 90 Prozent auf 2,3 Meter x 2,3 Meter NATO-Standardziel – durchschlagen werden. Somit können mit der RGW 90 HH A3 beispielsweise Kampfpanzer des Typs T54 oder T72 – vorausgesetzt sie verfügen über keine Reaktivpanzerung – erfolgreich bekämpft werden.

Darüber hinaus bietet DND die RGW 90 HH-T mit HEAT/HESH Tandemhohlladungsgefechtskopf an. Bei ähnlicher Größe zur RGW 90 HH soll diese Munitionsart noch größere Durchschlagsleistungen erzeugen und auch mit Reaktivschutz versehene Panzer bekämpfen können.

Die RGW 110 wurde von DND aufwuchsfähig konzipiert und befindet sich in der letzten Phase der Entwicklung. In der Grundversion wird die RGW 110 über einen Tandemgefechtskopf mit einer der Panzerfaust 3-IT überlegenen Durchschlagsleistung und einer effektiven Kampfentfernung bis 800 m verfügen. DND-Angaben zufolge sollen bis zu 1m Panzerstahl inklusive Reaktivschutz überwunden werden können. Mit einem Meter Länge und 10 kg Gewicht ist die RGW 100 im Vergleich zur Panzerfaust 3 nicht nur kürzer, sondern auch um etwa drei Kilogramm leichter. Nach Angaben des Herstellers ist die volle Integration des Prototypen abgeschlossen, dynamische Schusstests wurden 2020 erfolgreich durchgeführt.

SMASH

SMASH-Feuerleitvisiere kombinieren eine elektrooptische Hardware mit eingebetteter Bilderkennungssoftware und einem ballistischen Rechner. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Visier, das dem Soldaten einen Haltepunkt anzeigt, nach dem die Waffe ausgerichtet werden kann, ermöglicht das SMASH-Visier dem Soldaten, sein Ziel zu verfolgen, es anzuvisieren und genau in der Sekunde zu feuern, die einen Treffer garantiert. Das Feuerleitvisier berücksichtigt dafür eine Reihe von Faktoren: von der Bewegungsrichtung und dem Bewegungstempo des Ziels bis hin zur Ballistik der Waffe, auf der es montiert ist. 

Ist ein Ziel einmal erkannt und festgelegt, errechnet der Algorithmus eine Schusslösung. Unter Berücksichtigung der jeweiligen Bewegung von Ziel und Schützen berechnet das System kontinuierlich den für einen Treffer erforderlichen Haltepunkt. Dieser dynamische Haltepunkt wird kontinuierlich in dem Okular angezeigt und bietet dem Schützen so eine deutlich höhere Trefferwahrscheinlichkeit für jeden Schuss. Der Schütze betätigt den Abzug, das System erlaubt eine Schussauslösung nur dann, wenn der Schütze den Zielpunkt der Waffe über den errechneten Haltepunkt eines vorher markierten Ziels führt. Der Schuss bricht dann automatisch. Eine schützenbedingte Streuung wird somit technisch ausgeschlossen. Sollte der Schütze die Waffe auf konventionelle Weise (manuell) abfeuern wollen, kann er den SMASH-Sperrmechanismus mittels eines Tastendrucks aus- und wieder einschalten.

SMASH Hopper

Mit der SMASH Hopper hat Smartshooter vor wenigen Jahren ein multifunktionales System entwickelt, welches nach Angaben des Unternehmens unterschiedliche Aufgaben – vom Einsatz als Feldlafette, über die Funktion als Plattform für ein weitreichendes Sperrsystem, bis hin zur leichten fernbedienbaren Waffenstation – übernehmen kann.

RGW 90 mit SMASH Hopper
In Abu Dhabi wurde eine stationäre Kombination des Systems – RGW 90 eingespannt in eine leichte Waffenstation vom Typ SMASH Hopper – gezeigt. (Bild: hartpunkt)

Das Wirkelement Hopper bildet ein mit einem SMASH-Feuerleitvisier ausgestattetes Waffensystem (bspw. RGW 90, Sturmgewehr oder Maschinengewehr). Eingespannt in eine Hopper-Waffenstation wird die Führung der Waffe durch die Hopper übernommen, ansonsten arbeitet das System nach dem gleichen beschriebenen Prinzip.

Waldemar Geiger