Der israelischen Hersteller Smartshooter hat jüngst eine hochautomatisierte Drohnenabwehrstation für infanteristische Einsätze vorgestellt, die offenbar auch in der Lage ist, Flächendrohnen auf effektive Handwaffendistanzen zu bekämpfen. Wie Michael Fiedler, Geschäftsführer der Smartshooter Europe GmbH, im einem Gespräch gegenüber hartpunkt erläuterte, wurde das System im Rahmen von zwei unabhängigen Events gezeigt. Bei den Veranstaltungen handelte es sich demnach um die „Counter Uncrewed Aerial Systems Sandbox 2024“ in Kanada sowie die Snajper 2024, ein internationales Scharfschützensymposium in Polen.
Fiedlers Aussagen zufolge konnte die Smartshooter-Drohnenabwehrlösung im Rahmen der Schießvorführung in Kanada erstmals einen Abschuss einer Flächendrohne nachweisen. Die rund 60 km/h schnelle Drohne konnte Fiedlers Ausführungen zufolge auf einer Entfernung von 280 m erfolgreich bekämpft werden.
Bei der Drohnenabwehrlösung handelt es sich um eine Kombination aus Smartshooters leichter Waffenstation vom Typ SMASH Hopper sowie einer Sensoreinheit Meduza X des israelischen Hersteller Third Eye Systems.
„Das System ist vergleichsweise klein, leicht und portabel. Es ist leicht in der Anwendung und verfügt über eine geringe Signatur“, beschreibt Fiedler die Vorteile der neuen Drohnenabwehrlösung. „Dadurch, dass die Detektion dank des auf Basis der Bildauswertung arbeitenden Systems vollkommen passiv abläuft, kann es die eigene Position nicht verraten“, ergänzt der Geschäftsfüher von Smartshooter Europe.
Wirkmittel
Mit der SMASH Hopper hat Smartshooter vor wenigen Jahren ein multifunktionales System entwickelt, welches nach Angaben des Unternehmens unterschiedliche Aufgaben – vom Einsatz als Feldlafette, über die Funktion als Plattform für ein weitreichendes Sperrsystem, bis hin zur leichten fernbedienbaren Waffenstation – übernehmen kann.
Das Wirkelement der Hopper bildet ein mit einem SMASH-Feuerleitvisier ausgestattetes Sturmgewehr. SMASH-Feuerleitvisiere kombinieren eine elektrooptische Hardware mit eingebetteter Bilderkennungssoftware und einem ballistischen Rechner. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Visier, das dem Soldaten einen Haltepunkt anzeigt, nach dem die Waffe ausgerichtet werden kann, ermöglicht das SMASH-Visier dem Soldaten, sein Ziel zu verfolgen, es anzuvisieren und genau in der Sekunde zu feuern, die einen Treffer garantiert. Das Feuerleitvisier berücksichtigt dafür eine Reihe von Faktoren: von der Bewegungsrichtung und dem Bewegungstempo des Ziels bis hin zur Ballistik der Waffe, auf der es montiert ist. Eingespannt in eine Hopper-Waffenstation wird die Führung der Waffe durch die Hopper übernommen, ansonsten arbeitet das System nach dem gleichen beschriebenen Prinzip.
Sensorik
Bei der Sensoreinheit Meduza X handelt es sich um ein vollkommen passiv arbeitendes 360-Grad-Detektionssystem für Drohnen. Die visuelle Detektion erfolgt mittels einer Kombination aus Wärmebildsensoren sowie elektrooptischen Kameras.
Am Himmel erkannte Objekte werden anhand einer unternehmenseigenen Bedrohungsdatenbank in Echtzeit abgeglichen und entsprechend klassifiziert.
Funktionsprinzip der Drohnenabwehrstation
An den Einsatzort verbracht und aufgestellt kann das rund 25 kg wiegende Gesamtsystem – rund 15 kg entfallen auf die Hopper und 10 kg auf die Meduza-X-Sensoreinheit – innerhalb weniger Minuten in Betrieb genommen werden. Ist dies erfolgt, wird die Umgebung völlig autonom nach potenziellen Drohnenbedrohungen abgetastet.
Im Falle einer Aufklärung einer Drohne durch die Meduza X übermittelt Fiedlers Ausführung zufolge die Sensoreinheit die relative Position der Drohne im Raum mittels Angabe von Richtungswinkel und Elevation. Ein im Loop befindlicher Bediener bestätig die Eingabe, so dass die Hopper unmittelbar im Anschluss vollautomatisiert auf die Position der Drohne schwenkt, diese ins Ziel nimmt und eine präzise Schusslösung ermittelt. Nach Zielaufnahme durch den Bediener erfolgt der Bekämpfungsvorgang erneut vollautomatisiert und die Meduza X geht wieder dazu über, den Himmel nach neuen Bedrohungen abzutasten.
Da der komplette Prozess – bis auf den Man-in-the-Loop-Anteil – vollautomatisiert abläuft, vergehen von der Entdeckung bis zur Bekämpfung der Drohne nur wenige Sekunden. Zudem sind nur wenige Schuss für die Bekämpfung einer Drohne notwendig.
Waldemar Geiger