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Bundeswehr erhält Troposcatter für die Fernmeldekommunikation auf weite Distanzen

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Die Bundeswehr wird nach Jahrzehnten wieder Troposcatter zur kabelungebundenen Kommunikation über große Entfernungen erhalten. Wie aus einer Mitteilung auf der europäischen Vergabeplattform TED hervorgeht, sollen vier verlegefähige Troposcatter-Systeme inklusive Ausbildung und Support für eine Proof-of-Concept-Untersuchung beschafft werden. Konkret handelt es sich den Angaben zufolge um vier Systeme Comtech MTTS mit 1.000 Watt Leistung.

Den Zuschlag hat die JK Defence & Security Products GmbH erhalten. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben der exklusive Vertriebspartner für Comtech Systems aus den USA mit Sitz in Florida. Es handele sich um den weltweit führenden Produzenten von digitalen Tropscatter-Systemen mit einem geschätzten Marktanteil von 90 Prozent, schreibt JK Defence & Security Products auf seiner Homepage.

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Troposcatter, auch als Troposphärenfunk bezeichnet, ist eine spezielle Art des Richtfunks, bei dem die ausgestrahlten Funkwellen an der Troposphäre in einer Höhe von etwa 13 Kilometern zurückgeworfen werden. Im Gegensatz zu Richtfunkstrecken sind größere Reichweiten möglich, da keine direkte Sichtlinie erforderlich ist. Im Kalten Krieg wurde beispielsweise eine fest installierte zivile Richtfunkverbindung zwischen Westberlin und Torfhaus im Oberharz durch eine Troposcatter-Verbindung ergänzt.

Troposphärenfunk erlaube gehärtete BLOS-Reichweiten von bis zu 200 Kilometern bei Bandbreiten bis 210 Mbps und niedrigen Latenzen, heißt es auf der Seite von JK Defence & Security Products. Damit leisteten Troposcatter einen wichtigen Beitrag zur militärischen Kommunikation, insbesondere dort, wo Satellitenkommunikation nicht zur Verfügung stehe.

Nach den Planungen der Bundeswehr sollen Troposcatter im Rahmen den Tactical Wide Aerea Network (TaWAN) ein Element für die Kommunikationskette von den Einsatzgebieten der Bundeswehr an der Ostflanke der NATO bis zurück nach Deutschland darstellen. Dass die vier Systeme im Rahmen eines Proof of Concept beschafft werden, deutet auf einen höheren Bedarf hin. Gut informierte Kreise gehen davon aus, dass ein Rahmenvertrag mit einer Laufzeit bis sieben Jahre für den Kauf einer niedrigen zweistelligen Zahl von Systemen folgen könnte. Die vier ersten Systeme, mit denen zwei sogenannte Links realisierbar sind, könnten dem Vernehmen nach womöglich im August geliefert werden, so dass bis Jahresende Testergebnisse vorliegen dürften. Beobachter schätzen, dass die Kosten für vier Systeme einen zweistelligen Millionenbetrag knapp erreichen.

Exemplarische Darstellung des Ausbreitungspfads bei einer Tropscatter-Verbindung. (Bild: JK Defence)

Beschafft werden die Systeme im Rahmen eines Verhandlungsverfahrens ohne Aufruf zum Wettbewerb, wie aus der TED-Mitteilung hervorgeht. Die Direktvergabe wird damit begründet, dass der Auftrag nur von einem bestimmten Wirtschaftsteilnehmer ausgeführt werden könne, da aus technischen Gründen kein Wettbewerb vorhanden sei.
lah