Die britischen Streitkräfte führen unter der Leitung des teilstreitkräftegemeinsamen Strategic Command (StratCom) die Ausbildung von FPV-Drohnenpiloten durch. Dies geht aus einem am 31.08.2024 auf der Homepage des britischen Militärrundfunks British Forces Broadcasting Service (BFBS) veröffentlichten Beitrag hervor. Demnach soll mit der Ausbildung der im Ukrainekrieg deutlich gestiegenen Bedeutung unbemannter Systeme als Wirkmittelträger Rechnung getragen werden.
Der dreiwöchige Lehrgang erfolgt nach vorheriger Eignungsfeststellung in der als jHub Drone Academy bezeichneten Ausbildungseinrichtung. Aktuell hat nach Angaben der britischen Streitkräfte die 16. Air Assault Brigade ein Auswahlverfahren seiner bereits vorhandenen Drohnenbediener durchgeführt, um geeignetes Personal für die Fortbildung zu identifizieren. Im Rahmen des Prozesses mussten Bediener schwerpunktmäßig eine FPV-Drohne mit einer Virtual-Reality-Brille bedienen. Diese für den menschlichen Gleichgewichtssinn herausfordernde Form der Drohnensteuerung kann insbesondere bei diesbezüglich empfindlichen und untrainierten Personen zu Übelkeit führen. Darüber hinaus sind FPV-Drohnen nicht nur deutlich agiler als konventionelle Drohnen, die bei den Streitkräften eingeführt sind, sondern auch mit weniger Assistenzsystemen ausgestattet, was zwar die Stückkosten deutlich senkt, aber auch permanente Aufmerksamkeit und Steuerungsimpulse durch den Bediener erfordert.
Im Rahmen der Ausbildung sollen die ausgewählten Bediener mit den kompakten und kostengünstigen FPV-Drohnen sowohl die Zielerfassung mit den Systemen in der One-Way-Rolle als auch den Abwurf von Wirkmitteln mit wiederverwendbaren Systemen erlernen. Damit soll die Feuerkraft und Reichweite auf der untersten taktischen Ebene, vornehmlich von Infanterieverbänden, deutlich gesteigert werden. Mit diesem Ansatz, so Sergeant Adam Barnes, der in der Air Assault Brigade für die Drohnenausbildung verantwortlich ist, können ansonsten zur Unterstützung der Infanterie eingesetzte Waffen wie Mörser oder Rohrartillerie teilweise entlastet werden. Zudem können vergleichsweise kleine Trupps selbständig eine bisher unerreichte Feuerkraft in eine beachtliche Tiefe projizieren.
Das aktuell gestartete Ausbildungsprogramm für FPV-Drohnenbediener, das durchaus den Charakter einer Bestenauslese hat, zeigt eine Stärke der britischen Streitkräfte. Dort setzt man schon seit geraumer Zeit auf die Ausbildung von Drohnenführern in der Fläche. Aus diesem nicht zu unterschätzenden Personalpool können nach vorheriger Auswahl geeignete Lehrgangsteilnehmer mit nicht unerheblichen Vorkenntnissen und Erfahrungen im Umgang mit unbemannten Luftfahrzeugen für das Programm generiert werden.
Kristóf Nagy